al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Montag, 31. Januar 2011

"Auf Repression ist keine Zukunft zu bauen"

Israels Premier Benjamin Netanjahu hat sich gern und oft über die Demokratiedefizite in der arabischen Welt ausgelassen. Er hat sie sogar zu den größten Hindernissen gezählt, um Frieden zu schließen. Doch jetzt, da das Volk in Ägypten nach Freiheit, Würde und Gerechtigkeit verlangt, ist Israel geradezu erschrocken.
Bei der Frankfurter Rundschau gehts weiter.

Khaled Said nicht Obama!


Nein, liebe Zeit, auf dem Plakat ist nicht Obama abgebildet, wie er einen Mubarak in der Hand hält. Die Zeichnung stellt den im Juni letzten Jahres von Mubaraks Polizeiapparat brutal ermordeten Khaled Said dar.



Er ist zu einer Ikone der ägyptischen Demonstranten geworden.
Auch wenn sein Name hier, im Gegensatz zum Name Neda, kaum jemand kennt.

Sonntag, 30. Januar 2011

Die "Stabilität" im Nahen Osten

Seit spätestens Anfang Januar ist ein bestimmtes Wort in aller Munde, wenn es um die Proteste in der arabischen Welt geht. Und das Wort taucht immer häufiger in den Berichten der Zeitungen auf, weil man sich nichts sehnlicher wünscht für den Nahen Osten.

Das Wort ist nicht "Demokratie" sondern "Stabilität".
Kaum ein Bericht über die Zustände in Tunesien, Ägypten, Jordanien und Jemen, in dem nicht in bangen Worten um die "Stabilität" der Region gefürchtet wird. Eine Stabilität die angeblich in den vergangenen Jahren geherrscht habe und den Nahen Osten relativ sicher machte.

Aber was ist das eigentlich für eine Stabilität, wenn ein Oppositioneller jeden Tag fürchten muss, womöglich zu weit gegangen zu sein?
Wenn Menschenrechtler, von Kairo bis Tunis immer auf dem schmalen Grad zwischen Knast und gerade so legitimer Meinungsäußerung balancieren müssen.
Wenn Journalisten sich bei jedem Satz, bei jedem Wort überlegen müssen, ob es vielleicht für lange Zeit das letzte sein wird, welches sie abtippen.
Das soll die Stabilität sein, die angeblich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten den Nahen Osten mit all seinen brutalen Diktaturen, ob nun pro- oder anti-westlich, ausmachte?

Denn was man in unseren Breitengraden unter Stabilität versteht, ist die Sicherheit Israels und in etwas weiterem Rahmen auch die Sicherheit europäischer und US-amerikanischer Staaten und Interessen. Stabilität heißt für Araber Status Quo, also keine politische Beteiligung, keine freie Meinungsäußerung und Unterdrückung.
Aber nur so war es Israel möglich mit Ägypten und Jordanien Frieden zu schließen. Dies ist allen Beteiligten wohl bewusst und deshalb werden seither die arabischen Diktaturen unterstützt, um sich vor den Interessen der arabischen Bevölkerungen zu schützen.
Denn eines ist sicher: sobald die arabischen Bevölkerungen in politischen Dingen selbst entscheiden können, dann wird es für die israelische Regierung äußerst schwierig werden, ihre gegenwärtige Politik weiterhin unwidersprochen durchsetzen zu können.

Gänzlich Naive sehen in einer demokratischen, arabischen Welt sogar ein Ende der Feindschaft gegenüber dem israelischen Staat. Hätten doch gerade die arabischen Diktatoren jahrelang ihre Bevölkerungen mit anti-israelischer Propaganda ruhig gestellt.
Als ob die israelische Politik nicht selbst genug Verachtung in der arabischen Bevölkerung hervorrufen würde. Dazu braucht es sicherlich keine arabischen Diktatoren, die die Bevölkerungen anstacheln.
Es mag uns ja wenig interessieren, wenn palästinensische Familien im israelischen Bombenhagel ums Leben kommen, die arabischen Brüder und Schwestern von Ägypten bis in den Jemen berührt deren Schicksal aber sehr wohl.

Jahrelang haben viele Leute ihre radikale Parteinahme für Israel mit dem Argument begründet, dass es die "einzige Demokratie im Nahen Osten" sei.
Wo sind diese Leute jetzt, wenn die arabischen Bevölkerungen unter Einsatz ihres Lebens für Demokratie und Veränderung kämpfen?

Hoffen wir das Beste!


"Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Schicksal jeder Revolution auf einer bestimmten Etappe durch den Umschwung in der Stimmung der Armee entschieden wird."
Leo Trotzki

FoxNews und Ägypten

Viel wird geschrieben und geredet über die Ereignisse in Ägypten. Natürlich ist auch viel Mist dabei. Besonders viel Raum in der Berichterstattung bekommen derzeit Plünderer, Islamisten, geflohene Verbrecher, Marodeure und die allgemeine ägyptische "Selbstzerstörung".
So bereitet man den Weg für eine "starke Hand", die den Ägyptern die Ordnung zurückbringt, wie Mubarak damals nach der Ermordung Sadats.

Ein eindrucksvolles Beispiel für Ahnungslosigkeit präsentiert uns diesmal der berüchtigte Sender FoxNews. Nicht, dass wir von FoxNews anderes erwartet hätten.


So sind sie die Fernsehsender, die jeden neuen US-Feldzug im Nahen Osten bejubeln.

Samstag, 29. Januar 2011

Hebron: Siedler erschießen zwei junge Männer

Der 17-jährige Palästinenser Yousef Ikhleil verstarb gestern Nacht an seinen Schussverletzungen.
Siedler aus einer nahe Hebron gelegenen illegalen Siedlung hatten ihm in den Kopf geschossen.

Am Donnerstag wurde der 19-jährige Uday Maher Qadous von Siedlern erschossen, als er gerade landwirtschaftlichen Arbeiten nachging.
The Israeli military on Friday condemned both events and said settler suspects had been arrested.
[...]
"The Israeli police have started a thorough investigation of the events with the Israel Defence Forces and the Civil Administration, in cooperation with Palestinian Security forces," it said.
Sie werden vermutlich nach einem Bußgeld wieder frei gelassen.

Vielleicht muss man Abu Iyads berühmten Satz etwas verändern:
Der Weg nach Jerusalem führt über Tunis und Kairo!

Vorgehen der ägyptischen Regierung gegen das Internet


Das Bild zeigt, wie die ägyptische Regierung innerhalb kürzester Zeit beinahe vollständig das Internet in Ägypten blockierte.
Experten sagen, dass es bisher niemals einen so gigantischen Eingriff in die Freiheit des Internets gegeben hat.

Iran richtet während Aufregung um Ägypten Regimegegnerin hin

Iran richtet Niederländerin hin
Vor zwei Jahren nahm sie an den Demonstrationen gegen das iranische Regime teil - nun ist eine 46-Jährige mit niederländischem Pass gehängt worden, nach offizieller Darstellung wegen Drogenhandels. Damit setzt sich Teheran über internationale Proteste hinweg.
Marg bar jomhuriye eslami!!

Kein Zurückweichen in Ägypten!


Trotz beunruhigender Berichte über mindestens 50 Tote gehen die Aufstände in Ägypten weiter. Proteste werden aus Alexandria, Kairo und Ismailiyya gemeldet. In Ismailiyya werden gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizeikräften gemeldet.

Al-Jazeera Korrespondenten berichten von mindestens 20 Toten, die auf den Straßen Alexandrias liegen. Mindestens 15 Tote sollen gerade in Kairo gezählt worden sein.

Die Mobilfunknetze scheinen wieder zu funktionieren, berichten MobiNil- und Vodaphone-Nutzer auf Twitter. Etisalat ist hingegen noch gesperrt.


Reaktionen Israels und der USA
Im September 2009 rief die pro-israelische Neocon-Gruppe "Stand for Freedom in Iran" zu Demonstrationen angesichts der so genannten "Grünen Revolution" im Iran auf. Auch in Deutschland bekundeten pro-israelische Gruppen in Flugblättern, Zeitungen und auf Demos ihre Unterstützung der grünen Protestbewegung.
Die ägyptische Intifada lässt sie jedoch kalt. Vermutlich blicken sie sogar mit Furcht auf die Geschehnisse am Nil.

Alan Elsner, Mitglied eines pro-israelischen Think-Tanks erklärt, warum Ägypter es nicht wert sind, dass man ihre Sache (die selbe wie im Iran) unterstützt:
"I asked Elsner about the Israel Project's previous support for a "Stand for Freedom in Iran" rally in September 2009, held in the wake of the Green Movement protests, which emphasized lofty ideals of human rights and democracy. Why is the group not supporting the same ideals in Egypt? "There is a huge difference between the governments of Iran and of Egypt. The government of Egypt has a peace treaty with Israel and has observed it," Elsner said, also noting the antagonistic view of Iran toward Israel. He said the Israel Project is not to his knowledge planning any programs in support of the Egyptian protests, saying it will likely "be regarded as an internal matter for the people of Egypt."
Für die Ägypter gibt es also keine Solidarität, weil Mubarak einen Friedensvertrag mit Israel aufrecht erhält.
Zusammenschießen und Niederknüppeln der eigenen Bevölkerung ist demnach nur dann erlaubt, wenn die Niederknüppelnden einen Friedensvertrag mit Israel haben. Das ist "the huge difference".

Nach der Übernahme des Präsidentenamts durch Obama 2009 wurden Stimmen laut, man solle die gigantischen US-Zahlungen an das ägyptische Militär von der Verbesserung der Menschenrechte im Land abhängig machen. Dafür sah man im Verteidigungsministerium jedoch keinerlei Anlass:
Well, clearly, the United States always is supportive of human rights, and that is no less true of the Obama administration than other administrations. By the same token, it is important to continue our work and our friendship with these countries. And the position of the administration is that as an example the foreign military financing that's in the budget should be without conditions. And that is our sustained position.
Die US-Sprecher eiern deshalb etwas herum, ob Mubarak nun stützen oder womöglich sogar öffentlichkeitswirksam fallenlassen soll.
Wir erinnern uns an die Proteste in Tunesien, als die US-Regierung so lange auf Ben Alis Seite stand bis er fluchtartig das Land verließ und offizielle US-Sprecher nahezu augenblicklich die Seiten wechselten um plötzlich zu behaupteten, die Tunesier hätten jedes Recht selbst zu entscheiden, wer sie regiere.

Vizepräsident Joe Biden möchte Mubarak jedoch nicht einen Diktator nennen.


Reaktionen in Iran, Saudi-Arabien, Jordanien und China
Aber Heuchler und Opportunisten gibt es in allen Ländern der Erde.
Ähnlich wie US-Neocons, die die Proteste der arabischen Welt der "Demokratisierungspolitik" Bushs zuschreiben, sehen iranische Geistliche in ihnen ein Echo der Islamischen Revolution im Iran.
Partout will die iranische Diktatur das Wirken islamistischer Kräfte in den arabischen Protestbewegungen sehen.

Doch während sich die westlichen Medien und Regierungen reichlich zu Wort melden, hört man von den arabischen Regierungen nichts. Dort fürchtet man ein Überschwappen der Proteste auf die eigenen Bevölkerungen. Aus Jordanien wurden auch schon Proteste gemeldet.
Und auch im Reich der saudischen US-Verbündeten kommt es zu Demonstrationen.
Al-Jazeera berichtet, dass dutzende Demonstranten festgenommen wurden.

In China werden alle mit den ägyptischen Protesten zusammenhängenden Themen im "chinesischen Twitter" geblockt. Selbst dort scheint es zu Protesten gekommen zu sein.


Die schlechten Nachrichten zum Schluss
Es gibt beunruhigende Gerüchte, wonach sich die Armee auf die rücksichtslose Niederschlagung der Proteste vorbereitet. Scheinbar ist die Führung entschlossen Härte zu zeigen.

Ich war letztes Jahr zur selben Zeit in Kairo. Es ist erschreckend nun dort Panzer rollen zu sehen, wo ich bei einem Tee mit Freunden den Abend ausklingen ließ.

Freitag, 28. Januar 2011

Funktionäre des Regimes an der Ausreise gehindert?

Al-Jazeera berichtet, dass die Leitung des Kairoer Flughafens einem Spezialflugzeug den Abflug verweigert. An Bord sollen sich politische Funktionäre befinden.

Ägypten: Wasserwerfer gegen Betende


Dieses Bild, welches gerade heftig getwittert wird, zeigt wie betende Ägypter von den Mubarak-Schergen mit Wasserwerfen beschossen werden.
Angeblich haben Christen angeboten die Muslime während des Freitagsgebetes vor den Polizeikräften zu schützen.

Laut Al-Jazeera haben junge Ägypter eine Menschenkette um das Ägyptische Museum gebildet, um Plünderer abzuhalten.

Außerdem gibt es Gerüchte darüber, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und Polizeikräften kommt. Einigen Berichten zufolge hat eine unbekannte Anzahl Polizisten die Seiten gewechselt und sich den Demonstranten angeschlossen.
Des Weiteren gibt es Meldungen darüber, dass die israelische Botschaft per Hubschrauber evakuiert wurde.

Vor der ägyptischen Botschaft in Israel protestierten dagegen ein paar Demonstranten gegen die ägyptische Regierung. Hier das Video.
Gleiches gilt für die Botschaft in London. (Video hier)

Vor einigen Stunden wurde bekannt gegeben, dass sich Präsident Mubarak zu den Geschehnissen äußern wolle. Bisher gab es jedoch keine Ansprache. Ägypter twittern, dass er wohl zu sehr damit beschäftigt sei, seine Koffer zu packen.

Hier noch Informationen über die Verwicklung von US-Unternehmen in die Blockierung des Internets:
In Egypt this week, the Mubarak regime shut down Internet and cell phone communications before launching a violent crackdown against political protesters. Now, Free Press has discovered that an American company — Boeing-owned Narus of Sunnyvale, CA — has sold Egypt "Deep Packet Inspection" (DPI) equipment that can be used to help the regime track, target and crush political dissent over the Internet and mobile phones.

Hier gibt es einige weitere Bilder der Proteste.

Aufstände in Ägypten: Proteste nach dem Freitagsgebet

In Kürze Neuigkeiten zu den Aufständen in Ägypten:
Nach dem Freitagsgebet haben sich die Menschen in Ägypten zu neuen Protesten versammelt. Von Moscheen und Kirchen zogen sie abermals los, um gegen das System-Mubarak zu protestieren. Proteste werden aus den Städten Dumyat, Damanhur, Al-Minya, Alexandria, Al-Mansoura, Al-Arish und Kairo gemeldet. Dort wurde der Midan Tahrir wurde abgeriegelt.

Laut Zeit ist Oppositionspolitiker Al-Baradai festgenommen worden. Auch der Vorsitzende der "Democratic Front Party" Dr. Osama Al Ghazali Harb wurde festgesetzt.

Die Internetverbindung Ägyptens ist unterbrochen worden und auch die Handynetze sind lahmgelegt.
Es gibt unzählige Festnahmen, die Polizei bekam den Schießbefehl. Einige der Verletzten mussten wegen Schusswunden behandelt werden. Auch zu Toten ist es leider wieder gekommen.
Al-Jazeera meldet einen Angriff auf den Korrespondenten Ahmad Mansour durch die Polizeikräfte. Die Telefonleitungen des Senders wurden gekappt.

Ägyptische Geistliche der Azhar-Universität riefen derweil zum Stopp der "Zerstörungen" und zum Zuhausebleiben auf. Sie machen sich wie immer zu Gehilfen der Staatsmacht.

Derweil wurden Einheiten der US-Nationalgarde in die Sinai-Halbinsel verlegt.

Kurzum: Das Regime macht Ernst. Aber wo sind die Politiker, die alle damals den Iran für die gleichen Methoden aufs Schärfste angegriffen haben?

Donnerstag, 27. Januar 2011

Israelische Angst vor einer ägyptischen Demokratie

Obwohl die Muslimbruderschaft sich, wie immer wenn es ernst wird, aus den Demonstrationen raus hält, baut man in Israel das Schreckgespenst einer islamistischen, ägyptischen Diktatur auf. So konstruiert man sich eine Steilvorlage um die Proteste zu sabotieren und gegebenenfalls eingreifen zu können. Später kann man immer noch behaupten, man habe einen "neuen Iran" verhindert.
"Es ist eine Illusion zu glauben, der Diktator Mubarak könne von einer Demokratie abgelöst werden. Ägypten ist noch nicht demokratiefähig. Allein die Rate der Analphabeten liegt bei über 20 Prozent", sagt Schaked. Die Muslimbrüder seien die einzige reale Alternative, mit verheerenden Konsequenzen für den Westen: "Sie werden ihre anti-westliche Haltung nicht ändern, wenn sie an die Macht kommen. Das ist nirgends geschehen - weder im Sudan, noch im Iran oder Afghanistan."

Noch nicht demokratiefähig, wegen zu vielen Analphabeten.... Als ob es sie bei Afghanistan und dem Irak gestört hätte, die man offiziell zu Demokratien machen wollte.

Man beachte auch die kolonialistische Argumentationsweise. Der orientalische Barbar ist eben noch nicht reif für Demokratie. Wann es soweit ist, entscheidet der weiße Herr.
So bleibe letztlich nur die Wahl zwischen einer pro-westlichen oder einer feindlichen Diktatur: "Es ist unser Interesse, dass jemand aus der unmittelbaren Umgebung Mubaraks sein Erbe antritt, um jeden Preis." Dabei könne man kurzfristig massives Blutvergießen nicht ausschließen: "Es wäre nicht das erste Mal, dass Unruhen in Ägypten brutal niedergeschmettert würden", sagt Schaked.
Auch wenn es demoralisierend klingt aber die USA und Israel werden niemals einen Machtwechsel in Ägypten zulassen. Vorher wird militärisch eingegriffen.

PS: Demokratie ist übrigens unter keinen Umständen der Welt gleichzusetzen mit einer Liebe für Israel.

Die Parolen der ägyptischen Demonstranten

Hier finden sich englische Übersetzungen von einigen Parolen, die die ägyptischen Demonstranten bei den Aufständen skandieren. Wie auch in Tunesien sind nahezu keine islamistischen Sprüche dabei.

ابن علي بيناديك.... فندق جدة مستنيك
"Ben Ali ruft dir zu: Hotel Dschidda erwartet dich."

مسلمين مع مسيحيين كلنا طالبين التغيير

"Muslime (zusammen) mit Christen, wir alle verlangen Veränderung!"

ارحل ارحل يا عميل بعت بلادك لاسرائيل

"Hau ab, hau ab, du Agent/Handlanger! Du hast das Land an Israel verkauft!"

علِّي علِّي علِّي الصوت النظام خايف موت

"Heb, heb, heb die Stimme, das Regime hat Todesangst!"

الهلال ويا الصليب ضد القتل والتعذيب

"Der Halbmond und das Kreuz gegen Mord und Folter!"

يا جمال قول لأبوك, كل الشعب بيكرهوك
"Oh Gamal, sag deinem Vater: Das ganze Volk hasst dich!"

Mittwoch, 26. Januar 2011

Schwarzers "anrecherchiertes Halbwissen"

Die Pfarrerin für Islamarbeit, Integration und Migration des evangelischen Kirchenkreises Duisburg, Sabine Plonz, hatte Schwarzer in einem Offenen Brief vorgeworfen, nur „anrecherchiertes Halbwissen“ zu haben und auf einer anti-islamischen Welle zu reiten.
...besser hätte man es kaum ausdrücken können. Es ist wirklich skurril Alice Schwarzer in Talkshows über "islamistische" und "nicht-islamistische" Kopftücher reden zu hören.
In ihrer Essener Vorlesung bezeichnete Schwarzer das Kopftuch erneut als „Flagge der Islamisten“. Es sei „körperlich einengend und sozial ausgrenzend“, kritisierte sie.
Das Gefährliche an solchen Aussagen ist, dass sie implizieren es gäbe eine Art islamistische Verschwörung und alle Frauen mit Kopftuch wären ein Teil von ihr. Im Endeffekt sagt Schwarzer damit nichts anderes, als dass alle Frauen mit Kopftuch ein bestimmtes politisches Ziel verfolgen.
Schwarzer baut (auch in ihrem aktuellen Buch) das Bild dunkler, islamistischer Strippenzieher auf, die von den reichen Ölstaaten unterstützt werden und mit einer Miliz von Bartträgern und Kopftuchträgerinnen (die islamistische Variante) die Islamisierung Deutschlands vorantreiben.

Ich will bestimmt keine Werbung für das Kopftuch machen aber es bleibt meiner Meinung nach jedem selbst überlassen wie er sich kleiden möchte. Das Kopftuch lässt unmöglich auf die politischen Ansichten seiner Trägerin schließen.
Viel genauer jedoch, lässt sich bei Thor Steinar bekleideten Menschen erkennen, welcher Ideologie sie anhängen. Aber ob sich Schwarzer jemals über Nazimode beklagen wird? Einladungen zu Talkrunden dürfte das jedenfalls nicht nach sich ziehen, und das ist es doch was Schwarzer eigentlich erreichen will.

USA und Tunesien

Die USA entdecken ihre Liebe zur Demokratie und schicken den berüchtigten Diplomaten Jeffrey D. Feltman nach Tunesien, der dort die Demokratiebestrebungen unterstützen soll.
The administration sent a senior diplomat, Jeffrey D. Feltman, to Tunisia to express support for pro-democracy forces as they prepared for elections after the ouster of President Zine el-Abidine Ben Ali.
Feltman war bereits in den Jahren 1998 bis 2000 als Diplomat in Tunesien tätig und es ist nicht bekannt, dass er zu dieser Zeit in irgendeiner Form Druck zur Demokratisierung auf Ben Ali ausgeübt hätte. Ganz im Gegenteil.
Das haben die Tunesier selbstverständlich nicht vergessen und bereiten dem Diplomaten einen entsprechenden Empfang.

„Ummasozialismus“ und "Partyzionisten"

Sie grölen auf ihren Demonstrationen zynische Parolen, wie „Palästina, knie nieder! Die Siedler kommen wieder!“ oder „Wir tragen Gucci. Wir tragen Prada. Tod der Intifada!“ Aber nicht nur „bedingungslose Solidarität mit Israel“, westlicher Chauvinismus, eine ausgeprägte Upper-Class-Arroganz gegenüber den schlecht Gekleideten ‚da unten’ und eine schaurige Freude am Tanz auf den Gräbern der ausgemachten Feinde – Friedensaktivisten, Kapitalismuskritiker, vor allem von ihnen als „Barbaren“ titulierte Bewohner des Orients – sind signifikante Merkmale der sogenannten Antideutschen.
Damit sei kurz auf einen interessanten Artikel in der neuen Ausgabe von Der Semit hingewiesen, den es auch online zu lesen gibt.


Apropos Jungle World...
...da liest man in der aktuellen Ausgabe:
Vor drei Wochen noch hat kaum jemand in Europa überhaupt gewusst, wer eigentlich Tunesien mit harter Hand regiert.
Dabei lässt die Zeitung keinerlei Selbstkritik anklingen. Ja, warum ist es denn eigentlich gerade auch unter den angeblich Linken so unbekannt gewesen, wer die Tunesier unterdrückte? Kann es sein, dass man lieber seine ganze Konzentration auf den Iran richtete, weil dieser eine Bedrohung für Israel ist? Kann es sein, dass die Unterdrückung von "Orientalen" ziemlich egal ist, so lange Israel davon nicht irgendwie betroffen ist? Woher kommt die Konzentration auf den Iran, wo doch in vielen arabischen Ländern genau so unterdrückt wird?

Für die Jungle World übrigens, und damit stehen sie wieder mit den amerikanischen Neocons in einer Reihe, gilt der Sturz Saddams als eigentlicher Auslöser für die Demokratiebestrebungen im Nahen Osten.
Natürlich sind sie gezwungen dies nun zu sagen. Sie haben damals vehement den Kriegseinsatz herbeigesehnt. Und dann folgten Tod und Chaos.
Die Bevölkerungen der arabischen Länder waren immer strikt gegen den Krieg, so auch in Tunesien und Ägypten. Wenn überhaupt, dann hat der US-Feldzug bewiesen, dass keinerlei Hilfe zur Demokratisierung der arabischen Staaten von den USA zu erwarten ist. Die USA haben weiterhin die Tyrannen unterstützt und sich nicht eine Sekunde darum geschert, dass ihre besten Verbündeten in der arabischen Welt zugleich die erbarmungslosesten Unterdrücker sind.

Kurz gesagt, die Proteste sind dem Blatt doch recht sympathisch (vermutlich weil es bis dahin noch nicht die USA- und Israel-feindlichen Rufe der Demonstranten vernommen hatte).
Denn es sind eben nicht mehr die bärtigen Muslimbrüder, die an der Spitze des Protestes stehen und Israel-Fahnen verbrennen, sondern meist recht jugendliche Demonstranten (überall in der Region liegt der Altersdurchschnitt unter 25 Jahren), die sich im Auftreten und Aussehen kaum von Demonstranten in Athen oder Madrid unterscheiden.
Man kann nur munkeln, dass die Demonstranten die volle Unterstützung des Blattes erhielten, wenn sie "im Auftreten und Aussehen" kaum von Demonstranten in Freiburg oder Bottrop zu unterscheiden wären.

Ganz davon abgesehen war es immer ein Werkzeug der Medien Aufstände in der arabischen Welt als islamistisch und reaktionär darzustellen.
Ich erinner mich spontan an die Berichte des arabischsprachigen US-Propagandasenders Radio Sawa, der mit folgendem Bild....


...Demonstrationen von hauptsächlich jungen, linken Libanesen gegen die ägyptische Sperrmauer am Gazastreifen, auf der Nachrichtenseite präsentierte. In Wirklichkeit sah alles so aus:


Keine Muslimbrüder, keine "Hamasflaggen", dafür jede Menge linke Jugendliche mit Che-Flaggen und Bannern diverser linker und säkularer Organisationen.

Der Jungle World kann ich eines versichern: Es sind eben nicht nur die Islamisten der arabischen Welt, die gegen die israelische Politik sind. Die Ablehnung der israelischen Politik zieht sich durch alle Klassen und Schichten. Mit am stärksten ist sie meiner Meinung nach im linken, säkularen Spektrum.

Dienstag, 25. Januar 2011

Ägypten: Demonstrant des Tages

Andernorts schienen die Demonstranten die Oberhand zu gewinnen, als die Polizisten sich unter einem Steinhagel zurückzogen. Ein Demonstrant kletterte in einen Feuerwehrwagen und fuhr davon.
"Macht's gut ihr Trottel!"

Aufstände in Ägypten: Der "Tag des Zorns"

Was momentan in der MENA-Region passiert ist wirklich atemberaubend. Man kann es kaum anders ausdrücken.
Man hat zwar in den letzten Tagen oft davon gelesen, dass sich die Proteste, die in Tunesien ihren Ausgangspunkt hatten, in schnellem Tempo auch auf andere arabische Staaten ausgebreitet haben aber was man hier von den Aufständen in Kairo sieht ist wirklich unglaublich!

Zehntausende Menschen die im Zentrum Kairos auf die Straße gehen und sich den Frust über die Zustände von der Seele schreien.
Und dann sind da die Sicherheitskräfte, die trotz des Einsatzes von Tränengas, Wasserwerfern und dem altbewährten Knüppel mit der Situation offensichtlich vollkommen überfordert sind. Auf dem verlinkten Video kann man sogar deutlich erkennen, wie die sonst gefürchteten Sicherheitskräfte die Flucht ergreifen und vor den anstürmenden Demonstranten im Steinhagel davonrennen.
Karim El-Gawhary spricht vom "Absoluten Wahnsinn in Kairo".

Die Menschen fordern ein Ende der Unterdrückung, der Korrpution und eine Änderung des politischen Systems. Sie versammeln sich vor allem im Zentrum Kairos, dem Midan Tahrir (ironischerweise der "Platz der Befreiung") aber auch im Gebiet Roxy in New Cairo, ganz in der Nähe des Präsidentenpalasts.
Den Demonstrationen haben sich auch verschiedene Politiker angeschlossen die ebenfalls den Abtritt von Leuten wie Präsident Mubarak, Ahmad Nazhif und Habib al-Adly fordern.

Ich bin zwar vorsichtig was die Hoffnung angeht, Mubarak könnte ebenso schnell in einem Flugzeug nach Saudi-Arabien flüchten wie Ben Ali aber auch so dürften die Aufstände eine gehörige Schockwirkung auf die ägyptische Regierung haben.
Es gibt kaum etwas gefährlicheres als eine Bevölkerung die keine Angst mehr vor den "Sicherheitskräften" des Staates zeigt.

Auch die ersten Toten sind bereits zu vermelden. Auf Seiten der Demonstranten und auf Seiten der "Sicherheitskräfte".

____
Nachtrag:
Hier noch ein paar aktuelle Videos

"Mubarak, Mubarak das Flugzeug wartet schon" (01:50)
Demonstranten reißen ein Mubarak Plakat runter
Mubaraks Prügeltruppe im Einsatz

Skandal: Muslimischer Superheld

Sowas darf es nicht geben! Ein muslimischer Batman-Gehilfe. Das hagelt natürlich ordentlich Schelte von den Rassisten.
„Der französische Batman ist ein muslimischer Einwanderer“, notiert etwa der US-Schriftsteller Warner Todd Huston auf seiner Internet-Seite Publius Forum. Offenbar habe Batman keinen „richtigen Franzosen“ für die Rolle des „französischen Retters“ finden können, spottet der für seine islamfeindliche Haltung bekannte Autor.
Was ist denn ein richtiger Franzose? Sowas wie ein echter Deutscher?

Montag, 24. Januar 2011

Der Verzicht auf Palästina

Der Guardian und Al-Jazeera werden in den kommenden Tagen einige höchst brisante Details über die so genannten "Friedensverhandlungen" (zu deutsch: palästinensischer Ausverkauf an der Resterampe) veröffentlichen.
Bisher wurde bekannt, dass die Abbas-Regierung zu weitreichenden Konzessionen bereit war. Unter anderem der Verzicht auf das Land beinahe aller Siedlungen, die seit 1967 auf palästinensischem Gebiet errichtet wurden, inklusive derjenigen in Jerusalem.

Der Guardian kündigte außerdem Informationen zu folgenden Themen an:
- Umfang der geheimen Zugeständnisse (darunter empfindliche Punkte wie das Rückkehrrecht der Flüchtlinge)
- Diskussionen zum Bevölkerungstransfer arabischer Israelis in einen künftigen Palästinenserstaat
- Das Ausmaß der Kooperation zwischen den israelischen Sicherheitsdiensten und der Autonomiebehörde
- Die zentrale Rolle britischer Geheimdienste bei der Planung zur Zerschlagung der Hamas
- Die Haltung der palästinensischen Führung zum Gazakrieg 2008/2009

Was zeigen uns die Informationen bisher?
1. Die israelische Führung ist nicht an Frieden interessiert. Null, Nada, Wala Shi! Daran bestanden zwar ehrlich gesagt selten Zweifel aber nun dürfte es schwierig werden das Scheitern der "Friedensverhanldungen" wieder (wie in Oslo) komplett auf die Palästinenser abzuschieben.

2. Die palästinensische Führung repräsentiert nicht die palästinensische Bevölkerung in Palästina und der Diaspora. Sie ist ein williges Werkzeug israelischer und US-amerikanischer Interessen.

3. Mehr Konzessionen sind kaum möglich. Was soll noch geschehen, damit die israelische Seite zufrieden ist? Vollständige Deportation aller Araber aus "Samaria und Judäa", Israel und dem Gazastreifen? Die Beendigung des "Jobs" (Morris), also die vollständige ethnische Säuberung?


Die Dokumente machen jedenfalls wenig Hoffnung auf eine ruhige Zeit in der Region. Wem sollen sich die Palästinenser denn nun zuwenden? Fakt ist, dass ihre Regierung sie nicht vertritt und dass die Friedensverhandlungen scheiterten, weil niemand die gigantischen Ansprüche der israelischen Seite befriedigen kann, egal wie sehr man sich diesen Wünschen beugt.

Der daraus folgende Schluss ist so banal wie erschreckend: auf friedlichem Wege ist ganz offensichtlich (und das wurde in den letzten Jahren leider nur zu oft bewiesen) keine Lösung zu finden.
Glaubt jemand ernsthaft, dass es jetzt tatsächlich noch Motivation unter den Palästinensern gibt, mit Israel abermals in endlose, fruchtlose Verhandlungen über ihr eigenes Schicksal zu treten?

Welchen Ausweg lässt man einer Bevölkerung, wenn von vornherein alle Friedensverhandlungen angesichts der enormen israelischen Ansprüche zum Scheitern verurteilt sind?
Wenn Persönlichkeiten des gewaltlosen Widerstands behandelt werden, als würden sie mit der Waffe gegen den israelischen Staat kämpfen und für Jahre eingelocht werden?
Wenn kein Funken internationale Unterstützung zu erwarten ist?

2011 wird ein ereignisreiches Jahr was den Nahen Osten angeht. Ob im Libanon, Tunesien und in Palästina. Man kann nur inständig hoffen, dass es kein verlustreiches wird.

Sonntag, 23. Januar 2011

Arabische Demokratie unerwünscht

Seitdem man nicht mehr über ihn schweigen konnte wurde viel über den tunesischen Umsturz geschrieben. Dabei begegnen die deutschen Medien, und dies sei eingestanden, dem Aufbegehren der Tunesier mit erstaunlicher Sympathie.
Doch der Sturz des tunesischen Diktators ist zwar ein Sieg der arabischen Bevölkerungen, jedoch kein Sieg für die Politik der USA, Frankreichs, Israels und der anderen westlichen Staaten.

Der Westen braucht die arabischen Diktaturen
Wenn der Sprecher der kommunistischen Arbeiterpartei Tunesiens Hamma Hammami der jungen Welt gegenüber mitteilt, dass den Tunesiern internationale Solidarität und Unterstützung vor allem von den Bevölkerungen Algeriens, Marokkos, Ägyptens und Palästinas entgegenkam, dann kann man spüren wo die Fronten verlaufen. Man ahnt, wer auf Seiten der Unterdrücker, und wer auf Seiten der Unterdrückten steht. Eine Ahnung die sich verstärkt, wenn man sich das Angebot der französischen Außenministerin in Erinnerung ruft, dem tunesischen Ex-Diktator Spezialkräfte zur Eindämmung der Ausschreitungen zu schicken.
Auch wenn Schwarz-Weiß-Denken oft gefährlich und kontraproduktiv ist, es zeichnen sich zwei Achsen ab. Diese Parteinahme wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auch in den deutschen Medien niederschlagen.

Robert D. Kaplan schreibt nun in der meist anti-arabischen New York Times, dass man vorsichtig sein solle, sich Demokratie für die arabische Welt zu wünschen.
Schließlich seien es vor allem die arabischen Despoten gewesen, die Frieden mit Israel geschlossen hätten. (Entgegen dem Willen der Bevölkerung, und zwar der ganzen, ob muslimisch, christlich oder säkular!)
Another thing to keep in mind: in terms of American interests and regional peace, there is plenty of peril in democracy. It was not democrats, but Arab autocrats, Anwar Sadat of Egypt and King Hussein of Jordan, who made peace with Israel. An autocrat firmly in charge can make concessions more easily than can a weak, elected leader — just witness the fragility of Mahmoud Abbas’s West Bank government. And it was democracy that brought the extremists of Hamas to power in Gaza. In fact, do we really want a relatively enlightened leader like King Abdullah in Jordan undermined by widespread street demonstrations? We should be careful what we wish for in the Middle East.

Bei aller Vorsicht vor Verschwörungstheorien aber diese Tatsache ist auch den Regierungen in Washington, Tel Aviv, Paris und Berlin wohl bewusst. Daher wäre es naiv zu denken, dort würde man keine Anstrengungen unternehmen, die verbündeten Diktatoren zu stützen. Der Angry Arab schreibt deshalb zurecht:
Do you see why Arabs blame (rightly) Israel for many of the region's problems? They know that it is--in addition to its occupation and war crimes--an extension of the tyrannical order there.
Dass die Araber dies durchaus wahrnehmen spiegelt sich auch in ihren Protestparolen, vom Jemen bis nach Tunesien wieder, in denen die USA, europäische Staaten und Israel als Verbündete ihrer verhassten Regierungen enttarnt werden.


Die Angst vor den arabischen Interessen
Aus der angeblichen Angst, Islamisten könnten demokratische Wahlen gewinnen und den Interessen des Westens schaden, unterstützt dieser die Diktaturen in Nahost. Nun ist es jedoch kein Geheimnis, dass der Westen auch mit Islamisten gut zurecht kam, so lange sie seinen Zielen nutzten oder ihnen wenigstens nicht im Wege standen. Eine stille, langjährige Kooperation, die sich vor allem in den Fußnoten der Geschichte zeigt.
So erklärte der saudische Großmufti (und Kinderschreck) Al Sheikh Pro-Palästinensische-Kundgebungen angesichts des Gazakrieges 2008/09 für "kompletten Unsinn". Nicht anders die Islamisten der Al-Azhar Universität in Kairo, die den Widerstand gegen die ägyptische Abriegelung des Gazastreifens als gegen die Scharia verstoßend brandmarkten.
Nur zwei von unzähligen Beispielen wie Islamisten und arabische Diktaturen gegen die palästinensischen Interessen arbeiten.

Der Westen hat, zumindest in dieser Hinsicht, keine Angst vor arabischen Islamisten. Es ist die Angst vor den Interessen der arabischen Bevölkerung, egal welcher Weltanschauung oder Ideologie, die den Westen die Diktaturen in Nahost unterstützen lässt.
Heute fürchtet man sich angeblich vor Islamisten aber davor war es die Angst vor den Nationalisten und Panarabisten. Und davor war es die Angst vor den Kommunisten.
All diese Titel sind nur variable Platzhalter hinter denen sich die tatsächliche Angst des Westens verbirgt, 300 Millionen Araber könnten plötzlich ihre eigenen Interessen vertreten.


Don't single out Israel!
So lange es keine Demokratie in den arabischen Ländern gibt, so lange wird sich auch die Lage der Palästinenser nicht verbessern. So lange die arabischen Despoten die Unterstützung des Westens brauchen um ihre Bevölkerungen in Schach zu halten, so lange werden sie auch die Palästinenser im Stich lassen.
Ein Sieg in Tunesien, ist auch ein Sieg für Palästina und den Rest der arabischen Welt. Nicht zuletzt deswegen lässt die vom Westen leidenschaftlich geliebte Fayyad-Regierung pro-tunesische Kundgebungen beenden. Genau wie die Mubarak-Administration, die Saleh-Regierung und das saudische Königshaus fürchtet sie den Machtverlust.

"Don't single out Israel" das darf man bei der Beschäftigung mit dem Weltgeschehen und insbesondere im Hinblick auf die Ereignisse im Nahen Osten nicht vergessen. Folter in einem israelischen Knast ist nicht schlimmer als Folter in einem ägyptischen oder marokkanischen. Es ist kein Widerspruch die arabischen Regierungen zu kritisieren, wenn man sich für die Sache der Palästinenser und Araber ausspricht.
Wer die israelische Politik den Arabern gegenüber anprangert, sollte auch die Vorgehensweisen der arabischen Regierungen gegen ihre eigenen Bevölkerungen nicht unkritisiert lassen. Alles andere wirkt unglaubwürdig.

Noam Chomsky nannte Kaplan einmal einen "ultra-right-wing jingoist", also einen ultra-rechten Hurrapatrioten, aber auch von weniger rechten Personen sind solch demokratiefeindliche Aussagen zu vernehmen. So gruselte sich vor einigen Wochen auch Zeit-Journalist Jörg Lau vor einer ägyptischen Demokratie.
Natürlich ist es angenehmer, wenn man keine Rücksicht nehmen muss auf die Interessen anderer Bevölkerungen, und hier steht die arabische nur exemplarisch für andere, ob in Afrika oder Lateinamerika. Aber es ist (neo-)kolonialistisches Denken, wenn man die Diktatoren dieser Bevölkerungen unterstützt und gutheißt, nur um die eigenen Interessen rigoros durchzusetzen.

Oder um dieses Denken noch zu verallgemeinern:
Die Hose bei KiK mag ja GUT & GÜNSTIG sein, aber sie ist es nur deshalb, weil "unsere" Interessen faktisch über denen der Textilarbeiter aus Bangladesh stehen. Lieber ist es uns, dass wir eine günstige Hose kaufen können, als das ein Bangladeshi mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen bekommt.
Für unseren Geldbeutel mag dies angenehm sein, aber ist es das auch für unser Gewissen?

Nerviger Orientalismus

In der arabischen Welt war die Selbstverbrennung bisher Tabu. Der Islam verbietet den Suizid. Widerstand mit der Waffe gilt Muslimen als ehrenvoll, der Freitod nicht.
Dennoch haben sich nun in arabischen Staaten Menschen in Brand gesteckt und zu einer dort neuen Form des Protests gefunden: in Ägypten, in Algerien.
Für uns Europäer ist das natürlich kaum nachvollziehbar. Selbstverbrennungen sind bei uns eine altbekannte Form des Protests und von keiner Montagsdemo wegzudenken.
Das liegt einfach daran, dass die Europäer keine Muslime sind und deshalb der Selbstmord für uns kein Tabu darstellt.

Aber wir können noch mehr lernen von Tomas Avenarius. Widerstand mit der Waffe gilt Muslimen nämlich als ehrenvoll. Das wirkt auf uns Europäer natürlich befremdlich. Okay, wenn man heute französische Rentner fragt waren sie alle in der Résistance und was wäre das deutsche Selbstbewusstsein ohne Stauffenberg aber das sind Ausnahmefälle und der Europäer bewundert im Allgemeinen einen verzweifelten Selbstmord viel mehr, als den aktiven Widerstand gegen eine Diktatur.

Der Grund dafür ist der Islam. Den lebt nämlich jeder einzelne Araber mit Leib und Seele. Nichts hat mehr Priorität in seinem Leben.


Nochmal ohne Ironie: Araber sind keine Roboter die blind nur das tun, was im Islam erlaubt und meiden, was im Islam verboten ist. Aus dem Islam lassen sich nicht die Handlungen der Araber ableiten.
Im Islam mag Glückspiel ja verboten sein, Backgammon erfreut sich dennoch großer Beliebtheit im Nahen Osten.
Und auch wenn die Verkaufszahlen des Korans bei Ereignissen wie dem Iran-Irak Krieg nach oben schnellen (weil die Menschen wissen wollen warum "das alles" passiert da unten) ist das Leben der arabischen Muslime, Christen und Atheisten nicht durch den Islam determiniert.

(Zur Länderliste am Ende des Zitats lässt sich noch Saudi-Arabien hinzufügen. Zwar hatte der dortige Großmufti (und Kinderschreck) zuvor in einer Fatwa die Selbstverbrennung nochmals verboten, wenige Tage später aber verbrannte sich trotzdem ein saudischer Mann selbst.)

Freitag, 21. Januar 2011

Nur ein paar Lehmhütten...

Über diese Strategie der Kriegsführung in Afghanistan lässt sich sicher streiten.

Nachdem Taliban die Einwohner des Dorfes Tarok Kolache vertrieben hatten, nutzten sie die Einrichtungen um so genannte Improvised Explosive Devices, also selbst gebaute Bomben herzustellen und gegen die US-Truppen einzusetzen.

Nach versuchen die Taliban auf anderen Wegen loszuwerden, entschied man sich einfach das komplette Dorf dem Erdboden gleich zu machen.

Diese Bilder zeigen nun aus der Vogelperspektive das Dorf Tarok Kolache vor und nach dem Abwurf von 25 Tonnen Bomben durch die US-Luftwaffe. Angeblich habe es keine zivilen Opfer gegeben, was jedoch recht schwierig zu beurteilen sein dürfte, angesichts des enormen Sprengradius.

Paula Broadwell, Westpoint Absolventin und Biographin von David Petraeus, äußerte sich folgendermaßen zur Bombardierung des Dorfes:

“Sure they are pissed about the loss of their mud huts,” Broadwell wrote on Facebook, “but that is why the BUILD story is important here.”

Broadwell writes that the operation is ultimately a success, quoting Flynn as saying “As of today, more of the local population talks to us and the government than talk to the Taliban.”
...winning hearts and minds.

Mittwoch, 19. Januar 2011

"Linke" Kritik an Al-Jazeera

Ich habe mich schon des Öfteren über Teile der so genannten deutschen Linken ausgelassen gerade in Bezug auf den wirklich himmelschreienden Stumpfsinn der aus dem "Antideutschen Spektrum" zu Nahost-Themen veröffentlicht wird.
Es ist, als ob irgendwelche linken Theoretiker, plötzlich überzeugt die Araber und Muslime seien das heutige Problem (noch vor Kapitalismus, Globalisierung und Jamba-Sparabos), beginnen würden, aus dem Stegreif und ohne Vorbildung über den Nahen Osten zu schreiben.

Kürzlich lag an der Uni am Wahlwerbungstisch der Linken Hochschulgruppe ein interessant gestaltetes Magazin mit dem an ständig quasselnde Roboter erinnernden Namen iz3w (informationszentrum 3. welt). Darin fand sich unter anderem ein recht erbaulicher und erstaunlich objektiver Beitrag über den englischen Ableger des arabischen Senders Al-Jazeera.
Doch kann man als deutsch-linkes Blättchen einen Sender loben der anders als der westliche Mainstream, oft kritisch über den Nahost-Konflikt berichtet? Natürlich nicht!.... dachte sich wohl auch die iz3w-Redaktion und sah sich veranlasst zusätzlich eine Art Gegenstandpunkt mit abzudrucken.


Die Wahrheit über Al-Jazeera
Unter der Überschrift "Anspruch und Realität: Warum Al-Jazeera so umstritten ist" machte es sich eine gewisse Bernadette Kirner deshalb zur Aufgabe, dieses doch recht positive Bild gehörig zu trüben, zu stören oder einfach die "Realität" über den Sender aufzudecken. Klartext also!

Beginnend mit berechtigter Kritik an den Demokratiedefiziten Qatars, dem Sitz von Al-Jazeera, bezieht sich Kirner für den Rest des Beitrag auf einen in verschwörungstheoretischer Manier verfassten Artikel des rabiaten Kunstkritikers und ehemaligen israelischen Diplomaten Zvi Mazel, den dieser als Mitarbeiter des staatstreuen Jerusalem Zentrums veröffentlichte.

Die wirre Logik Mazels sieht eine zionistische islamistische Verschwörung der Muslimbrüder im Gange, die ihr dunkles Zentrum in Qatar hat, von wo aus sie, unter Schutz der USA selbstverständlich, Krieg gegen Israel führe. Und all das obwohl doch Qatar "immer noch ein kleines von Beduinen bewohntes Land ohne nennenswerte Geschichte" sei. Al-Jazeera jedenfalls sei eines der Hauptinstrumente der Muslimbrüder in der Konfrontation mit Israel.

Kirner zieht für ihre Kritik außerdem einen Artikel von Mamoun Fandy heran, der in der Zeitung alsharq alawsat veröffentlicht wurde und in dem der "Liberale" (antideutsch für "guter Araber") behauptet, die Hälfte der Angestellten bei Al-Jazeera seien Muslimbrüder. Fandy schreibt regelmäßig für Al-Ahram, dem Sprachrohr Husni Mubaraks und für alsharq alawsat, dem Sprachrohr des saudischen Prinzen Salman, auch bekannt als Sultan bin Salman bin Abdul Aziz Al Saud.
Beide Herrscherhäuser, das Ägyptens und das Saudi-Arabiens, sind wahrlich nicht gut auf den Sender Al-Jazeera zu sprechen und erst Recht nicht auf die Muslimbruderschaft.

Dass in arabischen Staatspostillen Angriffe gegen kritische Medien gefahren werden ist nun wirklich keine Überraschung. Kein Grund aber für deutsch-linke Nahost-Experten diese Quellen kritisch zu betrachten.

Nebenbei: Qaradawi ist kein "führender Theologe der Muslimbruderschaft", er ist nicht einmal Mitglied. Beide Seiten beteuern dies regelmäßig.

Nun zeugt es schon von einer recht eindeutigen Positionierung, wenn man einen Falken wie Mazel zitiert, der nach rechts hin kaum Platz übrig lässt und schon öfters durch kleine oder größere "Flunkereien" aufgefallen ist. Noch dazu wo sein Artikel wie ein verstopfter Gulli überläuft mit paranoidem, verschwörungstheoretischem Unsinn und sich Kirner nicht die Mühe macht, die von Mazel präsentierten "Fakten" zu überprüfen.


Kritik aus allen staatlichen Lagern
Umstritten ist Al-Jazeera tatsächlich, aber eben vor allem bei Leuten, die wie Ben Ali bei der Bevölkerung verhasst sind. Auch beim Sturz des tunesischen Regimes hat der Sender schließlich seinen Teil geleistet.
Durch Al-Jazeera wird es arabischen Despoten schwer gemacht, ihre Propaganda unwidersprochen zu verbreiten. Und genau deshalb erntet der Sender Kritik.

Arafat hat das Al-Jazeera Büro in Ramallah schließen lassen, die syrische Regierung bezichtigt Al-Jazeera "Teil einer zionistischen Verschwörung" zu sein Der Iran beklagte sich über "imperialistische Propaganda" und "falsche und einseitige Berichte". Marokko, Tunesien und Libyen zogen verärgert Diplomaten aus Qatar ab.
Al-Jazeera sei wahlweise das Sprachrohr der Taliban, al-Qaidas, Teherans, der irakischen Baath Partei, der Hizbullah und vor allem der Muslimbrüder. So jedenfalls nach Meinung von Mazel und den arabischen Diktatoren. Dass es zwischen den genannten Gruppen, zurückhalten ausgedrückt, abgrundtiefe ideologische Unterschiede gibt, scheint dem "Veteran der israelischen Diplomatie" nicht aufzufallen.
Sie hängen eben doch alle irgendwie unter einer Decke, die Araber.

Solche Beschuldigungen sind jedoch ungefähr so absurd als würde man der Welt vorwerfen, sie sei ein Instrument von Altstalinisten und zugleich zionistisches Sprachrohr von Salafisten.

Im Hinblick auf Beschwerden über den Sender aus Kuweit und Saudi-Arabien sagte Dschihad Ballut, Pressesprecher des Senders:
"Als wir die ersten Beschwerden bekamen, waren wir frustriert. Zur gleichen Zeit wurden wir von Israelis beschuldigt, antiisraelisch zu sein, Laizisten und arabische Nationalisten warfen uns vor, wir seien Islamisten, Israelis, Amerikaner und Islamisten behaupteten, wir seien arabische Nationalisten. Es hieß, wir würden von der CIA, von bin Laden und von Saddam Hussein finanziert. Aber dann war es einfach nur noch lustig."
Ja, es ist tatsächlich lustig, wenn deutsche Linke über einen arabischen Sender (den sie nicht verstehen) schimpfen wie Baath-Kader oder saudische Despoten.


Anspruch und Realität: Die deutsche Linke und der Nahe Osten
Ihre einleitende Frage "Warum Al-Jazeera so umstritten ist" hat Kirner leider nicht einmal angekratzt. Obwohl der Sender aus nahezu allen Teilen der arabischen Länder und ebenso der westlichen Welt Kritik erfährt, interessiert sie sich nur für die israelische Sichtweise. Al-Jazeera als Projekt der Muslimbrüder.

Gewiss, auch Al-Jazeera muss wie jedes Medium kritisch betrachtet werden, es ist aber schon extrem bespaßend, wenn deutsche, linke Schreiberlinge Staatspostillen von Despotien heranziehen, um einen relativ unabhängigen Sender zu delegitimieren, weil dieser sich auch kritisch zu Israel äußert.

Denn bevor Kritik an diesem Staat laut wird, sollen die Araber lieber keine Pressefreiheit bekommen. Irgendwie nervt es halt, wenn arabische Medien über jeden einzelnen toten Palästinenser oder Libanesen berichten, und das auch noch so emotional. Aber was wird denn erwartet? Der Gazastreifen mag ja von Deutschland aus weit entfernt liegen, von Qatar ist er das nicht.

Und so schließt sich die Achse aus arabischen Despoten, ihren Staatspostillen, israelischen Falken, neoliberalen und neokonservativen Politikern aus Ost und West und schließlich deutschen, bzw. antideutschen Linken.
Sie alle haben kein Interesse an Demokratie, Pressefreiheit und Menschenrechten im Nahen Osten. Sie haben kein Interesse daran, dass Araber ihre eigenen Interessen vertreten. Denn diese Interessen schneiden sich nun einmal mit denen Europas (siehe Tunesien und Frankreich), Israels und der USA.

Es bleibt dabei: Bisher haben sich in erster Linie vor allem die Leute über Al-Jazeera beschwert, die den meisten Dreck am Stecken und die wenigsten Tassen im Schrank haben. Ob Islamisten, Nationalisten, Diktatoren und israelische und amerikanische Falken.




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PS: Ich schreibe von einer "deutschen Linken", weil es in den linken Strömungen anderer Länder dieses Phänomen wesentlich seltener gibt. Es scheint eine spefizisch deutsche Macke zu sein.


PPS: Ein wirklich empfehlenswertes Buch ist "Al-Dschasira - Ein arabischer Nachrichtensender fordert den Westen heraus" von Hugh Miles.

Dienstag, 18. Januar 2011

Der "wahre" Nahost-Konflikt

In der Welt deckt Michael Borgstede, Cembalist und Nahostexperte (Grund: israelische Ehefrau) die Wahrheit über den Nahost-Konflikt auf:
"Seit den ersten Wikileaks-Enthüllungen ist bekannt, dass die arabische Welt zumindest hinter geschlossenen Türen auf den Iran schimpft und sogar auf einen Militärschlag drängt."
Die arabische Welt, Herr Borgstede, schimpft nicht hinter geschlossenen Türen auf den Iran, nein, sie drängt auch nicht auf einen "Militärschlag".
Die arabische Welt schimpft und spuckt hinter weit geöffneten Türen Galle auf Israel! Und ja, sie drängt zuweilen tatsächlich auf einen Militärschlag!

Was der Herr Cembalist mit "die arabische Welt" meint, sind die despotischen, diktatorischen, unterdrückerischen, geldgeilen Regime der arabischen Länder. Die Bevölkerung vom Jemen bis Marokko steht jedoch zu 100% hinter den Palästinensern. Habt ihr Musiker und Journalisten denn gar nichts gelernt aus Tunesien? Ist das wirklich komplett an euch vorbei gegangen?
Die Leute, die ihr so anhimmelt weil sie die arabischen Bevölkerungen "unter Kontrolle halten", sind diejenigen, die irgendwann allesamt in ihre Cessnas steigen müssen, um aus ihren Ländern zu flüchten! Man kann nur hoffen, dass es bis dahin kein Saudi-Arabien mehr gibt, dass sie aufnimmt.


"In einigen dieser arabischen Staaten scheint man den Frieden geradezu zu ersehnen: So sorgt sich ausgerechnet der jordanische König Abdullah über die demografische Entwicklung in Israel. In fünf bis acht Jahren werde die Bevölkerungsbalance zwischen Juden und Arabern eine wirkliche Herausforderung für den Friedensprozess bedeuten, zitiert ihn die US-Botschaft."
Was heißt denn da "ausgerechnet"? Das jordanische Königshäusle hat seit jeher mit dem israelischen Staat kollaboriert. Es ist daher absolut kein Wunder, dass "ausgerechnet" der jordanische König sich um das Wohl Israels sorgt (und keinesfalls um das der Palästinenser, das hat er nie).


"„Israel solle besser Frieden schließen so lange es noch stark ist“ und nicht warten, bis es zu den notwendigen Zugeständnissen nicht mehr in der Lage sein werde. 57 muslimische Staaten seien zur Normalisierung der Beziehungen bereit, beschwört er seine amerikanischen Gesprächspartner immer wieder"
Frieden? Ja, den wollen die muslimischen Staaten, also deren Führer, ganz bestimmt. Aber auch dazu hätte es sicher nicht Wikileaks bedurft, sondern einfach aufmerksames Verfolgen der Entwicklungen im Nahen Osten. Dass die arabischen Führer Frieden wollen, haben sie oft gezeigt. Zuletzt mit der Arabischen Friedensinitiative von 2002.

Aber auf die richtigen Fragen kommt Borgstede dann doch nicht. Zum Beispiel warum es noch keinen Frieden gibt, wenn doch alle arabischen, ja und sogar muslimischen Regierungen dazu bereit wären? Ja, woran kann es dann noch liegen, Herr Borgstede? Etwa an dem winzigen Gazastreifen der sich quer stellt? Warum wurde sie von Israel denn nicht einmal beachtet, die Friedensinitiative von 2002?


Der Rest des Artikels ist eine einzige knisternde Liebeserklärung an die Marionette Salam Fayyad.
"Überraschend aber ist, bis in welche Details sich der Ministerpräsident um die Reformen kümmert."
Genau! Reformen wie die Schließung diverser Radio- und Fernsehsender, Unterdrückung der Opposition und so weiter und so fort...


"Besonders beeindruckend aber sind die erstaunlichen Fortschritte der Palästinenser bei der Reform der Sicherheitsdienste.
[...]zwei Tage nach Beginn der israelischen Offensive in Gaza, trafen sich israelische Militärs mit palästinensischen Sicherheitschefs, um darüber zu beraten, wie man eine Eskalation im Westjordanland verhindern könne. Die Vereinbarung hat Erfolg. Die Armee hält sich bei ihren Einsätzen zurück und die Palästinenser verhinderten größere und gewaltsame Demonstrationen."
Das ist beinahe zynisch. Die palästinensischen "Sicherheitsdienste" sind also deshalb so gut, weil sie Israelis schützen. Vor "größeren Demonstrationen" zum Beispiel, weil arabische Brüder im Gazastreifen niedergebombt werden. Von der Sicherheit der Palästinenser ist nirgends die Rede. Die Palästinenser leben nicht viel sicherer als vorher und werden schon mal an Checkpoints abgeknallt, weil sie gefährliche Massenvernichtungsflaschen in den Händen halten.


"Überzeugend legt Fajad dar, dass das erfreuliche Wirtschaftswachstum im Westjordanland vor allem einem staatlichen Konjunkturpaket und Gebergeldern zu verdanken sei."
Richtig, das "Wirtschaftswunder" im Westjordanland. Sogar im Gazastreifen gibt es ein größeres Wirtschaftswachstum als in der Westbank und das trotz Abermillionen von US-Hilfsgeldern und trotz der Strangulierung des Gazastreifens durch die israelische Regierung!
"The IMF says Gaza’s economy grew by 16% in the first half of this year, almost twice as fast as its West Bank rival, on which Western donors have lavished billions of dollars."
Borgstede mag ja Cembalo spielen können, das mit der Nahost-Berichterstattung sollte er sich noch einmal überlegen. Aber für das Niveau der Welt reicht es allemal.

"Graue Vorzeit" - Getrennter Sportunterricht

"Julia Klöckner, die Spitzenkandidatin der CDU bei der Landtagswahl im März, kritisiert in dem Leitfaden des Ministeriums vor allem die Geschlechtertrennung. "Dies wäre ein Rückschritt in die graue Vorzeit. Das hat nichts mit Fortschritt und Aufklärung zu tun“, sagte Klöckner."

Rückschritt in die graue Vorzeit? Da komme ich mir aber unglaublich alt vor. In meiner Schulzeit in den 90ern und den beginnenden 00er Jahren war auf beiden Schulen die ich in diesem Zeitraum besucht habe der Sportunterricht strikt nach Geschlechtern getrennt. Sogar mit einer Art "Sichtblende", die die Halle geteilt hat.

Jetzt mag das tief schwarze Baden-Württemberg nicht unbedingt das leuchtendste Beispiel für Liberalität sein, die Aufklärung hat aber durchaus auch das Ländle erreicht.

Ich bin prinzipiell gegen geteilten Sportunterricht aber ich bekomme bald graue Haare, wenn jedes mal die "Aufkläääärung!" und der "Forrrrrtschrrritt!" ausgebuddelt wird um zu zeigen wie "Rrrrrrrückständig" doch die Muslime sind.
Erst recht, wenn solche Aussagen aus CDU/CSU Kreisen kommen.

Lieber ist es mir, dass Mädchen und Jungen getrennt Sport treiben, als dass Schüler wegen einer fehlenden Trennung des Sportunterrichts gar nicht erscheinen.

Montag, 17. Januar 2011

"Demokratisierungsdruck"

"Der Tunesier Ben Ali, der Iraker Saddam Hussein, der Syrer Hafez al Assad und die drei Präsidenten seit Ägyptens Revolution von 1952 nutzten diese Chance. Ihre autoritär geführten Staaten hielten allem äußeren Druck stand, der Öffnung und Demokratisierung zu erzwingen suchte[...]"
Viel Kraft hat es nie bedurft diesem "Demokratisierungsdrückchen" standzuhalten.

"EU lebte ganz gut mit Ben Ali"

"Den großen Schritt Richtung Demokratie hat das tunesische Volk alleine unternommen, seinen Diktator hat es ohne fremde Hilfe gestürzt.

Von der EU hätte es dabei ohnehin keine Unterstützung erwarten dürfen. Die Europäer, die so gern ihre demokratischen Tugenden hochhalten, haben auch nach dem Aktionsplan von 2005 zugesehen, wie Sein al-Abidin Ben Ali seine Macht ausbaute, wie sein Clan das Land ausbeutete, wie der Diktator 2009 mit fast 90 Prozent der Stimmen ein fünftes Mal wiedergewählt wurde, wie das Regime kritische Journalisten mundtot machte."

Ein sehr kritischer Artikel, hier gehts weiter...

Freitag, 14. Januar 2011

Ein großer Sieg in Tunesien!

تحية لشعب تونس قلوبنا معكم أرواحنا معكم

Die Regierung aufgelöst, der Diktator in einen Golfstaat geflüchtet, die anderen arabischen Despoten in Angst und Verwirrung, die USA sowieso...

Wer hätte noch im Dezember 2010 gedacht, dass eine sozial motivierte Revolution, und es ist eine Revolution!, einen Diktator stürzen würde und noch dazu in einem arabischen Land?

Die Jasminrevolution ist bereits jetzt zum positiven Beispiel für viele Araber geworden. Ägypter, Saudi-Araber, Algerier, Palästinenser, aus allen Teilen der arabischen Welt werden die tapferen Tunesier beglückwünscht.

Bleibt noch den Mann zu würdigen, dessen verzweifelter Selbstmord die Jasminrevolution ausgelöst hat: Mohammed Bouazizi. Sein Name sollte nicht vergessen werden.

الشهيد محمد البوعزيزي
"Muhammad Bouazizi: a street Tunisian vendor is now the most famous Arab. All Twitter and Facebook in Arabic is dedicated to you. You sparked a revolution. You shall not be forgotten, and you mother (if I can speak for her) shall forgive you (Bouazizi was concerned about his mother's reaction)."

Erinnern sollte man auch an die vielen, vielen anderen Toten, die ihr Leben während der Revolution verloren haben.

النصر لشعب تونس

Reform im Islam

Ganz selten und dann, wenn man es gar nicht erwartet überrascht die Welt auch mal mit einem brauchbaren Artikel.
Unter der Überschrift "Taugen Islamkritiker zur Erneuerung des Islam?" erörtert Till-R. Stoldt inwiefern Leute wie Kelek, Manji oder Kalisch als "Luther des Islams" gelten können und wer tatsächlich zum Reformer taugt.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Südlibanon: Schäfer von der IDF entführt

Die israelische Armee ist am Mittwoch auf libanesisches Staatsgebiet vorgedrungen und hat den Schäfer Sharbel Khoury gekidnappt.

In der Vergangenheit hat es immer wieder Entführungen libanesischer Zivilisten durch die israelische Armee gegeben. Die im Südlibanon zum Schutze Israels stationierte UNIFIL hält sich bei diesen Vorkommnissen meist zurück. Wie auch im Falle Khourys wurden zwar die meisten Entführten rasch wieder freigelassen, die Geschehnisse zeigen aber auch, dass Israel nicht nur mit den Verletzungen des libanesischen Luftraums immer wieder gegen die UN-Resolution 1701 verstößt.

Würden Libanesen nach Nordisrael eindringen und israelische Zivilisten entführen, egal ob für ein paar Tage oder länger, würde der Weltsicherheitsrat tagen während die ersten Bomben schon auf Beirut gefallen wären. Aber wen interessiert schon ein arabischer Schäfer?

Milizen Gazas: Waffenstillstandsangebot an Israel

Die verschiedenen Gruppen des Gazastreifens haben sich zusammen mit der Hamas darauf geeinigt keine Raketen mehr nach Israel zu schießen, wenn Israel damit aufhört Ziele im Gazastreifen zu bombardieren.
Die Angst vor einer weiteren zerstörerischen Invasion des Gazastreifens durch die israelische Armee ist groß. Ayman Taha ein Sprecher der Hamas erklärte, dass der "Schutz und das Wohlergehen des palästinensischen Volkes" oberste Priorität habe.
Keine Wort verlor er dagegen über die Kritik die der Organisation gerade von jungen Palästinensern entgegen schlägt, zuletzt von Leuten aus dem Umfeld des Sharek Youth Forum, die im Dezember 2010 einen offenen Brief veröffentlichten in dem sie hart mit dem Hamas-Regime und Israel ins Gericht gingen.
Die Organisation Sharek wurde von der Hamas gezwungen die Arbeit einzustellen und ist nun seit 45 Tagen geschlossen.

Die Hamas versuchte seit längerem die verschiedenen Milizen daran zu hindern Israel mit Raketen zu beschießen.
Obwohl die israelische Führung darüber Bescheid weiß, werden die Raketenangriffe immer wieder der Hamas angelastet. Dies geht aus, vom norwegischen Aftenposten veröffentlichten Botschaftsdepeschen hervor, in denen der Generalstabschef der israelischen Armee Gabi Ashkenazi bestätigte, dass die Hamas keine Kontrolle über die radikalen Milizen habe, die Raketenangriffe auf israelisches Gebiet verüben.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Ben Alis Mörderbande

Ein Sprecher des US-Außenministeriums ließ in Bezug auf die Ausschreitungen in Tunesien folgendes verlauten:

QUESTION: Are you aware that the government recently closed all schools and universities until further notice?

MR. CROWLEY: We are concerned about – we understand and --

QUESTION: It’s a pretty drastic step.

MR. CROWLEY: Well, we – to the extent that we understand the government has a very legitimate right to ensure the safety of its citizens. That said, we do have concerns about some of the steps that the government has taken, and we will continue --

QUESTION: Specifically the schools?

MR. CROWLEY: I’m not aware of that specific step, but, obviously, that would be something that – there’s a way of dealing with those who are, in fact, trying to incite violence while preserving for the balance of the population the right to assemble, the right to freely express views, and the right to have access to the internet.

Das amerikanische Außenministerium sieht in der Aktion also in erster Linie den Versuch der tunesischen Regierung die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten. Solche Worte eines US-Außenministeriums zu den Vorgängen im Iran wären undenkbar.

Für alle die sich davon überzeugen wollen wie es aussieht, wenn das tunesische Regime für die "Sicherheit seiner Bürger" sorgt, habe ich hier noch den Link zu einem Video.
Es wurde in einem Krankenhaus gedreht und zeigt, wie die Ärzte verzweifelt um das Leben mehrerer Patienten kämpfen. Das Video ist schockierend und nichts für schwache Gemüter.

Trotzdem muss das Vorgehen der Mörderbande von Zain Al-Abidine Ben Ali so gut es mögich ist publik gemacht werden und das geht heute oft nur über das Internet.

(Für die Infos habe ich mal wieder den Angry Arab Blog geplündert.)

Dienstag, 11. Januar 2011

Tunesien: Die Unruhen dauern an

Das Image des "Urlaubsparadieses" Tunesien scheint in den letzten Tagen, nach Wochen gewaltsamer Unruhen auch in den USA und Europa Schaden zu nehmen. Nach langer, medialer Stille berichten nun auch die Zeitungen hierzulande über die Vorkommnisse.
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Noch immer toben die Proteste gegen die autokratische Regierung von Präsident Zine el-Abidine Ben Ali, der sich vor über 20 Jahren an die Macht putschte und keine Anstalten macht abzutreten. Die genaue Anzahl der Menschen, die bei den Protesten bisher ums Leben kamen ist unklar. Die Zahlen variieren je nach Quelle, wobei westliche Medien meist die von der Regierung bestätigten, niedrigeren Zahlen nennen.

Doch nicht nur Tunesien ist betroffen, auch in Algerien geht die Bevölkerung auf die Straße um gegen die dortigen Zustände zu protestieren. Im Nachbarland sind es vor allem die enorm gestiegenen Lebenserhaltungskosten die die Menschen auf die Straßen und zum Protest in die Viertel der Reichen treiben.

Orte der Proteste


Hohe Chancen- und Arbeitslosigkeit unter den jungen Tunesiern

Der unmittelbare Auslöser für die Proteste in über einem Dutzend tunesischer Städte war so grausam wie symbolträchtig.
Vor einem Regierungsgebäude der Stadt Sidi Bouzid zündete sich Mohammed Bouazizi (26) im Dezember 2010 aus Protest gegen seine Behandlung durch das tunesische Regime selbst an und verstarb schließlich am 4. Januar an seinen schweren Verletzungen.
Der arbeitslose Universitätsabsolvent hatte versucht sich mit dem Handel von Gemüse durchzuschlagen, bis die Polizei aufgrund der fehlenden Lizenz seine Waren und den Gemüsekarren beschlagnahmte. Außerdem sei Bouazizi von den Beamten geschlagen und verspottet worden.

Bald nach Bekanntwerden der Geschehnisse füllten sich die Straßen mit Demonstranten, oft Menschen denen es in ihrem jungen Leben ähnlich ergangen ist. Denn vor allem unter Akademikern ist die Arbeitslosenquote erschreckend hoch. Während das Land als wohlhabendes Urlaubsparadies porträtiert wird, leiden die jungen Tunesier unter der Chancenlosigkeit und den durch die Regierung auferlegten Restriktionen in der Politik.
Zusammen mit Gewerkschaftern und Oppositionspolitikern protestieren sie nun gegen die extreme Arbeitslosigkeit und gegen das tunesische System, welches nur in der tunesischen Staatspresse und in westlichen Medien als offen, wohlhabend und gemäßigt gelobt wird.

Die Mo Ibrahim Foundation setzte Tunesien für 2010 auf den achten Platz der "worthiest and perhaps happiest countries" Afrikas. Platz acht von 53 für eine Diktatur, in der sich junge Menschen aus Protest selbst verbrennen.


Die Rolle des Internets

Den Streiks und Demonstrationen haben sich inzwischen auch tausende Anwälte angeschlossen, die sich vor allem gegen die ausufernde Polizeigewalt aussprechen.
Auf Youtubekanälen wie Freedom4Tunisia werden ständig neue Videos hochgeladen, auf denen die Ausschreitungen und die brutalen Reaktionen der Staatsmacht dokumentiert sind. Junge Tunesier präsentierten in Videos neben scharfer Munition, Tränengaskartuschen mit angeblich hebräischem Aufdruck. Ob israelische Produktion oder nicht dürfte die betroffenen Demonstranten jedoch vorerst weniger interessieren. Interessanter ist die Verwendung des Internets um der Welt zu zeigen, was im Lande vor sich geht.

Junge Tunesier präsentieren Hülsen scharfer Munition, die auf sie abgefeuert wurde.

Etwa vier Millionen Tunesier verfügen über einen Internetanschluss. Ganze 1,8 Mio. haben ein Konto bei Facebook. Ähnlich der Grünen Protestbewegung im Iran verstehen es auch die jungen Tunesier das Internet für sich zu nutzen, so weit es ihnen überhaupt möglich ist angesichts der Einschränkungen der Regierung.
Diese kontrolliert alle zwölf Internet-Provider des Landes und sperrt rigoros jeden Zugang zu Oppositions- und kritischen Menschenrechtsseiten. Um den Zugang zu blockieren verwendet das tunesische Regime in den USA programmierte Software von McAfee.
Als Wikileaks im November die berüchtigten Botschaftsdepeschen veröffentlichte, da sperrte die Regierung konsequent den Zugang zu den Enthüllungen, was widerum Angriffe von Wikileaks-Sympathisanten gegen offizielle Regierungsseiten heraufbeschwor.
Nachdem die libanesische Zeitung al-Akhbar pikante Wikileaks-Cables über die tunesische Führung zugänglich machte, wurde die Homepage der Zeitung gehackt und war tagelang nicht zu erreichen.

Auch tunesische Blogger/Innen wie Leena Ben Mhenni haben immer wieder unter den Repressionen der Regierung zu leiden. Im Dezember 2009 beispielsweise, wurde die Bloggerin Fatma Riahi von den Behörden verhaftet und ihr Computer beschlagnahmt. 2005 wurde der regierungskritische Blogger Mohammed Abbou für seine Aktivitäten zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Doch das Schicksal tunesischer Blogger scheint im Westen weniger wichtig zu sein, als das ihrer iranischen Kollegen.


Reaktionen auf die Proteste

Der Präsident Tunesiens hat mittlerweile verlauten lassen, dass hinter den Protesten eine "terroristische Verschwörung" stecke. Mit dem Verweis auf Terror, und bevorzugt seine islamistische Spielart konnten arabische Despoten bisher auf die Unterstützung oder wenigstens die Sympathie der USA und Europas zählen. Und Tunesien galt gerade diesen Ländern immer als positives Beispiel für einen arabischen Staat. Trotz Diktatur, trotz Internetzensur wie im Iran und in China.
Deshalb weisen viele Nachrichtenseiten daraufhin, dass die Tourismusgebiete Tunesiens weiterhin sicher sind, da sie weiträumig von den Sicherheitskräften abgeschirmt werden.

Die saudische Staatspresse riet der tunesischen Regierung derweil allen Ernstes endlich mehr politische Beteiligung zuzulassen.
Die ägyptische Regierung wird sich vorsichtig zurückhalten. Dort waren die Menschen Ende vergangenen Jahres auf die Straßen gegangen, weil sie gegen die ägyptische Farce namens "Wahlen" protestierten. Auch dort gab es Tote und Verletzte, und auch deren Schicksal bekam nie die nötige Aufmerksamkeit, weil man im Westen klammheimlich ganz glücklich über den Status Quo ist.

Mit der Situation der Tunesier im Hinterkopf kann man jedoch nur hoffen, dass sie ihre Forderungen durchsetzen können. Ob sie dabei Unterstützung aus dem Ausland bekommen ist fraglich. Ernsthafter Druck auf die Regierung durch westliche Staaten ist eher unwahrscheinlich, von Sanktionen wie gegen den Iran ganz zu schweigen.
Wie man es auch dreht: Demokratie und Freiheit sollten kein Privileg der Amerikaner oder Europäer sein.

Montag, 10. Januar 2011

Aufstände in Tunesien: Nach dutzenden Toten endlich in den Medien angekommen

Tunesien durchlebt die schwerste Krise seit Jahrzehnten: Bei Ausschreitungen in mehreren Städten starben mindestens 14 Menschen. Es gab zahlreiche Verletzte.
ُEs scheint, als würden die Vorkommnisse langsam in den westlichen Medien ankommen.

Al-Jazeera meldet 25 Tote الجزيرة: 25 قتيلا سقطوا في احتجاجات تونس

Samstag, 8. Januar 2011

Der zionistische Imam: Wie süß er ist!

Die Zeit hat wieder einen großartigen Artikel online, wirklich großartig.
"Scheich Abdul Hadi Palazzi setzt sich für jüdische Siedler ein, weil er den radikalen Islam ablehnt"
Weil ihnen die Quellen des Judentums nicht mehr ausreichen um die Siedlungen zu legitimieren, ziehen die Israelfanatiker nun auch schon den Koran und einen(!) depperten, unbedeutenden Scheich heran. Ganz nach der Logik: Der gemäßigte Islam gibt den Israelis Recht.
"Viele in Israel sind über diesen Italiener begeistert und loben ihn..."
Ja, viele Israelis aber nicht ein Araber und Muslim!!

Niedlich ist auch die Glorifizierung von Sadat.
"Sadat folgte dem Rat und wurde von radikalen Muslimen ermordet, weil er nach deren Meinung ein Zionist war. Für Palazzi wie auch für viele um Frieden bemühte Muslime jedoch war Sadat ein Märtyrer."
Als ob es nicht Sadat gewesen ist, der die Islamisten erst stark gemacht hat damit diese die (dem Westen unliebsamen) Linken zerfleischen konnten.

Und in merkwürdiger Verkennung der Tatsachen wird dann auch noch die saudische Führung für die Anti-Israel Haltung der Palästinenser verantwortlich gemacht.
»Ursprünglich war die Opposition gegen den neuen Staat Israel säkular. Sie wurde erst zu einem religiösen Konflikt, weil manche Gegner Israels erkannten, dass ihre Position stärker ist, wenn sie diese mit Religion unterfüttern.« Im Umkehrschluss kam er zu der kühnen Feststellung: »Jene, die den Wahhabismus ablehnen, müssen Israel befürworten.«
Seit die Widerstandsbewegung vom saudischen Ölgeld korrumpiert wurde, allen voran die Fath und der miserable Arafat, torkelt sie von einer Niederlage zur nächsten Demütigung. Die saudische Führung hat immer dafür gesorgt, dass die Feinde Israels bekämpft wurden.
Die Islamisierung des Widerstands war übrigens auch im Sinne der westlichen Alliierten. Was schlimmeres als eine marxistisch-leninistische oder auch nur sozialistisch angehauchte Widerstandsbewegung konnten sie sich einfach nicht vorstellen.
Vergessen wir nicht, dass die Hamas anfangs auch von Israel Unterstützung erfuhr!


Was heute irgendwie kein Israelfanatiker mehr begreifen will: Selbst wenn der Islam von heute auf morgen aufhören würde zu existieren, selbst wenn es keinen einzigen Muslim mehr geben würde; kein Palästinenser, kein Araber würde aufhören sich rigoros gegen die israelische Politik zu stellen.

IDF bei dem was sie am besten kann...

Das zählt bei weitem nicht zu den wirklich ernsten Übergriffen der IDF-Soldaten auf friedliche Demonstranten aber kann sich einer den Aufschrei vorstellen, wenn zum Beispiel bei den Stuttgart21 Demonstrationen ein Polizist so mit den aufbegehrenden Schwaben umgegangen wäre?

Man beachte die Routine: Der eine Soldat geht auf den Demonstranten los und augenblicklich läuft ein weiterer Soldat auf die Kamera zu um sie zu verdecken.

(All das was da passiert: Ich wünsche es von ganzem Herzen all jenen die da ständig schreien, die Palästinenser sollten sich endlich mit friedlichen Mitteln gegen die Besatzung wehren.)

Guter Muslim: Keine Story für die Welt

Es gibt Geschichten, reale Geschichten, die sich lesen als wären sie von einem mehr oder weniger begabten Romanautor verfasst worden.
Ab und zu ereignen sich solch buch- oder filmreife Storys und für gewöhnlich stürzen sich die Medien darauf. Es sei denn der heimliche Held der Geschichte ist ein Muslim. Das passt momentan so gar nicht in die allgemeine Berichterstattung.

Folgendes ereignete sich nun in Indien:
Ein extremistischer Hinduführer beschließt, konfrontiert mit islamistisch motivierten Terroranschlägen gegen Hindutempel, selbst gewaltsam gegen Muslime aktiv zu werden.

Mehrere blutige Anschläge von Hindunationalisten folgen, die jedoch irgendwie muslimischen Extremisten angelastet werden.
Nach einiger Zeit landet der Swami schließlich hinter Gittern, wo er trotz einer drohenden Todesstrafe die Terroranschläge gegen Moscheen und andere Ziele eingesteht.

Doch wie kam es zu dem plötzlichen Geständnis des Hinduführers?
Er teilte seine Zelle mit einem Muslim, der unschuldig für die angebliche Beteiligung an einem vom Swami organisierten Terroranschlag verurteilt wurde. Der Muslim war kein Extremist, er war vermutlich nur zur falschen Zeit am falschen Ort und musste anderthalb Jahre für ein Verbrechen in den Knast, das eigentlich auf das Konto des Hinduführers ging.

Der muslimische Mithäftling kümmerte sich im Gefängnis aber so rührend um den Swami, dass dieser zur Überzeugung kam, dass niemand unschuldiges für Taten büßen sollte, die er selbst geplant oder begangen hatte.

Der Swami gab deshalb seine Beteiligung an Terroranschlägen gegen die Mekka-Moschee in Hyderabad zu und informierte die Polizei des weiteren darüber, dass auch Anschläge auf Moscheen in Megalon (in den Jahren 2006 und 2008) und die Attacke auf den Samjhauta Express von Hinduextremisten und nicht von Islamisten durchgeführt wurden.

Der Swami gestand außerdem folgendes:
"He said the Hindu radicals allegedly attacked mosques and the train carrying Pakistani citizens as part of the 'bomb-for-bomb' plan to retaliate against jihadi terror."
Ziemlich verrückte Geschichte die jedoch einen Haken hat: Sie beinhaltet keine blutrünstigen Terrormuslime.
Da kann die Geschichte noch so gut sein, sie wird dadurch weniger Aufmerksamkeit erfahren.

Deutscher Qualitätsjournalismus sieht anders aus.
Mit sich selbst um die dämlichste Überschrift wettstreitend zeigt Henryk Broder wie man in Deutschland über Muslime schreibt: Wie es ist, wenn Muslime einen töten wollen


Ja wie ist es denn, Broder, wenn Muslime einen töten wollen? Etwa anders als wenn Christen, Juden oder Mormonen einen töten wollen? Was macht es so anders, wenn Muslime töten? Was macht es für Broder und seine Leser so viel prickelnder?

Freitag, 7. Januar 2011

Einstiegsdroge Hassmusik

Die Zeit berichtet über das Erstarken der "linksextremen Szene" in Deutschland. Grund sei laut dem Verfassungsschutz die "zunehmend populäre Einstiegsdroge Hassmusik". Genannt wird der Name einer Band, der bei Youtube gerade einmal einen Treffer liefert.

Alles klar, Verfassungsschutz. Die Musik ist Schuld, nicht die Wirtschaftskrise, nicht Schwarz-Gelb und nicht der so genannte Casino-Kapitalismus. Alles klar, Verfassungsschutz.