al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Dubiose Rangliste zur Christenverfolgung

Eigentlich will ich mich nicht mehr groß an der derzeitigen Diskussion um die Situation der Christen in der islamischen Welt beteiligen. Im Grunde kann ich mich den Ausführungen von Jörg Lau (den ich sonst kritisch betrachte!) anschließen.
Allerdings wird das Thema, wie Mondoprinte treffend feststellt auch zu propagandistischen Zwecken ausgenutzt.

Bei dem ganzen Trubel um die Situation der Christen im Irak und in Ägypten habe ich mich nämlich bald gefragt, wann denn nun endlich die "wahren Feinde" ins Fadenkreuz rücken. Überraschend viel Kritik gab es doch zum Beispiel an unseren ägyptischen Verbündeten.

Jemand wie Volker Beck, einer dieser grünen Gutmenschen, hatte doch tatsächlich scharf die ägyptische Diktatur kritisiert. Und sogar die westliche Rückendeckung des Pharaos wusste er anzuprangern.
"Der Westen aber schaut aus außenpolitischer Rücksichtnahme auf das Regime (Husni) Mubarak systematisch weg."
Eigentlich höchste Zeit den Verbündeten aus der Schusslinie zu nehmen! Der wahre Feind sieht nämlich anders aus. Der sitzt im Iran, in Nordkorea, Syrien und Teilen des Libanons.

Wie auf Bestellung jedenfalls erschien dann bei der Welt die Nachricht von der Festnahme mehrerer christlicher Prediger im Iran. Diese Schwerverbrecher hatten dort angeblich unverschämterweise Missionsarbeit betrieben.

Um die Sache abzurunden veröffentlichte nun die christliche Organisation OpenDoors den järhlichen Bericht zur Verfolgung der Christen in der Welt.
Auf Platz eins der Länder, in denen Christen Repressionen ausgesetzt sind ist Nordkorea und auf Platz zwei, und hier darf man wirklich nur einmal raten, ist der Iran.

Wahrlich, das schäbige iranische Regime sollte schnellstmöglich durch eine Revolution (und nicht durch einen imperialistischen Kriegszug) zu Fall gebracht werden aber warum, wenn nicht aus klar politischen Gründen steht der Iran vor einem Land wie Saudi-Arabien?

Im Iran ist Christen die Religionsausübung mit Einschränkungen gestattet (verboten ist z.B. Missionierung), im "Kingdom of Horrors" a.k.a. Saudi-Arabien jedoch sind nicht einmal christliche Symbole erlaubt. Von Bibeln und Kirchen mal ganz zu schweigen. Abu Khalil fragt vollkommen zurecht wie es sein kann, dass ein Land in dem solche Verbote existieren hinter einem Land stehen kann, in dem es diese Verbote nicht gibt?

Ähnlich dubios ist die Platzierung Bahrains, wo es demnach Christen also besser gehen soll, als in Syrien, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten.

Von solch fragwürdigen Rankings abgesehen ist die Situation der Religionsfreiheit in den islamischen Ländern verheerend. Hier muss endlich massiv Druck ausgeübt werden und dabei dürfen auch die anderen religiösen (und nicht-religiösen!) Minderheiten nicht vergessen werden.

2 Kommentare:

  1. Danke für die freundliche Erwähnung - und lies mal den ersten Kommentar, den ich dazu erhalten habe...;-)))

    AntwortenLöschen
  2. Ach herrje! Das ist wirklich skurril.
    Da hat sich einer wirklich ein ultimatives Feindbild geschaffen: der kommunistische Nazimoslem mit der rot-braun-grünen Flagge. :-D

    (Für weiteren Spaß, einfach mal die E-Mail Adresse googlen. :D)

    AntwortenLöschen