al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Samstag, 19. Februar 2011

Tariq al-Bishri - Ein Mann für das neue Ägypten?

Vielleicht sollte man sich den Namen Tariq al-Bishri merken, denn der Mann könnte noch eine größere Rolle in der politischen Landschaft Ägyptens spielen.
Er ist seit Jahren aktiv in der oppositionellen Szene und hat wichtige Arbeit bei den Gruppen "al-Wasat" und "Kifayah" geleistet.
Jetzt wurde der Jurist dazu berufen das Komitee anzuführen, welches die Verfassung Ägyptens überarbeiten soll.

In der faz soll Joseph Croitoru Kritik an al-Bishri geäußert haben, weil dieser "alles andere als ein Freund der Vereinigten Staaten sei" und Sympathien für die iranische Politik hege, die sich den "Aggressionen Israels" widersetze.
Bei SPON nimmt Matussek zwar Bezug auf diesen Artikel aber scheinbar wurde er wieder aus dem Netz genommen, denn online ist er nirgends mehr zu finden.

Weitere Informationen zu al-Bishri findet man bei den Orientalisten in Münster.
Gleichberechtigung von Kopten und Muslimen und ebenso von Männern und Frauen ist eines seiner zentralen Anliegen. Bei Konflikten zwischen Kopten und Muslimen hat sich al-Bishri immer wieder für die Rechte der Kopten eingesetzt.
auch interessant...
Anders als das alte Regime erkennt die „Partei der Mitte“ ["al-Wasat" Anm. Al-Samidoun] die Möglichkeit an, dass das Staatsoberhaupt auch Christ, ja gar eine Frau sein kann. Eine koptische Christin als Präsidentin Ägyptens?
Wobei ich in einem anderen Bericht gelesen habe, dass es von al-Bishri auch umstrittene Aussagen im Hinblick auf die Kopten gibt.
Möglicherweise zu Recht wird er von manchen Landsleuten aber als "muslimischer Modernisierer" bezeichnet.

Vielen Politikern im Westen dürfte der Mann jedoch ein großer Dorn im Auge sein, nicht zuletzt wegen Aussagen wie dieser:
Our foreign policy is completely detached from our national interests. It is designed so Egypt performs in the Arab and international arenas in the way Washington wants.
Die Außenpolitik Ägyptens sei komplett gelöst von nationalen Interessen. Sie sei so geschaffen, dass Ägypten auf der arabischen und internationalen Bühne handle wie Washington es wolle.

Eine etwas kritischere Sicht auf den Werdegang al-Bishris bietet Nisralnasr:
Bishri is widely considered a leading (if not the leading) public intellectual in Egypt today. This is not to say everyone agrees with him and in recent years he has evoked some significant criticism for his involvement in some very public controversies about the role of Copts and especially the Church in Egyptian society.
In den nächsten Wochen und Monaten werden vermutlich einige Artikel in den deutschen Zeitungen erscheinen, die al-Bishri verteufeln und dämonisieren werden. Vermutlich wird man ihn als blutdurstigen Islamisten darstellen, der wieder die Auspeitschung und das Händeabhacken in Ägypten einführen wolle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen