al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Freitag, 11. Februar 2011

Antideutsche Experten antworten auf meine Kritik

Eigentlich erübrigt sich jede Reaktion auf die Antwort von Seiten des Jungle World Schreibers Jörn Schulz, auf meine Kritik an seinem Artikel "Die Zeit der Befreiung". Dieser wirft mir nun nämlich vor, ich würde mich um einen Sturz des syrischen Systems sorgen und zumindest mit dem al-Assad Regime sympathisieren.
So schreibt Schulz beispielsweise:
Die größte Sorge der Antiimps ist derzeit, dass die Revolte auf Gaza, Syrien und den Iran übergreift, sodass man nicht mehr von einem „antiwestlichen Aufstand“ sprechen kann. Deshalb beklagt man sich im Blog al-Samidoun darüber, dass ich von Syrien als „dem brutalsten arabischen Regime“ gesprochen habe.
Wie krude das ganze ist sieht man, wenn man nicht nur einen Teilsatz meines Beitrages zitiert, wie Schulz es macht, sondern Zitate in voller Länger wiedergibt:
Nochmal: Ich will das syrische Regime keines Falls loben, es sollte auch gestürzt werden, aber es als "brutaler" als SA, Ägypten oder andere arabische Autokratien zu bezeichnen macht sich an der einzigen Tatsache fest, dass Syrien vergleichsweise israelkritisch ist
Herr Schulz lässt jedoch das "es sollte auch gestürzt werden" bewusst unzitiert. Vermutlich kann nur die Jungle World erklären, wie sich jemand um den Sturz eines Systems sorgen kann, wenn er selbst dazu aufruft.

Und nicht nur das. Was Schulz verschweigt ist die Tatsache, dass ich mich auf al-Samidoun sogar mehrmals für Umstürze in den von ihm genannten Regionen ausgesprochen habe. Nochmal: Ich habe keine Angst davor, dass die Aufstände auf Gaza, Syrien oder den Iran übergreifen, ich habe Angst davor, dass sie es nicht tun!
So habe ich einen kleinen Blogbeitrag zum Iran mit "marg bar jomhuriye eslami" (Tod der Islamischen Republik) unterschrieben oder mich des öfteren vehement gegen die Hamas im Gazastreifen ausgesprochen.
Bei mir basiert diese Hoffnung auf Veränderung in den arabischen Ländern und dem Iran jedoch nicht auf einer Sorge um Israel, sondern auf einer Sorge um die Menschen, die tatsächlich unter diesen Regimes leben müssen.
Oder um es auf eine simplere Formel zu bringen: Der Antideutsche sorgt sich um die iranische Opposition nur deshalb, weil das iranische Regime ein Feind Israels ist.

Anschließend versucht Herr Schulz meine Aussage, Bashar al-Assad genieße unter Syrern größere Popularität als Mubarak unter den Ägyptern mittels Ironie anzugreifen.
Dass Bashar al-Assad bei den Syrern aber vergleichsweise beliebter ist als Mubarak, Salih und Co in deren Ländern, sauge ich mir jedenfalls nicht aus den Fingern. Dazu sei ein Artikel auf Al-Jazeera English empfohlen der sich mit der Frage beschäftigt wie wahrscheinlich eine "syrische Revolution" eigentlich ist.
Doch darum geht es mir eigentlich gar nicht, da ich es selbst nur begrüßen würde, wenn auch in Syrien die Massen auf die Straßen gehen würden, um einen Systemwechsel zu erreichen. Thaura, Thaura hatta al-Nasr!

Wie erwähnt: so einen Systemwechsel wünsche ich mir jedoch in erster Linie für die Menschen, die in Syrien leben und niemals für Israel. Und wäre das syrische Regime ein Freund Israels, würde auch kein antideutscher Hahn vom "brutalsten arabischen Regime" krähen.

Sind die Proteste in Ägypten und Tunesien also antiwestlich?
Antiwestlich sind die Proteste sicher nicht in dem Sinne, dass hier ein "westliches Wertesystem" (so es eines gibt) abgelehnt wird. Sie sind antiwestlich höchstens im Hinblick auf die Politik westlicher Staaten wie den USA, Israel und den europäischen Ländern, die sich nie um das Wohlergehen der Ägypter sorgten, sondern immer nur um das Wohlergehen ihrer Interessen und der israelischen Bürger.
Und nur aus diesem Grund nennt es die US-Administration "Reform", wenn der Chef der Geheimpolizei zum ägyptischen Vizepräsidenten ernannt wird. Man kann nochmal fragen: Hätte es die US-Regierung als "Reform" bezeichnet, wenn Stasichef Mielke zum Vizepräsidenten der DDR ernannt worden wäre?

Glaubt wirklich jemand die Ägypter merken nicht, dass die einzigen Unterstützer des Diktators Mubarak und des Geheimdienstchefs (und Folterspezialisten) Sulayman in der US-Regierung und in der Israels sitzen (von den anderen arabischen Diktatoren einmal abgesehen)?
Natürlich erzeugt es Zorn, wenn sich Mubarak weigert mit den Ägyptern über seinen Abgang zu sprechen und das Thema lieber mit seinen amerikanischen und israelischen Freunden bespricht.
Und natürlich haben sich die ägyptischen (aber auch die tunesischen) Demonstranten nur all zu oft negativ gegenüber dieser amerikanischen und israelischen Politik geäußert.

"Nieder mit Omar Sulayman, dem Mann Israels!"


"Hau ab nach Tel Aviv, sie lieben dich dort sehr, oh Präsident!"

Zum Schluss will ich einen Kommentar zitieren, den ein User unter der Antwort von Herrn Schulz hinterlassen hat und der, wie ich finde, durchaus treffend ist:
Wer hat denn innerhalb der Linken jahrelang erzählt, daß jede Bewegung von unten in den arabischen Ländern nichts anderes sei als der Ausbruch islamistisch-faschistischen Ressentiments gegen die Moderne. Das gegenüber dieser Gefahr der westliche Kapitalismus reinstes Gold wäre und daß diese Staaten erstmal gewaltsam an die Kandare genommen werden müßte. In der Jungle world will uns der Bismarck-Fan Thomas von der Osten-Sacken immer noch weismachen, das militärische Massaker und Kriegsverbrechen a la Irak-Krieg den Weg zum Volksaufstand und zur Revolution in Ägypten geebnet hätte. Wer bitte schön war denn der Verbündete der Amerikaner im Irak-Krieg. Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz oder der Folterknecht Mubarak?
Ich will die Jungle World nicht komplett schlecht reden. Das hätte sie nicht verdient. Aber wie bei allen antideutschen Publikationen kommt es eben auch bei der Jungle World zu massiven Wahrnehmungsstörungen, wenn es um den Nahen Osten geht.
Bei der Lektüre mache ich das gleiche wie bei der konkret. Ich lese nur die Artikel die rein gar nichts mit dem Nahen Osten zu tun haben.
Dann wird man normalerweise nicht enttäuscht. Und wenn das mal keine versöhnlichen Worte sind...

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Nachtrag 11.02.2011 - 18:38:
Der von mir zitierte Kommentar zum Artikel von Jörn Schulz wurde offensichtlich gelöscht.

2 Kommentare:

  1. Glückwunsch zu dem großartigen Coup!

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  2. Du solltest diese Schmierblätter Konkret u.Jungele World (geschweige den Bahamas) überhaupt nicht lesen.
    Sie sind höchstens für Toilettendienste zu verwenden;
    Antideutsche sind Handlanger des Imperialismus!

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