al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Freitag, 18. Februar 2011

Brutalität gegen Demokratiefreunde

Die Demonstrationen in Bahrain und Libyen werden mit größter Brutalität niedergeschlagen. Den Herrschern ist klar, wenn es Mubarak passieren konnte, dann auch ihnen selbst. Deshalb werden die Diktatoren keine Risiken mehr eingehen und jedes Aufbegehren der Bevölkerung gnadenlos bekämpfen, bevor es zu spät ist. In Bahrain sollen bereits hunderte Panzer und andere militärische Gerätschaften aufgerollt sein.

Die USA werden sich auch bei den Ereignissen in Bahrain zurückhalten. Wahrscheinlich sogar mehr als es in Ägypter der Fall war. Warum? Aus Appeasement gegenüber Saudi-Arabien. König Abdallah hatte in einem Telefongespräch mit dem US-Präsidenten getobt, weil dieser seiner Meinung nach Mubarak im Stich gelassen habe.
Sollten die USA den Sturz eines weiteren alliierten Systems mitansehen oder sogar indirekt unterstützen, dürfte das die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und den USA gewaltig verschärfen.
Denn natürlich könnte ein weiterer Umsturz in unmittelbarer Nähe auch das saudische Königreich destabilisieren.

Die schiitische Geschichte Bahrains
Bis zum Jahre 1782 war Bahrain unter der Kontrolle der schiitischen Perser, deren Oberhoheit über den Inselstaat ein Jahr später von sunnitischen Arabern des Utub-Stammes beendet wurde. Die schiitisch und persisch geprägten Einwohner gerieten dadurch unter die Herrschaft sunnitischer Araber, was bis in die Gegenwardt für viel Konfliktpotential sorgt. Die Familie Khalifa übernahm damals die Macht, die sie bis zum heutigen Tage in der Hand hat.
Knapp 40 Jahre später begann Großbritannien Einfluss auf Bahrain zu gewinnen. Die Herrscherfamilie verbündete sich rasch mit den Europäern um sich dadurch vor persischen und osmanischen Ansprüchen zu schützen. Den Briten war es dadurch möglich einen Marinestützpunkt zu errichten, der später von den USA übernommen wurde.

Genau dieser Militärstützpunkt vor den Türen des Irans ist für die USA von großer strategischer Bedeutung. Sollte tatsächlich die schiitische Mehrheitsbevölkerung Bahrains durch einen Umsturz oder demokratische Reformen bedeutenden politischen Einfluss gewinnen, könnte das die Existenz dieses Hafens extrem gefährden.

Saudische Interessen
Auch in Saudi-Arabien lebt eine marginalisierte aber nennenswerte Anzahl Schiiten. Deren Bevölkerungsanteil schwangt je nach Quelle merklich, mal sind von 5%, mal von 15% oder gar mehr Prozent die Rede. In der Vergangenheit kam es auch dort immer wieder zu Spannungen. Hinzu kommen die Probleme, die die Saudis mit den Schiiten im anderen Nachbarland, dem Jemen haben.
Nicht zu vergessen die sunnitische oder säkulare Opposition in Saudi-Arabien selbst. Ein weiterer Systemsturz hätte bedeutenden Modellcharakter für die Regimegegner im saudischen Königreich.
Dass das Herrscherhaus in Bahrain jeden Umsturzversuch übersteht, liegt also im größten Interesse Saudi-Arabiens, der USA und dem Golf-Kooperationsrat. Selbst das von Qatar finanzierte Al-Jazeera hält sich zurück was die Berichterstattung über die Niederschlagung der Proteste in Bahrain angeht. So gesehen kommen harte Zeiten auf die Opposition in Bahrain zu.

Was bleibt Regimegegnern eigentlich, wenn das System mit größter Härte gegen sie vorgeht? Wenn sie keine Möglichkeit mehr haben "legal" ihre Forderungen durchzusetzen? Wie werden sie jemals die Chance auf eine Veränderung des Systems bekommen? Hierzulande wird man es vermutlich Terrorismus nennen.

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