al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Sonntag, 20. März 2011

Knick in der Wahrnehmung?

Ich muss sagen, dass mir in den letzten Tagen und Stunden einige Male beinahe der Kragen geplatzt ist. Um zu verstehen warum, muss man sich nur bodenlos verlogenen Statements der US-Regierung zu Gemüte führen.

Beispiel: Hier rechtfertigt Außenministerin Clinton den Einmarsch des saudischen Militärs in Bahrain.
“It’s a priority for the US administration to work with partners in the Gulf region against the concern over the behavior of Iran,” she said.

Commenting on the deployment of troops from the Peninsula Shield Force in the Kingdom of Bahrain in the wake of violent protests, Clinton said it was a sovereign right for Bahrain to seek help from GCC member states under the joint defense treaty they had signed.
Der Einmarsch des Militärs der GCC-Mitglieder (Gulf Cooperation Council) ist laut Clinton also rechtens und nur zum Besten der Region. Was das Ziel dieser militärischen Einmischung ist, machte nun ein Sprecher der Vereinigten Arabischen Emirate klar:
"We and the Saudis will not accept a Shi'ite government in Bahrain."
Die schiitische Bevölkerungsmehrheit wird demnach nicht in den Genuß von Demokratie kommen. Schiiten gehören einfach der falschen Religion an.

Nochmal:
Während der Staatsapparat in Bahrain friedliche Demonstranten brutal niederschießen lässt, rollt das saudische Militär ein, um eben diesen perversen Staatsapparat zu schützen. All das im Wissen und mit Unterstützung der US-Regierung.

Weitere Beispiel: Anfangs ließen Pentagonsprecher noch verlauten, nicht über den geplanten Einmarsch saudischer Truppen in Bahrain informiert gewesen zu sein. Jetzt musste man jedoch zugeben, dass man sehr wohl vom Vorhaben der Saudis und ihrer GCC-Verbündeten wusste. Überraschend, ich weiß.
The United States government was informed about Saudi Arabia's military intervention in Bahrain before it happened, a senior US administration official said.
[...]
Earlier, the Pentagon had said that it had received no warning that Saudi troops and others were being deployed to keep a lid on violent protests in the Gulf kingdom.
Solche Taten erfahren somit nicht nur indirekt die Unterstützung der US-amerikanischen Regierung, darüber darf man sich keine Illusionen machen. Den Demonstranten in Bahrain soll unmissverständlich klar gemacht werden, dass sie ein für alle mal zu schweigen haben. Andernfalls werden sie getötet, gefoltert oder eingesperrt.
Sind solche Taten von Regierungstruppen keine Kriegserklärung an die eigene Bevölkerung?


Das Königshaus von Bahrain setzt Reformen durch

Warum also so eine Zurückhaltung, wenn es darum geht das saudische und bahrainische Königshaus zu kritisieren, während die Amtszeit eines anderen Diktators gerade von einer Armada an westlichen Kampfbombern beendet wird? Weil es eben nicht um Demokratie, Freiheit oder sonstige Plüschteddies geht, sondern einzig und allein um eine Vormachtstellung die erhalten und erweitert werden muss.

Wer tatsächlich glaubt, in Libyen ginge es darum die Bevölkerung vor Gaddafi zu retten, der sollte sich fragen, warum sich westliche Regierungen dann auf die Seite des bahrainischen und saudischen Königshauses stellen.
Warum verteidigt man das Königshaus in Bahrain, wenn dort unbewaffnete Demonstranten mit scharfer Munition niedergeschossen werden?
Warum verurteilt Hillary Clinton die Gewalt der Demonstranten in Bahrain, die sich gegen die Staatsgewalt wehren, aber nicht die noch viel größere Gewalt der libyschen Oppositionellen, die ja sogar mit schweren Waffen, Panzern und anderen Gerätschaften gegen die Regierungstruppen kämpfen? Hat die US-amerikanische Außenministerin jemals die libyschen Oppositionellen dazu aufgerufen friedlich gegen Gaddafi zu demonstrieren? Natürlich verdienen die libyschen Rebellen Unterstützung aber eben auch die Demonstranten in Bahrain.

Und es soll tatsächlich Menschen geben, die gar nicht verstehen können, warum ein großer Teil der Araber der amerikanischen Politik keinen Millimeter über den Weg traut.

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