al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Donnerstag, 24. März 2011

Deutscher Journalismus

Im letzten Abschnitt in einem Bericht über den Anschlag in Jerusalem
(ein Toter) schafft es die Welt dann doch noch auf die acht(!), durch die israelische Armee getöteten Palästinenser einzugehen. Aber selbst dort formuliert man den Text so, dass er sich wie ein Kompliment liest:
Schon vor dem Anschlag in Jerusalem hatte Israels Ministerpräsident Netanjahu eine deutliche Reaktion angekündigt. Kein Staat könne andauernden Raketenbeschuss hinnehmen, sagte er. Er bedauere aber, dass palästinensische Zivilisten bei einem Angriff der Armee getötet worden seien. Bei israelischen Angriffen auf die Raketenbasen waren am Dienstag acht Menschen getötet worden, vier davon minderjährige Zivilisten. Ein acht Jahre alter Junge, der bei den israelischen Angriffen verletzt wurde, durfte am Donnerstag zur Behandlung nach Israel einreisen.
Sind sie nicht herzensgut die Israelis? Sie lassen den kleinen Araberjungen sogar zur Behandlung einreisen.

Der Satz in diesem letzten Abschnitt ist übrigens der einzige, in dem die Welt über die acht(!) getöteten Palästinenser überhaupt berichtet.
Ein toter Israeli ist der Welt also mehrere Leitartikel wert, wohingegen acht tote Palästinenser, darunter Kinder und Jugendliche, nur in einem einzigen Satz eines Artikels über den Anschlag in Jerusalem erwähnt werden.

Das sind die rassistischen Standards der deutschen Medienlandschaft.

(Arabische Medien haben über den Anschlag in Jerusalem übrigens ausgiebig berichtet. Auch auf Titelseiten. Kein etabliertes westliches Blatt wäre dagegen in der Lage auf der Titelseite über getötete Palästinenser zu berichten.)

2 Kommentare:

  1. "Die Welt, die gediegene Dame mit der Startschusspistole, die grandiose Vervielfältigerin der Hirngespinste."
    (Uwe Johnson, 1980)

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  2. Die "Welt" ist einfach zum kotzen!

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