al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Montag, 2. Mai 2011

Broder und Bin Laden

Vielleicht ist dieser Beitrag Henryk M. Broders Satire, die zu verstehen ich heute nicht imstande bin. Nicht, dass er in seinem Artikel Dinge schreibt, die meiner eigenen Meinung zuwiderlaufen. Nein, das Gegenteil ist der Fall und gerade deshalb sträube ich mich den Text nicht als Ironie aufzufassen.

Kurz: Broder beklagt sich darüber, dass Bin Laden kein rechtsstaatliches Verfahren bekommen habe, sondern gleich "liquidiert" worden sei. So wenig Mitleid ich mit Bin Laden habe, so richtig ist das was der Rotbeschuhte da äußert.

Bleibt der Haken, warum Broder plötzlich so viel an rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren liegt.
Als das Hamasmitglied Mahmoud al-Mabhouh von einer 26 Mann starken Mossadmannschaft dilletantisch gemeuchelt wurde, da machte Broder keinerlei Anstalten das zu kritisieren. Dabei war al-Mabhouh "nur" ein Waffenhändler und kein tausendfacher Massenmörder.
Das einzige worüber sich Broder im Falle des Mossadmords beklagte war die Dubaier Videoüberwachung, die offenbar kaum einen Ort unbeobachtet ließ. Die "außergerichtliche" Tötung schien ihn wesentlich weniger zu schockieren, als der Überwachungswahn im Emirat.

Aber manch einer reift mit dem Alter. Vielleicht ist Broder wenigstens partiell zur Vernunft gekommen.

1 Kommentar:

  1. Du hast etwas überlesen:
    ''Was im allgemeinen Jubel ebenfalls unbeachtet bleibt, ist die Überlegung, dass Gewalt immer Gegengewalt produziert. Auch die Liquidierung von Osama Bin Laden wird nicht folgenlos bleiben, jetzt muss man damit rechnen, dass sich die Spirale der Gewalt wieder in Bewegung setzen wird.''
    Wenn Du also Satire durch Heuchelei ersetzt, wird ein Schuh draus.
    Dies bestätigt sich auch gleich mit Folgendem:
    ''Das Wenigste, das man jetzt fordern muss, wäre eine unabhängige Kommission, die untersuchen sollte, ob und unter welchen Umständen Osama Bin Laden ums Leben gekommen ist – wenn er es denn überhaupt war. Nur so könnte man Legendenbildungen vorbeugen, wie sie seit der Mondlandung und vor allem seit 9/11 im Umlauf sind.

    An der Spitze einer solchen Kommission müsste ein erfahrener und unparteiischer Jurist stehen. Richard Goldstone zum Beispiel, ehemaliger Oberrichter in Südafrika, der Israels letzte Operation in Gaza (“Gegossenes Blei”) untersucht hat.''

    Natürlich fällt selbst dem Dümmsten auf, daß da etwas ganz fürchterlich im Argen liegt mit dem angeblichen Tod des angeblichen Osama.
    Also --- Goldstone --- der hat sich ja auch mit Israel angelegt.
    Daß dem aber zwischenzeitlich der das Hinterteil auf Grundeis geht und er eine bemerkenswerte Volte hingelegt hat (hat müssen), wird ein Broder selbstverständlich unerwähnt lassen.

    Jedenfalls ist die nunmehr 'erhöhte' Terrorgefahr ein gewiß willkommener Steilpaß für die eine oder andere künftige 'Vorsichtsmaßnahme'.

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