al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Dienstag, 17. Mai 2011

"Zurückhaltung"

Anscheinen sei niemand auf die Idee gekommen, die Führung des Landes könne am Nakba-Tag, wo die Palästinenser ihrer Flucht und Vertreibung im Krieg von 1948 gedenken, wichtigere Dinge zu tun haben.
Typischer Reflex in deutschen Medien. Jede Tat von Seiten der Israelis muss augenblicklich relativiert werden. Deshalb schreibt man direkt hinter "Vertreibung", dass sie ja "im Krieg" geschehen sei und daher nachvollziehbar und verständlich ist. Was passiert nicht alles im Krieg?

Fakt ist aber, dass die ethnischen Säuberungen bereits im Jahr 1947 begannen, also noch vor dem Krieg. Borgstede kann ja mal "Deir Yassin" googeln. Aber deutsche Medien sind schließlich dazu da den Propagandajob für Israel zu übernehmen.
Glaubt ihr nicht?
Gerade mal 30 bis 40 Soldaten sollen am Sonntag auf den Golanhöhen stationiert gewesen sein, die langfristig geplante Demonstration von etwa 1000 Palästinensern auf der syrischen Seite der Grenze wurde von fünf Soldaten in zwei Jeeps beobachtet. Tränengas, Wasserwerfer oder andere unblutige Mittel zur Auflösung von Menschenansammlungen standen nicht zu ihrer Verfügung.
Feststellung. Kein Konjunktiv. Die armen Soldaten hatten einfach keine andere Möglichkeit, als die Demonstranten zu erschießen. Ihnen fehlt es ja an allem.

Tipp: Mal darauf achten wie viele Israelis zu den Vorfällen befragt wurden und dann mal zählen, wie viele arabische Demonstranten interviewt wurden. In letzterem Fall kein einziger. Es interessiert ausschließlich der Narrativ der israelischen Armee.
Dabei sieht es momentan nicht so aus, als ob die Wucht dieser Revolutionen und der aufgestaute Volkszorn sich nun gegen Israel wenden würde: Die Demonstranten sowohl an der syrischen als auch an der libanesischen Grenze waren Palästinenser.
Zumindest im Libanon waren definitiv linke, libanesische Aktivisten beteiligt. Auch die große Demonstration vor der israelischen Botschaft in Kairo darf man an diesem Punkt nicht ausblenden. Dabei erwähnt sie Borgstede kurioserweise einen Abschnitt später.

Wie dem auch sei:
Ohne die Zurückhaltung der Soldaten hätte die Angelegenheit also auch ganz anders ausgehen können.
Da können wir ja alle beruhigt schlafen gehen. Mal wieder nur dumm gelaufen. So wie auf der Mavi Marmara, so wie im Gazakrieg, so wie im Libanonkrieg 2006 und den zig Versionen davor. Hätte alles ganz anders laufen können, wenn die moralischste Armee der Welt nicht so zurückhaltend gewesen wäre...

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