In der nordlibanesischen Stadt Tripoli ist es gestern Abend zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern der Regionen Bab al-Tabana und Jabal Muhsin gekommen.
Letztere beheimatet eine große Anzahl Menschen alawitischer Konfession. Die selbe Glaubensgemeinschaft, der auch der syrische Präsident Bashar al-Assad angehört. Bab al-Tabana ist hingegen sunnitisch dominiert.
Offenbar soll von sunnitischen Assad-Gegnern eine Demonstration zur Unterstützung der syrischen Regimegegener direkt am Bezirk Jabal Muhsin vorbei organisiert worden sein. Da Tripoli eine recht große Stadt ist und ausreichend Platz bietet, wurde die Aktion als direkte Provokation aufgefasst.
Islamisten gegen Alawiten
Wie genau es zu den bewaffneten Auseinandersetzungen kam ist noch unklar. Neben herkömmlichen Schnellfeuergewehren kamen jedoch auch Scharfschützengewehre und RPGs zum Einsatz. Die Bilanz: 6 Tote, 22 Verletzte.
Einige Zeit später trifft die libanesische Armee ein und beruhigt die Situation.
Während die alawitische Minderheit in Jabal Mushin von Syrien bewaffnet wird, erhalten die Sunniten in Bab al-Tabana ihre Waffen aus dem Hariri-Lager. Den Bildern der Demonstration nach zu urteilen, und mit der Tatsache im Hinterkopf, dass Tripoli eine Hochburg sunnitischer Islamisten jeglicher Couleur ist, war die Protestaktion deutlich religiös beeinflusst.
Medien wie das Handelsblatt ("Assad-Anhänger schiessen im Libanon um sich") geben zwar den Alawiten die Schuld an der Eskalation, inwieweit dies zutrifft ist jedoch fraglich wenn man bedenkt, dass die Alawiten im Libanon in den vergangenen Jahren immer wieder zum Ziel von Angriffen aus dem Lager sunnitischer Extremisten wurden.
Szenario Bürgerkrieg
Was sich dort im Libanon so deutlich zeigt, könnte auch ein düsteres Zukunftsszenario für Syrien werden. Sollte sich der dortige Konflikt nämlich nicht bald lösen, droht womöglich ein Bürgerkrieg entlang konfessioneller Linien.
Dies ist auch eine der größten Ängste vieler Syrer, die als Nachbarn zum Libanon und zum Irak nur zu gut wissen wie viel Leid und Zerstörung ein Bürgerkrieg bedeutet. Nicht umsonst wehren sich auch viele syrische Regimegegner gegen ein Eingreifen durch westliche Truppen, das eine solche Entwicklung vermutlich nur katalysieren würde.
Eines ist jedenfalls klar. Auch Teile der syrischen Opposition haben mittlerweile zu den Waffen gegriffen. Vorne mit dabei die Muslimbruderschaft.
Schenkt man zudem den Aussagen syrischer Flüchtlinge Glauben, dann haben sich auch bereits alawitische Zivilisten bewaffnet und sich kämpfend auf die Seite der Regierung geschlagen. Ein offener Bürgerkrieg wäre jedoch der denkbar schlechteste Ausgang des Konflikts zwischen der syrischen Regierung und der Opposition. Sollte es je so weit kommen steht jedoch außer Frage, dass die Hauptschuld auf der Seite Assads liegt.
Im Kleinformat spielt sich diese Auseinandersetzung jetzt im Libanon ab. Die Funken des syrischen Konflikts zwischen Regierung und Demonstranten sind längst auf den kleinen Nachbarstaat übergesprungen.
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