al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Kein Maul Vortrag an der Uni Marburg

Der Vortrag "Sex und Scharia. Zum Geschlechterverständnis im Islam" den Thomas Maul an der Uni Marburg halten wollte ist abgesagt worden. Die "Linke Fachschaft 03" hatte Maul im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Islam, Islamismus und die Linke" eingeladen.
Nach Protesten von linken Gruppen darunter die "Gruppe D.I.S.S.I.D.E.N.T.", die auch ein lesenswertes Flugblatt zum Thema verfasste, wurde die Veranstaltung erfolgreich verhindert.

Maul ist neben seinen Tätigkeiten bei der Zeitschrift Bahamas Verfasser des Buches "Sex, Djihad und Despotie", in welchem der Autor ein kulturalistisches, essentialistisches und rassistisches Bild von Muslimen zeichnet.
Nicht umsonst bekam der Autor vor allem von rechter Seite einigen Applaus, die (wie PI-News) in den antimuslimischen Ausfällen Mauls nichts anderes als legitime und dringend nötige "Islamkritik" sieht.

Das Grundproblem von Mauls Ausführungen ist bei Ofenschlot recht treffend beschrieben:
Thomas Maul resp. seine Verteidiger betonen, dass es ihnen nicht um eine muslimische Rasse ginge oder eine Stigmatisierung der Muslime zu »ganz anderen«. Indem Maul aber die Religion nicht als Ausdruck eines bestimmten gesellschaftlichen Verhältnisses, sondern umgekehrt als Verursacherin gesellschaftlicher Blockaden und Missstände nimmt, haftet er ihr etwas Überzeitliches, Ungesellschaftliches an. Sie wird zu einem Naturverhältnis, zu einer historisch-gesellschaftlichen Invariante, deren Träger sie folglich nicht so ohne weiteres abschütteln können.
Damit befindet Maul sich auf einer Linie mit allen anderen antimuslimischen Rassisten, die den Muslim durch einen unzeitlichen, monolithischen Islam determiniert betrachten. Alle Muslime die entgegen dieser unterstellten "Natur des Islams" handeln sind daher zwangsläufig entweder a) keine "richtigen Muslime" oder b) Lügner, die nur so tun als ob sie die "wahren" Grundsätze des Islams nicht befolgen, um ihre Ziele heimlich durchsetzen zu können.

Zur handwerklichen Qualität des Machwerkes findet sich außerdem bei Rhizom ein interessanter Beitrag in dem es zum Beispiel heißt:
So hat sich Maul nirgends die Mühe gemacht, die von ihm verwendete Sekundärliteratur erst umständlich zu paraphrasieren. Er kopiert sie einfach durch stil- und wortgetreute Übernahme ganzer Absätze selbst dort, wo es sich um Autoren handelt, die er – so dreist war wirklich noch kein Plagiator vor ihm – öffentlich angreift, beleidigt und schließlich sogar als “Abschreiber” (S. 130) denunziert.
Überflüssig zu betonen, dass es begrüßenswert ist, wenn Rassisten wie Maul keine Plattform geboten wird. Schon gar nicht von linker Seite. So heißt es im Flugblatt der Gruppe D.I.S.S.I.D.E.N.T.:
Die Hetz­the­sen von Tho­mas Maul sind ge­fähr­lich und nicht hin­nehm­bar. Wir for­dern: Keine To­le­ranz für an­ti­mus­li­mi­schen Ras­sis­mus und An­ti­fe­mi­nis­mus in lin­ken Dis­kur­sen! Ge­sell­schafts­kri­tik statt Schwarz-​Weiß-​Den­ken!

Mittwoch, 29. Juni 2011

Gegenstück zu Pallywood?

Es wird höchste Zeit, dass ein angemessenes Gegenstück zum Begriff "Pallywood" gefunden wird. Wobei der aktuelle Fall wirklich so erbärmlich ist, dass man eigentlich schon eher von Uwe Boll Niveau sprechen müsste.

Man liest öfters von der angeblichen "Professionalität" der israelischen Propaganda oder des israelischen Geheimdienstes. Angesichts solch himmelschreiend dämlicher Aktionen, wie dem Skandal über den angeblich schwulen Aktivisten, der von der Hamas daran gehindert worden sei, an der Hilfsflotte teilzunehmen, sollte man dieses Bild jedoch zurechtrücken.

Hier nochmal der angebliche "Marc" aus dem Youtubevideo:



Und hier der Schauspieler Omer Gershon mit "gewissen Ähnlichkeiten":


Dieses PR-Desaster erinnert stark an den Mord an Mahmoud al-Mabhouh 2010. Mehr als zwei ganze Fußballmannschaften an "Mossad"-"Killern" hat es gebraucht um al-Mabhouh umzubringen. Die Polizei von Dubai hatte relativ leichtes Spiel und nur einen knappen Monat später fahndete Interpol nach elf Verdächtigen. Die "Agenten" waren dabei zum Teil so dämlich, dass sie sich "heimlich" vor laufenden Sicherheitskameras falsche Bärte angeklebt haben.

Schön Anekdote auch die Entführung eines libanesischen Krämers aus der Beqaa Ebene mit dem Namen Hassan Nasrallah während des Krieges 2006. Drei Wochen später wurde er dann von der IDF an die UN-Friedenstruppen übergeben. Mittlerweile hatten die israelischen Behörden festgestellt, dass es sich nicht um den Generalsekretär der Hizbullah handelte. Sie hatten ihn darüber stundenlang verhört.

Und es gibt ernsthaft Menschen die glauben, der Mossad würde mit Killerhaien jagt auf Touristen machen. Ich mag mir nicht einmal Gedanken über das Resultat machen, wenn die Kerle auch nur mit Zierfischen hantieren würden.

Es gibt eigentlich nur zwei Gruppen die immer wieder die angebliche Professionalität und Macht des Mossads betonen. Erstens, bekloppte antisemitische Verschwörungstheoretiker, die selbst in Haiders feucht-fröhlichem Ableben einen geplanten Mord durch den israelischen Geheimdienst sehen. Und zweitens, Israelwahnsinnige die auch gerne mal mit Mossad T-Shirts rumlaufen.

Dienstag, 28. Juni 2011

Hasbara

Ein sonderbares Video sorgt im Internet für Aufregung. Ein Aktivist berichtet über die Gaza-Solidaritätsflottille. Er wollte auf einem der Schiffe mitfahren, wurde aber ausgeladen - weil er schwul sei. Nun kommt heraus: Israelische Regierungsstellen haben das Band verbreitet.
Wie nennt man sowas? Hasbara?

Unklar bleibt, ob das Video im Auftrag, auf Anregung oder mit Wissen der israelischen Regierung produziert wurde - und ob der Inhalt eine wahre Geschichte erzählt oder eine erfundene.
Die Sache stinkt bis zum Himmel. Ich glaube kein einziges Wort.

Samstag, 25. Juni 2011

Absage an Weltbank und IWF

Interessante Entwicklung:
Die Ägypter haben horrende Schulden. Doch von der internationalen Staatengemeinschaft wollen sie keine Hilfe. Die Regierung reagierte jetzt auf das Rumoren in der Bevölkerung - und verzichtete auf Darlehen von Weltbank und IWF.
Das ist jedoch die andere Seite:
Ägypten setzt nun vor allem auf die Hilfe zweier finanzkräftiger arabischer Länder. Der Golf-Staat Katar plant dem Vernehmen nach Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Dollar in Ägypten, Saudi-Arabien stelle vier Milliarden Dollar als langfristige Kredite und nicht rückzahlbare Hilfen bereit.

"Integration gegen Radikalisierung"

Wenn der Bundesinnenminister also einen "Präventionsgipfel" einberuft, um zu prüfen, was man gegen extremistische Islamisten tun kann und wie man der Radikalisierung junger Muslime entgegenwirkt, so ist das gut. Noch besser wäre es, wenn auf diesem Gipfel nicht vor allem Polizeipräsidenten und Verfassungsschützer vertreten wären. Am wichtigsten sind nämlich nicht Salafismus-, sondern Bildungsexperten. Bildung ist der Schlüssel für Integration; und Integration ist das Rezept gegen Radikalisierung.
Auch wenn Kritik an Friedrichs so genanntem "Präventionsgipfel" berechtigt ist so bleibt der letzte Satz verkürzend. Zumindest wenn man "Integration" in dem Sinne auffasst, wie es in Teilen auch im "Nationalen Integrationsplan" (pdf) der Fall ist. Nämlich als etwas das "Zuwanderer" betrifft, vor allem das Erlernen der deutschen Sprache und die Vermittlung der Prinzipien der "freiheitlichen und demokratischen Ordnung" meint, das Ziel der Einbindung in die Mehrheitsgesellschaft zu haben vorgibt, aber eigentlich primär die Eingliederung in den Arbeitsmarkt im Sinn hat.

War Eric Breininger schlecht integriert?

Und natürlich kann eine "Radikalisierung" auch auf gänzlich anderen, das heißt nicht-religiösen Ebenen stattfinden.

Sonntag, 19. Juni 2011

Josef Joffe sorgt sich um Syrien

Wenn Josef Joffe meint über den Nahen Osten quasseln zu müssen, dann kann man eigentlich getrost weghören. Resultat ist meist ein Propagandageschwurbel, das selbst die Verantwortlichen des Hizbullah-Senders Al-Manar in ehrfurchtsvolles Staunen versetzen würde.
Ja, man kann durchaus behaupten, dass sich Al-Manar oder auch die syrische Staatszeitung Tishreen in ihrer Einseitigkeit und Propaganda in keiner Weise von den Artikeln Josef Joffes unterscheiden.

Diesmal hat es der Herausgeber der Zeit auf die syrische Führung abgesehen. Das mag eigentlich ein lobenswertes Unterfangen sein, wenn es Joffe tatsächlich um die syrische Bevölkerung und nicht um westliche Hegemonieansprüche gehen würde.

So philosophiert er darüber warum zwar in Libyen militärisch eingegriffen wurde, nicht aber in Syrien. Schließlich sei - und das weiß Joffe genau, obwohl man momentan kaum objektive Berichte aus Syrien bekommen kann - die Diktatur in Syrien gefährlicher als das Gaddafi-Regime. Warum also kein westliches Vorgehen gegen Bashar al-Assad?
Syrien hat eine mächtige Armee; Moskau blockiert selbst eine Missbilligungs-Resolution; Iran hat geübte Straßenkämpfer nach Syrien verlegt; es wird seinen einzigen Verbündeten nicht fallen lassen und Hisbollah aufbieten.
Moskau, Iran, Hizbullah... in der Checkliste für Bösewichte hat Joffe schonmal einiges abgehakt.
Dabei würde er aber niemals auf die Idee kommen einmal Syrer zu fragen, was sie von einem Eingreifen westlicher Truppen halten würden. Eine syrische, oppositionelle Bloggerin drückt beispielsweise in folgenden Worten aus, wie sie ein solches Unterfangen sieht:
Ich persönlich bin froh, dass der Westen nicht bereit ist, uns zu helfen. Es würde der Revolution schaden, wenn sie mit dem Westen assoziiert würde. Es wäre ein Desaster für die gesamte Region.
Ähnlich lautendes habe ich selbst von syrischen Bekannten gehört. Aber wen interessiert schon was die Syrer wollen? Schließlich geht es Joffe nicht um Syrien sondern - wie sollte es anders sein - um Israel.

Dieses sei nämlich in äußerster Gefahr angesichts "Horden von Palästinensern" - Stampeden wilder Tiere - die auf Befehl Assads auf die "israelischen" Grenzen zumaschieren würden. In den "Minentod" seien sie getrieben worden, obwohl die Demonstranten weniger durch Minen als durch israelische Kugeln getötet wurden.

Dann driftet Joffe vollkommen in sein Fantasy-Gedankenwelt ab:
Das Problem: Assad wird den zu verhindern suchen, so wie er und sein Vater jedes israelische Golan-Angebot (im Austausch für Frieden) abgewiesen haben.
Die Frieden liebenden Israelis scheitern also immer wieder an der Sturheit Assads.
Komisch dass ausgerechnet der israelische Landwirtschaftsminister Jisrael Katz 2003 erklärte:
"Es gibt keinen Dialog mit den Syrern" [...] Die Golanhöhen seien integraler Bestandteil Israels, und die Regierung werde das Gebiet nicht aufgeben.
Die israelische Regierung werde die Gebiete nicht aufgeben? Laut Joffe wollen die Israelis doch nichts anderes als Frieden und scheitern stets an den Arabern.
Nochmal Worte des israelischen Ministers in einem Artikel der SZ von 2004, als die Regierung in Tel Aviv beschloss neun israelische Ortschaften auf dem Gebiet der Golanhöhen zu errichten:
"Die Golan-Höhen sind ein untrennbarer Bestandteil Israels, sie gehören uns, und wir haben keine Absicht, sie zu räumen."
Im selben Artikel etwas weiter unten heißt es zudem:
Erst am 1. Dezember hatte Syriens Staatschef Baschar el-Assad in der New York Times eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Israel vorgeschlagen. Assad hatte die Bedingung gestellt, dass die Verhandlungen an dem Punkt weitergeführt werden sollten, an dem sie im März 2000 mit dem israelischen Regierungschef Ehud Barak beendet worden waren. Syrien hatte die Gespräche damals abgebrochen, weil Barak sich geweigert hatte, vorab einem Rückzug Israels von den Golan-Höhen zuzustimmen.
Wie man lesen kann, scheint Joffe auf einem gänzlich anderen Planeten zu leben. Ein Planet auf dem die israelische Seite das absolut Gute und die arabische Seite das abgrundtief Böse darstellen. Israel steht für Frieden, die arabischen Länder stehen für Krieg. So einfach ist das für Joffe unter Missachtung sämtlicher historischer Fakten. Und wer glaubt ernsthaft, dass es ihm um das Wohl der syrischen Bevölkerung geht?

Deutsche Hilfe für den Jemen

Unbeeindruckt von Chaos und Gewalt kooperiert die Bundeswehr weiter mit der Armee im Jemen. Im Rahmen der "Militärischen Ausbildungshilfe" werden derzeit vier Offiziere, fünf Sanitäter beziehungsweise Ärzte sowie ein Generalstabsoffizier aus dem arabischen Land ausgebildet.
Das hat Thomas Kossendey (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, dem zuständigen Bundestagsausschuss mitgeteilt, berichtet der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe.

In seinem Schreiben rechtfertigte er die Ausbildungshilfe mit dem Interesse, "Stabilität und Krisenvorsorge" zu fördern.
Die Bundeswehr bildet also jemenitische Soldaten aus, damit diese vorsorglich alle stabilitätsstörenden Faktoren (wie zum Beispiel Oppositionelle) bekämpfen können.

Samstag, 18. Juni 2011

Kämpfe im Nordlibanon - Szenario für einen Bürgerkrieg in Syrien?

In der nordlibanesischen Stadt Tripoli ist es gestern Abend zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern der Regionen Bab al-Tabana und Jabal Muhsin gekommen.
Letztere beheimatet eine große Anzahl Menschen alawitischer Konfession. Die selbe Glaubensgemeinschaft, der auch der syrische Präsident Bashar al-Assad angehört. Bab al-Tabana ist hingegen sunnitisch dominiert.

Offenbar soll von sunnitischen Assad-Gegnern eine Demonstration zur Unterstützung der syrischen Regimegegener direkt am Bezirk Jabal Muhsin vorbei organisiert worden sein. Da Tripoli eine recht große Stadt ist und ausreichend Platz bietet, wurde die Aktion als direkte Provokation aufgefasst.

Anti-Assad Demo im libanesischen Tripoli

Islamisten gegen Alawiten
Wie genau es zu den bewaffneten Auseinandersetzungen kam ist noch unklar. Neben herkömmlichen Schnellfeuergewehren kamen jedoch auch Scharfschützengewehre und RPGs zum Einsatz. Die Bilanz: 6 Tote, 22 Verletzte.
Einige Zeit später trifft die libanesische Armee ein und beruhigt die Situation.

Während die alawitische Minderheit in Jabal Mushin von Syrien bewaffnet wird, erhalten die Sunniten in Bab al-Tabana ihre Waffen aus dem Hariri-Lager. Den Bildern der Demonstration nach zu urteilen, und mit der Tatsache im Hinterkopf, dass Tripoli eine Hochburg sunnitischer Islamisten jeglicher Couleur ist, war die Protestaktion deutlich religiös beeinflusst.
Medien wie das Handelsblatt ("Assad-Anhänger schiessen im Libanon um sich") geben zwar den Alawiten die Schuld an der Eskalation, inwieweit dies zutrifft ist jedoch fraglich wenn man bedenkt, dass die Alawiten im Libanon in den vergangenen Jahren immer wieder zum Ziel von Angriffen aus dem Lager sunnitischer Extremisten wurden.

Szenario Bürgerkrieg
Was sich dort im Libanon so deutlich zeigt, könnte auch ein düsteres Zukunftsszenario für Syrien werden. Sollte sich der dortige Konflikt nämlich nicht bald lösen, droht womöglich ein Bürgerkrieg entlang konfessioneller Linien.
Dies ist auch eine der größten Ängste vieler Syrer, die als Nachbarn zum Libanon und zum Irak nur zu gut wissen wie viel Leid und Zerstörung ein Bürgerkrieg bedeutet. Nicht umsonst wehren sich auch viele syrische Regimegegner gegen ein Eingreifen durch westliche Truppen, das eine solche Entwicklung vermutlich nur katalysieren würde.

Eines ist jedenfalls klar. Auch Teile der syrischen Opposition haben mittlerweile zu den Waffen gegriffen. Vorne mit dabei die Muslimbruderschaft.

Bewaffnete Mitglieder der syrischen Muslimbruderschaft

Schenkt man zudem den Aussagen syrischer Flüchtlinge Glauben, dann haben sich auch bereits alawitische Zivilisten bewaffnet und sich kämpfend auf die Seite der Regierung geschlagen. Ein offener Bürgerkrieg wäre jedoch der denkbar schlechteste Ausgang des Konflikts zwischen der syrischen Regierung und der Opposition. Sollte es je so weit kommen steht jedoch außer Frage, dass die Hauptschuld auf der Seite Assads liegt.

Im Kleinformat spielt sich diese Auseinandersetzung jetzt im Libanon ab. Die Funken des syrischen Konflikts zwischen Regierung und Demonstranten sind längst auf den kleinen Nachbarstaat übergesprungen.

Flaggenverbrenner

Wenn das Verbrennen der israelischen Flagge doch ein Ausdruck von genozidalen Vernichtungswünschen gegenüber der israelischen Bevölkerung sein soll, was ist dann das Verbrennen der iranischen Flagge? Und warum scheren sich die Leute, die das Verbrennen israelischer Flaggen verurteilen nicht darum, wenn Flaggen anderer Nationalstaaten verbrannt werden?

Auf die Hizbullah-Flagge haben die syrischen Demonstranten "Hizb al-Shaytan" (Partei des Satans) geschrieben. Hizb al-Shaytan oder auch Hizb al-Lat (nach einer vorislamischen Gottheit) sind beliebte Schmähbezeichnungen sunnitischer Extremisten für die schiitisch dominierte Hizbullah.

(Von mir aus können sie alle Flaggen gemeinsam verbrennen. Dafür verleih ich auch mein Zippo.)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Galvanize

Warum läuft in Fernsehsendungen eigentlich grundsätzlich, sobald ein Türke oder Araber auftaucht im Hintergrund "Galvanize" von den Chemical Brothers?

Letztens lief der Song sogar bei einem Bericht über Pierre Vogels Salafi/Wahhabi-Truppe, als man diese beim Beten(!) filmte. Einen Report über eine erzreaktionäre Sekte (die Musik verbietet), mit einem westlichen Dancefloorkracher zu unterlegen und irgendwie anzunehmen, der "orientalische Sound" passe zu den gezeigten Betenden, zeugt von geradezu anstößiger Ahnungslosigkeit.

Genauso gut könnte man einen Beitrag über die Pius-Bruderschaft mit The Prodigys "Smack my Bi*** up" unterlegen. Verstörend realtitätsfern.

Freitag, 10. Juni 2011

Kurze Pause...

...ich bin ein paar Tage unterwegs.

Donnerstag, 9. Juni 2011

No Gay Girl in Damascus

Die Anonymität des Internets...

Um die angebliche Festnahme der Bloggerin von "A Gay Girl in Damascus" hat sich eine ziemliche Kontroverse entsponnen. So wie es bisher aussieht, existiert das "Gay Girl in Damascus" jedenfalls nicht in der Form, wie sie/er das immer auf ihrem/seinem Blog dargestellt hat.

Tatsächlich scheint keine Person die Bloggerin tatsächlich zu kennen. Ein Bild das sie angeblich zeigt, stammt von einer gänzlich anderen Person. Skype-Anfragen hatte die Bloggerin abgelehnt mit der Begründung, dass Skypen nicht möglich sei in Syrien.

Auf Qifa Nabki wird zusammengefasst:
When news that she had been abducted was posted on her blog by her cousin Rania, the internet exploded: a Facebook group generated over 12,000 members in a single day; the US Embassy began searching feverishly for evidence that she did in fact hold an American passport, as a prelude to tracking her down in Damascus; and thousands of new readers flocked to her blog with messages of support from all over the world. Then, later yesterday evening, it became clear that a photo of her published by The Guardian was actually of somebody completely different, and NPR’s Andy Carvin (along with some other folks at The New York Times’s Lede blog) discovered all kinds of other interesting contradictions and puzzles about the story.

Und der Angry Arab schließt:
It is clear that there is a fabrication there. The Washington Post has even noticed. Somebody is playing with readers' minds, and most likely for political reasons.
Das ist die andere Seite der Facebook-Revolution.

Sinkender Stern Hizbullah

Einer der großen Verlierer des "Arabischen Frühlings" ist sicherlich die Hizbullah und deren Generalsekretär Hassan Nasrallah.

Nasrallahs Doppelzüngigkeit
Während die Partei beinahe alle Proteste in den arabischen Ländern begrüßte und zumindest verbal unterstützte, nimmt sie gegenüber der Revolte in Syrien eine gänzlich andere Haltung ein. Das mag nachvollziehbar sein da die Hizbullah in hohem Maße vom Willen der Assad-Regierung abhängig ist, glaubwürdig ist diese Haltung jedoch nicht.
Wiederholt sprach sich Nasrallah deutlich für die das syrische Regime aus. Das System solle stabil bleiben, die Sicherheit Syriens (also des Assad-Regimes) müsse gewährleistet werden, wenn überhaupt sollten Reformen und ein nationaler Dialog das Problem lösen. Und das, obwohl er in Bezug auf Bahrain selbst anderen Personen ihre Heuchelei vorgehalten hatte:
I find it very weird to hear some people calling on Egyptians to take to the streets, Libyans to kill Gaddafi, but when Bahrain is involved, their ink dries out, and their voices dampen.
Eine vielsagende Sammlung von Aussagen Nasrallahs (darunter die obige) und seiner eigenen offenkundigen Parteilichkeit findet man bei Qifa Nabki.

Demonstranten in Hums verbrennen eine Flagge der Hizbullah

Folgen der eindeutigen Parteinahme
Diese doppelzüngige Haltung hat für einen starken Rückgang der Sympathien syrischer Bürger für die libanesische Partei gesorgt. Syrische Demonstranten verbrannten Flaggen der Hizbullah und wendeten sich auch in Rufen lautstark gegen die Gruppe.
Dabei war die libanesische Hizbullah eigentlich immer recht beliebt im Nachbarland. Fotos von Nasrallah oder Hizbullahflaggen und Symbole sah man recht häufig auf Autos und Häuserwänden. Die Situation scheint sich jedoch radikal geändert zu haben, wobei die Tendenzen zu einer Wandlung der Lage schon vor den Protesten in Syrien zu beobachten waren.

Dazu ein interessanter Abschnitt aus einem (extrem lesenswerten) Gastbeitrag auf dem Blog von Joshua Landis:
About a year ago I remember a young Sunni man telling me that he hated Hizbullah. “Because they are Shia?” I asked him. “Not at all,” he responded, “it’s because they are so close to our government here in Syria, and our government is so evil.” Hizbullah generally enjoys the affections of most Syrian people, but what I have come to realize is that loving Hizbullah is part of demonstrating one’s patriotism as a Syrian. Syrian national identity is intertwined with resistance to Zionism—the threat that justified the emergency laws all these years, right? And Hizbullah is the most thriving aspect of resistance that can be showcased today. So, supporting Hizbullah is less about a direct connection to Palestinian suffering and more about accepting the entire parcel of pre-packaged Syrian nationalist identity. Expressing affection for Nasrallah is just one of the many ingredients in the complicated recipe of proving that Syrian blood runs in one’s veins. This explains the tremendous irony that the most fervent support for Hizbullah that I have encountered comes from Christians, ever close to the regime these days.
Außerdem scheint ein Teil der Kritik syrischer Demonstranten an der Hizbullah auf anti-schiitische Ressentiments zurückzugehen. Seit dem Irakkrieg 2003 und der katastrophalen Handhabung der Lage durch die Koalition der Willigen, nahmen in der gesamten Region die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten rasant zu. Da ein Großteil der syrischen Regimegegner einen sunnitischen Hintergrund hat und die schiitische Hizbullah als Verbündete des schiitisch-alawitischen Assad-Systems gilt, sehen sich einige sunnitische Syrer als Opfer einer schiitischen Verschwörung.
Dementsprechend waren auch in Dar'a Parolen zu hören, in denen eine sunnitische Regierung gefordert wurde. Zu Feinden wurden der schiitische Iran, die Hizbullah und natürlich die Ba'th-Regierung erklärt.

Kein Widerstand
Zudem wurde Kritik an der Hizbullah laut, nachdem an der libanesisch-israelischen Grenze zehn Demonstranten von der israelischen Armee erschossen und über 100 andere verletzt wurden. Sicherlich wäre es eigentlich die Aufgabe der libanesischen Armee gewesen die Sicherheit der Demonstranten zu gewährleisten aber hatte sich nicht gerade die Hizbullah den Schutz der libanesischen Bevölkerung auf die Fahne geschrieben?
Die Demonstranten hatten zu keiner Zeit die Grenze nach Israel überquert, noch wurde der Grenzzaun ernsthaft beschädigt. Die israelische Armee feuerte also direkt auf die protestierenden Menschen auf libanesischem Territorium.

Wo war der so oft romantisierte Widerstand gegen die "zionistischen Aggressoren" geblieben? Weder die Hizbullah noch die libanesische Armee griffen ein, als ihre Mitbürger erschossen wurden. Es kann nicht einmal ausgeschlossen werden, dass die libanesische Armee nicht möglicherweise selbst für tote und verletzte Demonstranten verantwortlich ist. Hätte die Hizbullah nicht genau hier zeigen können, dass sie sich nach wie vor dem Schutz der libanesischen Bevölkerung verschrieben hat?

Wie die Situation in Syrien auch ausgehen mag. Die Hizbullah wurde von den Anti-Ba'th-Protesten in Syrien stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch ihre einseitige Parteinahme wird sie den Rückhalt in weiten Teilen der syrischen Gesellschaft verloren haben und auch in anderen arabischen Ländern immens an Glaubwürdigkeit einbüßen müssen. Die Zeiten in denen Hassan Nasrallah eine der beliebtesten Persönlichkeiten der arabischen Länder war, dürften seit den letzten Wochen und Monaten gezählt sein.

Dienstag, 7. Juni 2011

Polizeigewalt in Ägypten

Auch gestern kam es in Kairo wieder zu Protesten. Die Demonstranten wendeten sich vor allem gegen die Brutalität durch den Polizeiapparat, der nach wie vor (Mubarak) foltert und mordet.

Aktivisten wagten es sogar Bilder des von der Polizei zu Tode gefolterten Khaled Said an die Wände des Innenministeriums in Kairo zu sprühen.
Hier gibt es ein Video von der Aktion.

Montag, 6. Juni 2011

"A Gay Girl in Damascus" von Assad-Schergen entführt

Die schlechten Nachrichten aus Syrien reißen nicht ab...
Gerade lese ich, dass die Bloggerin von "A Gay Girl in Damascus" vermisst wird und aller Wahrscheinlichkeit nach festgenommen wurde.

Ihre Cousine berichtet auf dem selben Blog:
Amina was seized by three men in their early 20’s. According to the witness (who does not want her identity known), the men were armed. Amina hit one of them and told the friend to go find her father.

One of the men then put his hand over Amina’s mouth and they hustled her into a red Dacia Logan with a window sticker of Basel Assad.
In einem ihrer letzten Blogbeiträge hatte sie unter anderem Bashar al-Assad und seine feige Haltung in der Frage der Golanhöhen vehement kritisiert.

Man kann nur hoffen und wünschen, dass sie wohlbehalten wieder freigelassen wird.

Ereignisse im Flüchtlingslager Yarmuk

Im Flüchtlingslager Yarmuk nahe Damaskus ereignet sich momentan merkwürdiges. 20 Menschen sollen dort verletzt worden sein, als aufgebrachte Angehörige, der bei den Protesten auf den Golanhöhen erschossenen Demonstranten vor die lokale Stelle der Popular Front for the Liberation of Palestine - General Command (PFLP-GC) marschierten, um gegen deren Beteiligung bei den Ereignissen des Naksa-Marsches zu protestieren.

Der Gruppe unter der Führung von Ahmad Jibril wird vorgeworfen, dass sie sich von der Assad-Regierung habe einspannen lassen um Palästinenser für den Naksa-Marsch zu rekrutieren, mit dem die Assad-Regierung von ihrem eigenen Vorgehen gegen die Protestbewegung abzulenken versuche.
Anderen Angaben zufolge sollen die PFLP-GC und andere palästinensische Gruppen jedoch gar nicht an der Organisation und der Druchführung des Naksa-Marsches beteiligt gewesen sein, da die syrische Regierung verhindern wollte die Kontrolle über die Demonstrationen zu verlieren.

Laut Al-Jazeera skandierten die Demonstranten Parolen gegen verschiedene palästinensische Splittergruppen und den Anführer der PFLP-GC Ahmad Jibril.
In einem Video bei Youtube hört man neben Rufen zur Befreiung Jerusalems Parolen gegen den Hamasführer Khalid Mash'al.

Palästinensische Demonstranten suchen Deckung

Auch die syrische Armee steht offenbar in der Kritik: "Wo ist die syrische Armee?" rief die aufgebrachte Menschenmenge. Unklar bleibt, auf welche Seite sich die Armee geschlagen hat. Es gibt jedoch Berichte darüber, dass sie das Lager Yarmuk umstellt habe.
Die syrische Armee soll während der Schüsse auf die syrischen und palästinensischen Demonstranten von Seiten der IDF anwesend gewesen sein, jedoch nichts unternommen und tatenlos zugesehen haben.

Zudem ist auf einem Video die Ermordung, oder mindestens ernsthafte Verletzung eines Demonstranten im Flüchtlingslager Yarmuk zu sehen. Dort heißt es auch, die Täter stammen aus den Reihen der PFLP-GC, die das Feuer auf die Demonstranten eröffnet habe.

Das Geschehen bleibt undurchsichtig. Die Politik der syrische Regierung und der PFLP-GC scheint jedoch heftig angegriffen zu werden.
Zu begrüßen ist, dass sich die Menschen offenbar nicht nur gegen Assad, sondern auch gegen die Hamas und die PFLP-GC erheben. Keine dieser Parteien war in der Lage etwas an der Lage der Palästinenser oder der Syrer in den Golanhöhen zu ändern.

Über den Israelwahnsinnigen Jörg Lau

Um nochmal zu erklären warum ich den Blogger und Schreiber der Zeit, Jörg Lau, so verachte:

Ich fasse zusammen:
Palästinenser demonstrieren an der Grenze zu den israelisch besetzten Golanhöhen. Sie marschieren auf die Grenze zu, die IDF feuert Tränengas, Gummigeschosse und scharfe Munition. Eine unbekannte Anzahl an Demonstranten stirbt, viele werden verletzt.

Jörg Lau macht aus dieser Aktion einen Terrorakt. Geplant von der syrischen Regierung, durchgeführt von verblendeten arabischen "Märtyrern". Eine Schuld trifft die israelische Seite nicht. Sie reagiert besonnen und versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln Opfer zu vermeiden.
Das weiß Lau, weil er sich auf IDF-Berichte stützt. Propaganda ist dem Israeli fremd, er ist glaubwürdig. Der Araber ist listig und verschlagen. Der Araber lässt sich absichtlich töten, nur um den Israeli schlecht darstellen zu können. So wie der Selbstmord eines Guantanamoinsassen zu einem Anschlag auf die USA umgedeutet wurde.
Die Palästinenser, die bei den Naksa-Märsche gestorben sind, sie sind Assads Kanonenfutter. Niemals wäre es möglich, ohne das gnädige Auge des Diktators in Hundertschaften an der Grenze aufzutauchen.
[...]
Wer auf eine Grenze zu marschiert und sich weigert, nach mehrfacher Aufforderung stehen zu bleiben, der riskiert halt sein Leben. Das ist keine neue Erkenntnis und keine Besonderheit dieser Grenze.
Wer also auf Grenzen zu marschiert ist selbst schuld, wenn er dabei erschossen wird. Ganz abgesehen davon, dass Lau damit den arabischen Bewohnern einen Freibrief dafür ausstellt jeden Israeli auf dem besetzten Gebiet zu töten. Aber halt: Für Araber gilt das nicht. Töten darf nur die israelische Seite.

Schließlich bewegen sich in dem einen Fall unbewaffnete Zivilisten auf ein widerrechtlich besetztes, syrisches Gebiet zu und im anderen Fall besetzen schwer bewaffnete israelische Soldaten widerrechtlich syrisches Territorium. Würde man neutral und nicht rassistisch argumentieren, dann hätten die Bewohner des besetzten Gebietes hundert mal mehr Recht die Soldaten anzugreifen, als die Soldaten Recht hätten, die unbewaffneten Demonstranten zu attackieren.
Aber Logik zählt bei Rassenhassern nicht. Ein Israeli hat auf syrischem Boden mehr Rechte, als der Syrer selbst. Lau lebt im Kolonialzeitalter. Das hat er auch schon damals bewiesen, als er noch kurz vor den Revolten in den arabischen Ländern dafür eintrat, die Diktatoren zu stützen, damit die arabischen Bevölkerungen daran gehindert werden, ihre Interessen durchzusetzen.
Danach hat er sich schnell etwas anders positioniert. Als langsam auch im Westen bekannt wurde, was für Unmenschen Mubarak und Co waren, da wollte Lau dann doch lieber nicht als deren Anhänger betrachtet werden. (Obwohl er das zweifelsohne ist.)

Nochmal Lau:
Aber: Wer auf eine Grenze zu marschiert und sich weigert, nach mehrfacher Aufforderung stehenzubleiben, der riskiert halt sein Leben. Das ist keine neue Erkenntnis und keine Besonderheit dieser Grenze.
Also Italiener! Kommt der Neger an die Grenze, knall ihn ab! Also Texaner! Kommt der Chicano an deine Grenze, knall ihn ab!
Araber! Dem Israeli, der über deine Grenze kommt, dem darfst du jedoch nichts tun. Seine Grenzverletzungen hast du einfach hinzunehmen.
Das haben Israelwahnsinnige wie Lau den libanesischen, syrischen und palästinensischen Untermenschen seit Jahrzehnten eingehämmert.

Und sie nennen die Menschen Terroristen die fordern, dass sich die Bevölkerungen der besetzten Gebiete militärisch gegen die Besatzung wehren sollen. Die gleichen Leute, die die Erschießung unbewaffneter Demonstranten auf widerrechtlich besetztem Gebiet begrüßen.

Sonntag, 5. Juni 2011

Grenztote... (II)

Und wieder ist die Situation an der Grenze zwischen Syrien und den israelisch besetzten Golanhöhen eskaliert. Zwar ist es abwegig zu glauben, dass das Assad-Regime solche Aktionen nicht nutzt um von den eigenen Schandtaten abzulenken, doch offensichtlich scheint man auch auf israelischer Seite gerne an diesem Spiel teilzunehmen.

Das letzte Mal als die IDF arabische Demonstranten im Grenzgebiet erschoss hieß es noch von offiziellen israelischen Stellen, man sei einfach von der Aktion überrascht gewesen und habe daher nicht genügend Gummigeschosse und Tränengas vorrätig gehabt, weshalb man wohl oder übel auf scharfe Munition zurückgreifen musste. Es sei aber nur auf die Beine gezielt worden! Ist das nicht fair?

Arabische Demonstranten an der Grenze

Jetzt also wieder Tote. Die konkreten Zahlen sind aufgrund des Propagandakampfes zwischen syrischer und israelischer Regierung unklar. Zwischen 5 und 22 Menschen soll die moralischste Armee der Welt erschossen haben. Vermutlich war diese abermals total überrascht von der Aktion. Vermutlich hatte sie wieder keine "Nicht-tödlichen Waffen" vorrätig. Vermutlich hat der israelische Geheimdienst immer noch keinen Internetanschluss und konnte daher nicht die Online-Aufrufe zu der Aktionen lesen. Vermutlich ist einfach alles wieder nur dumm gelaufen, denn die Absichten Israels sind grundsätzlich gut.


Einseitige Berichterstattung?
Das ist zumindest der Ton, in dem europäische Medien über den Nahost-Konflikt berichten.
Von den toten Palästinensern liest man in den Zeitungen jedenfalls (wenn überhaupt) nur in Randnotizen. Ein Toter oder wenigstens verletzter Israeli landet hingegen auf den Titelseiten.
Dass diese einseitige Parteinahme der Medien nicht nur eine verzerrte Wahrnehmung meinerseits ist, hat jetzt eine Studie der "Glasgow University Media Group" gezeigt. Die Analyse und Auswertung von 200 TV-Sendungen und 800 Interviews ergab:
Television coverage of the Israel-Palestine conflict tends to reflect Israeli perspectives, while leaving most viewers alarmingly ill-informed.
Ein Grund für diese Einseitigkeit sei unter anderem der "heftige Druck" dem Journalisten ausgesetzt seien, wenn sie über den Nahost-Konflikt berichten.
Since then we have been contacted by many journalists, especially from the BBC, and told of the intense pressures they are under that limit criticism of Israel. They asked us to raise the issue in public because they can't. They speak of "waiting in fear for the phone call from the Israelis" (meaning the embassy or higher), of the BBC's Jerusalem bureau having been "leant on by the Americans", of being "guilty of self-censorship" and of "urgently needing an external arbiter".
"More Bad News from Israel", ein jetzt in neuer Auflage erschienenes Buch zum Thema stellt ebenfalls fest:
Any Israeli casualty is headline news, shown in high quality images.
[...]
Arab casualties may be shown in reports of a funeral, usually agency film, the victim anonymous. The Israelis, it seems, are for the BBC "people like us". The Arabs are "the other".
Das ist natürlich bei Weitem keine Neuigkeit. Schon 1975 haben die Journalisten Christopher Mayhew und Michael Adams in ihrem Buch "Publish it not. The Middle East Cover-Up" über ihre langjährige Erfahrung mit englischen Medien und deren Nahost-Berichterstattung Auskunft gegeben. Auch dort liest man bereits von Einschüchterungsversuchen, Morddrohungen und anderen Methoden mit denen eigensinnige Journalisten "auf pro-israelische Linie" gebracht werden sollten.

"Schlachtet die Araber" und gesunder Patriotismus
Wieder tote palästinensische Demonstranten. Und weil sie nicht von anderen Arabern, sondern von den guten Israelis erschossen wurden, wird man von den Ereignissen nichts im Jungle World Blog oder anderen Biotopen von Israelwahnsinnigen lesen. Die arabische Bevölkerung geht dem Haufen nämlich komplett am Allerwertesten vorbei. Dort interessiert man sich nur für die Revolten in den arabischen Ländern, weil diese möglicherweise Auswirkungen auf Israel haben könnten. Im Endeffekt gleichen sie dabei den Leuten von der Jungen Welt.
Auf die selbe Weise wie die die Hizbullah sich für alle Revolten bis auf die syrische interessiert und das Assad-Regime sogar noch verteidigt, so bejubelt man bei der Jungle World alle Proteste der Demokratiebewegungen so lange sie sich nicht gegen Israel richten.

Deshalb berichtet man dort wenn Araber gegen Juden hetzen aber nicht wenn es umgekehrt ist. Vielleicht sieht man dort in den jüngsten "Schlachtet die Araber"-Rufen ein gesundes (Anti-)Nationalbewusstsein. Von den Antideutschen habe ich bei einem Vortrag nämlich gelernt, dass Israel die einzige "Antination" der Erde sei. Die einzige Nicht-Nation, die schon allein deshalb niemals nationalistisch sein könne. Israelischen Nationalismus gepaart mit Rassismus und religiösem Fanatismus kann es demnach gar nicht geben, weil Israel sich auf dem Weg zur Nation Antination nicht gegen andere Nationen abgrenzen musste, sondern abgegrenzt wurde.

Klingt wirr. Ist es auch.

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Nachtrag 17:12 Uhr:

Mittlerweile berichten einige Onlinezeitungen. Die Zeit sogar auf zwei Seiten.
Ich habe selbst ein wenig nach Videos zu den Ereignissen gesucht und mir ist dabei aufgefallen, dass die Zusammensetzung der Demonstranten diesmal (möglicherweise) etwas anders aussieht. Es sind vor allem junge Männer. Beim Nakba-Marsch Mitte Mai waren auch viele Familien, das heißt auch ältere Menschen und Frauen dabei, wobei auch dort überwiegend männliche Jugendliche beteiligt waren.
Man könnte unter Umständen schließen, dass: 1. das Assad-Regime möglicherweise "rekrutiert" hat oder 2. die Leute von der israelischen Gewalt beim ersten Marsch abgeschreckt wurden und deshalb die älteren Menschen und die Frauen diesmal nicht mitmarschiert sind. Frohes Spekulieren!

Formel 1 in Bahrain

Sebastian Vettels Teamkollege Mark Webber hat sich eindeutig gegen das jetzt für Ende Oktober geplante Formel-1-Rennen in Bahrain ausgesprochen.
[...]
Laut Amnesty International kommt es in Bahrain weiter zu schweren Verstößen gegen die Menschenrechte. So soll die Polizei erst am vergangenen Freitag mit Tränengas und Gummi-Geschossen gegen Demonstranten vorgegangen sein, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Dass in diesem Jahr ein Formel-1-Rennen dort stattfinde, sei ein Schlag ins Gesicht des bahrainischen Volkes, wird der Menschenrechtsaktivist Alex Wilks auf der Internetseite von „motorsport-total.com“ zitiert.

Samstag, 4. Juni 2011

Neues vom Märchenonkel...

So lesen sich die feuchten Träume des Märchenonkels:
Die libysche Opposition will, sollte sie siegen, Israel diplomatisch anerkennen[...]
In Wahrheit will aber sogar das libysche National Transition Council niemals(!) Beziehungen zu Israel aufnehmen.
Abdelhafid Roka further underlined that such groundless assertions were being propagated by the despotic Kadhafi regime and its henchmen with the glaring aim of tarnishing the image of the national transition council in the eyes of the fervent supporters of the legitimate Palestinian cause in the Arab world and elsewhere
Ob der Märchenonkel jetzt seine Libyenflaggen (Version 1951) beleidigt wegschließt?