al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Montag, 29. November 2010

Wikileaks: Kein Schaden für Israel

Israel hat durch die Veröffentlichung bei Wikileaks keinerlei Schaden erlitten. Diese Ansicht äußerte Premierminister Benjamin Netanjahu am Montag vor Journalisten in Tel Aviv.

Und damit hat er nicht unrecht.
Die Dokumente enthalten überraschenderweise absolut nichts relevantes in Bezug auf die israelische Politik.

Ein Grund für wilde Verschwörungstheorien sollte dies aber gewiss nicht sein.

Stattdessen lässt man sich besser ägyptisch-israelische Liebkosungen auf der Zunge zergehen:
In einer Depesche geht es um ein Treffen des israelischen Regierungschefs mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. Darin wird Netanjahu als "charmant und intelligent" beschrieben, doch halte er seine Versprechen niemals ein. Mubarak beteuerte infolge der Enthüllung, er habe diese Einschätzung auch direkt gegenüber Netanjahu geäußert. Dessen Reaktion zitiert die Nachrichtenagentur dpa: "Ich werde Ihnen als charmanter und intelligenter Mensch antworten. Mubarak ist einer der wichtigsten Führer in der Region und unser Partner in den Friedensbemühungen."

Sind sie nicht süß die beiden?

Ein paar Gedanken zu Al-Qaida, den Houthis, Saudi-Arabien und Iran

Im Jemen kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den so genannten Houthi-Rebellen und Regierungstruppen. Dieser Konflikt weitete sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Bürgerkrieg aus.
Die Houthis, ein marginalisierter, zaiditischer Stamm, sehen sich von der Regierung benachteiligt und fordern deshalb mehr Rechte, was auch immer das konkret heißen möge.

Die (fünfer-)schiitischen Houthis werden angeblich von den (zwölfer-)schiitischen Iranern unterstützt. Religiös haben sie zwar meiner Meinung nach wenig gemeinsam, dennoch werden sie nach Angaben der Achse Yemenitische Regierung – Saudi-Arabien - USA vom Iran mit Waffen unterstützt.

Deshalb blickt das benachbarte Königreich Saudi-Arabien mit Sorge auf den Houthi-Stamm im Jemen. Für Saudi-Arabien ist der Iran eine Art Erzfeind, ein großer, regionaler Konkurrent und da verwundert es nicht, dass König Abdallah laut den Wikileaks Dokumenten Druck auf die USA ausgeübt habe den Iran zu attackieren. Auch wenn es natürlich offiziell immer hieß, dass man keine militärischen Operationen gegen den Iran unterstütze.

Vor fünf Tagen kam es zu einen Anschlag auf eine Wagenkolonne der Houthis für den jetzt der jemenitische Al-Qaida Ableger die Verantwortung übernahm.
Wenn man nun bedenkt, dass aus den Wikileaks Dokumenten zudem hervorgeht, dass die Hauptfinanziers Al-Qaidas in Saudi-Arabien sitzen, schließt sich der Kreis.

Das saudische Königreich hat in dieser Hinsicht also ein direktes Interesse an einer starken Al-Qaida im Jemen, die dort die „schiitischen Rebellen“ in Schach halten könnte.
Man könnte sich dann zudem fragen, warum die Saudis etwas dürfen, was für Afghanistan einen Krieg bedeutete.


Aber natürlich ist all das pure Spekulation...

(...bis zu den nächsten Dokumenten die geleakt werden?)

Sonntag, 28. November 2010

Wikileaks: Der große Wurf?

Ich glaube, dass die momentan öffentlich gemacht werdenden Wikileaks Dokumente diesmal wirklich einige interessante Details enthalten könnten. Vielleicht sogar noch viel mehr als das.

Viele Vermutungen über die Verbindungen zwischen USA-14.März-Saudi-Arabien-Israel-Ägypten scheinen sich nun zu bestätigen.

Noch etwas spricht dafür, dass die Dokumente Brisantes enthalten.
Arabische Nachrichtenseiten hatten die Veröffentlichung angekündigt, doch nun herrscht eine merkwürdige Stille um die Dokumente. Auf die Schnelle habe ich nur bei al-Jazeera einen längeren Bericht gefunden. Inhaltliche Informationen sind jedoch rar.

Eines lässt sich aber bereits jetzt sagen: Das Szenario vom von Feinden umgebenen Israel scheint nun offiziell mehr und mehr auseinanderzubrechen.

Es ärgert mich, dass ich in den nächsten Tagen kaum Zeit finden werde die Dokumente genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass da wirklich einige unheimlich Interessante Details herauskommen werden.

Auf dem Blog von As'ad Abu Khalil - dem Angry Arab - gibt es heute eine Flut neuer Blogeinträge. Jeder der sich für die Inhalte der Dokumente, vor allem diese, die sich mit dem Nahen Osten beschäftigen, sollten dort vorbeischauen.

Prinzessin Koks und andere saudische Peinlichkeiten

Im Appartment einer saudischen Prinzessin hat die Polizei 110 Kilo Kokain sichergestellt. Die Drogen haben einen Schwarzmarktwert von sieben Millionen Euro.

Das saudische Königshaus erspart der Welt wirklich keine einzige Peinlichkeit.

Doch neben Drogenexporten und der Verbreitung anderer Gifte (religiöser Fundamentalismus) gibt es auch gute Nachrichten aus Saudi-Arabien zu vermelden: Prinz Nayif Abd al-Aziz hat bestätigt, dass König Abdallah bin Abd al-Aziz nach seiner Operation bereits die ersten, vorsichtigen Schrittchen vor dem Krankenhaus tun konnte.
Die Welt atmet auf und unbestätigten Berichten zufolge haben sich Obama und der saudische König schon gegenseitig Genesungskärtchen schicken können.

Rassismus - und keine Seite bleibt verschont

"Sitzen für Hunde, Schweine und Araber verboten"
Eigentlich sollte man sich über den Artikel bei SPON freuen, in dem über den Rassismus gegenüber Arabern in Israel berichtet wird.
Zwar wird dieser Rassismus als relativ neues Phänomen, resultierend aus der aktuellen Politik der „nationalistischen Regierung“ dargestellt, obwohl sich doch bereits in den frühesten zionistischen Dokumenten klar anti-arabische Tendenzen finden, alles in allem aber sticht der Artikel positiv heraus.

Konkret berichtet wird vom Engagement des Holocaustüberlebenden Eli Zvieli der sich entschieden gegen den Rassismus vieler Einwohner der israelischen Stadt Safed stellt.
Die meisten Araber die einmal nach Israel gereist sind wissen was Rassismus in diesem Land bedeutet, den man oft bereits am Ankunftsflughafen oder dem Grenzübergang zu spüren bekommt.

Eigentlich also, sollte man sich über einen solchen Artikel freuen, wäre da nicht der Kommentarbereich, in dem der Leser direkt mit den Resultaten solcher Berichte konfrontiert wird.


Die Juden als neue Nazis


Ein Forenbeitrag nach dem anderen funktioniert nach dem Muster: früher warn's die Deutschen, heute ist's der Jude.
In diesem Punkt sind sich viele Forenschreiber einig. Ausgerechnet diejenigen, die unter den Nazis so unvorstellbar gelitten haben, würden sich nun gegenüber den Arabern ähnlich verhalten.
So beruhigt man sein deutsches Gewissen: Die Juden sind eben auch nicht besser!

In diesem Sinne schreibt eine der intellektuellen Bereicherungen des SPON-Forums, dass Juden gerade nach dem was ihnen im Dritten Reich widerfahren sei eine besondere Verantwortung hätten, dass so etwas nicht noch einmal geschehe. Nach dem Grauen des Holocausts haben Juden demnach absolut kein Recht mehr auf Rassismus! Haben sie denn gar nichts aus dem Holocaust gelernt?
Und der Autor dieses Unsinnes pikiert sich auch noch ernsthaft darüber, dass diese Aussage in einem anderen Forum zensiert worden sei. Zensur, so weit sei es also schon!


Selbst schuld, der Araber!

Doch auch "die andere Seite" benimmt sich nicht weniger daneben. Deutsche die auf Rassismus in Israel hinweisen sind laut diesen Menschen Antisemiten. Und überhaupt! Araber könnten froh sein, dass es ihnen in Israel so gut gehe.

Ein besonders widerlicher Kommentator fordert gar man solle den Holocaustüberlebenden Eli Zvieli zum "Ehrenarier" ernennen, so wie er sich durch seine Antirassismusarbeit zum Werkzeug der Antisemiten mache.
Nicht nur stellt dieser Forenschreiber Zvieli in eine Reihe mit seinen nationalsozialistischen Peinigern, der Kampf gegen Rassismus wird in diesem Zusammenhang sogar als etwas „arisches“ dargstellt.
Wer Araber vor Rassismus in Schutz nimmt, ist also selbst ein Nazi, vor allem wenn er Jude ist, da er damit ja indirekt den Rassenwahn der Nazis mit dem Rassismus von Israelis gleichsetze. Keine Argumentation scheint zu wirr um den Rassismus in Israel zu rechtfertigen.

Einem weiteren Internetrowdy zufolge liege die Schuld für den Rassismus beim Araber selbst. Israel, Deutschland und der Rest der westlichen Welt würden vor den gleichen Problemen mit Unruhe stiftenden Arabern stehen.
Der Kampf gegen klein- oder größer kriminelle Libanesen oder Marokkaner in Berlin finde somit nicht nur dort, sondern auch in der israelischen Stadt Safed statt. Der Araber als ultimativer Feind an allen Fronten der zivilisierten Welt. Und Israel führe als eines der wenigen Länder diesen dringend nötigen Kampf.
So wie für den Antisemiten eben auch die Juden selbst schuld sind am Antisemitismus, ist für den Araberfeind der Rassismus gegenüber Arabern gerechtfertigt, da diese ja selbst für ihn verantwortlich seien.

Beide Seiten schenken sich also nichts. Während die einen Antisemitismus schreien, wenn man auf Rassismus in Israel gegenüber Arabern hinweist, ist für die anderen klar, dass die Israelis die neuen Nazis sind, die sich kaum anders verhalten als die Schergen des Dritten Reichs.


Sollte man solche Artikel also vermeiden, wie von einigen Kommentatoren gefordert wird?
Natürlich nicht! Jeder Artikel der in diese Richtung geht ist wichtig. Rassismus, egal in welchem Winkel der Erde muss angesprochen werden. Auch, und manchmal gerade wenn es Gegenwind gibt.

Mit der selben Argumentation könnte man sonst auch ein Verbot von Berichten über Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen oder Antisemitismus in der islamischen Welt verbieten da diese eben auch als gefundenes Fressen für die Rassisten auf der anderen Seite dienen und sich Rassisten von Sarrazin bis Wilders dadurch bestätigt fühlen.

Freitag, 26. November 2010

Tote und Verletzte wegen fehlenden Baugenehmigungen

Während die Medien besorgt auf die bei einem Basketballspiel zugezogene Lippenverletzung des US-Präsidenten schauen, lässt das Mubaraksystem einen Aufstand von koptischen Christen niederschießen. Die Bilanz: zwei Tote und dutzende Verletzte. Die Kopten hatten sich darüber empört, dass die Errichtung einer Kirche in der Region Giza gestoppt wurde, da es angeblich an einer Genehmigung für den Bau fehle.

Der benachbarte und verbündete Unterdrückerstaat hat derweil über zehn Häuser in der Westbank platt gewalzt für die es angeblich ebenfalls keine Baugenehmigung gegeben habe.
Die von hunderten Soldaten mit schwerem Einsatzgerät durchgeführte Maßnahme war so gründlich, dass nun weit über hundert Menschen obdachlos geworden sind.
Die Abrisstruppe kam überraschend zum Morgengebet was dazu führte, dass ein Teil des Viehs nicht mehr vor der Zerstörung aus den Gehegen geholt werden konnte.

Über beide Ereignisse aber wird vorsichtshalber geschwiegen. Zu stark will man Husni Mubarak vor den Wahlen am Sonntag nicht in die Enge treiben und Abrisse palästinensischer Häuser interessieren auch nur, wenn sich ein israelischer Soldat dabei ein Knie aufschürft.

Konkrete Schizophrenie

Im Vorwort der neuen Ausgabe „Konkret“ wird Moshe Zuckermann noch verunglimpft indem man ihm vorwirft mit seiner neuen Veröffentlichung „Antisemit! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“ den Antisemiten die Arbeit abzunehmen (die Schuld am Antisemitismus liegt also wieder beim Juden selbst) um knappe 13 Seiten später dann eben dieses Werk zu bewerben.
In der Ausgabe des vergangenen Monats übrigens auch schon.

Kopftuch ohne Terror

Damit hätte ich heute wirklich nicht gerechnet!
Das Bild einer Frau mit Kopftuch in einem Artikel der rein gar nichts mit Terror, Islamismus, Ehrenmord oder Brustkrebs zu tun hat. Und das bei Spiegel-online...

Kaum Opfer im Nahost-Konflikt?

Es ist ein wiederkehrendes Phänomen in der Berichterstattung über den Nahost-Konflikt, dass der Tod von Palästinensern weniger beachtenswert erscheint, als der Tod von Israelis.
Der Tod eines Israelis landet auf den Titelseiten westlicher Zeitungen, wohingegen ein ermordeter Palästinenser nur manchen arabischen Medien einen Bericht wert ist.

Diese Tatsache, die selbstverständlich entschieden abgestritten wird, beweist sich selbst in den Aussagen von Journalisten wie Ethan Bronner wenn er in der New York Times sagt, es sei bemerkenswert, dass es in den letzten Jahren kaum tödliche Gewalt im palästinensisch-israelischen Konflikt gegeben habe.

Aus welchen Gründen "vergessen" solche Menschen (die sich als glühende Anhänger Israels verstehen) die 1400 Toten Palästinenser des Gaza-Krieges im Winter 2008/2009? Oder die dutzenden Toten die es in den letzten Jahren in der Westbank gab?

Ein wiederkehrendes Phänomen; auch bei dem tödlichen Anschlag der Hamas auf mehrere Siedler im September in der Westbank hieß es in einigen Zeitungen, dass der Anschlag das Ende einer langen unblutigen Phase des Konflikts markiere.
Unblutig? Nur wenn man "israelisches Blut" zählt und einen die palästinensischen Opfer nicht interessieren.

Zwar hat die New York Times nach dem Hinweis eines Leserbriefschreibers reagiert und mitgeteilt, dass in der Aussage Bronners nur Israel und die Westbank gemeint waren und nicht der Gaza-Streifen, doch auch dann bleibt ein solcher Satz zynisch angesichts der vielen Toten, die es eben auch in der Westbank gab. Ganz abgesehen davon, dass der Satz Bronners unmissverständlicher nicht hätte formuliert werden können und die Rechtfertigung der Zeitung äußerst unglaubwürdig erscheint.


Abermals stellt sich die rhetorische Frage: Wie würde heute die Landkarte des Nahen Ostens aussehen wenn der Leichengeruch hunderter toter Zivilisten, welcher Wochen lang über Nabatäa, Beirut oder Gaza schwebte nicht dort, sondern über Tel Aviv oder Sderot den Bewohnern und Helfern das Atmen schwer gemacht hätte?

Wie würde der Nahe Osten heute aussehen, Herr Bronner?

Mittwoch, 24. November 2010

Von Klischees, Zugvögeln und Golanhöhen

Wie schön sie doch sind; die Golanhöhen.
Und wie jedes Thema welches irgendwie mit dem Nahen Osten zu tun hat, eignen sich eben auch die Golanhöhen um die gängigen Klischees über den Orient zu verfestigen.
So zumindest im Artikel "Vögel kennen keine Grenzen", welcher im Tagesspiegel und in der Zeit erschienen ist.

Dass Syrer und Israelis eines Tages Frieden schließen, ist Nadines Hoffnung – und ihre Angst: In einem groß angelegten Friedensvertrag könnte Israel den Golan wieder an Syrien abtreten. Dass Nadine zur Managerin geworden ist und ihre Haare nicht bedeckt, all das wäre in Syrien für eine Frau schwierig.

Es darf bezweifelt werden, dass Orientexperte Elsemüller schon einmal außerhalb des kleinen, westlichen Brückenkopfes Israel im Nahen Osten unterwegs war. Sonst jedenfalls würde er nicht solche Halbwahrheiten verbreiten.
Natürlich sieht man in Syrien sehr viele Frauen ohne Kopftuch.
Als ich vor einigen Monaten in einem Hotel in Syrien übernachtete, da war die Besitzerin eben auch eine Frau. Ohne Kopftuch.
Das hier übrigens ist die syrische First-Lady.


Natürlich kann man anmerken, dass eine First Lady nicht den selben Restriktionen unterliegt, wie der Rest der Bevölkerung, jedoch ist das Kopftuch in Syrien keineswegs so weit verbreitet wie beispielsweise in dem mit Israel kollaborierenden Staat Ägypten oder gar im politisch nicht weniger verbündeten Saudi-Arabien.
Wer einmal durch Syrien gereist ist wird das relativ rasch festgestellt haben.


Dieser Zwiespalt zwischen den Vorteilen eines Lebens nach westlichem Vorbild in Israel und der eigenen arabischen Identität macht nicht nur Nadine Safadi, sondern vielen Arabern auf dem Golan zu schaffen. Die Jugend von Majdal Shams hat sich an ein freies Leben gewöhnt und daran, dass Frauen und Männer gleichberechtigt leben.

Seltsam, dass sie dennoch alle die syrische Fahne hissen und zwar in "jeder Straße" und "jeder Gasse".

Und die Protagonistin von Elsemüllers Geschichte will ja auch nur deswegen den israelischen Pass nicht, weil sie bei einer Rückgabe der Golanhöhen (ein naiver Mythos) möglicherweise als Verräterin verfolgt werden könnte.
Ein Szenario welches zwar schon vor dem Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Südlibanon 2000 nur zu gerne gemalt wurde, welches dann aber doch nicht eintrat.
Der Teil der SLA-Kollaborateure, die nicht flüchteten und deren geringste Verbrechen wohl Folter und das Terrorisieren der Bevölkerung darstellten, bekam Gerichtsverfahren und wanderte für relativ kurze Zeit ins Gefängnis. Die meisten aber blieben so gut wie unbehelligt.

Dass Araber in Israel sich nicht mit dem Staat identifizieren liegt für Elsemüller und Co eben an den arabischen Staaten oder Arabern selbst.
Dass manche von ihnen einen israelischen Pass ablehnen hat demnach nichts mit der Politik Israels zu tun, die den Arabern eine Identifikation äußerst schwer macht, und das nicht nur durch den geplanten Loyalitätsschwur an die jüdische Identität des Staates.
Das Problem sind die Araber.
Dabei geht es ihnen doch so gut in Israel!


Aus dem Westen nichts Neues. Die gänigen Vorurteile über den Orient haben wir bestätigt. Die Araber lieben ihre Freiheiten in Israel (genau wie eine halbe Milliarde Zugvögel). Freiheiten, die sie in ihren arabischen (immer pejorativ!) Despotien natürlich nicht genießen.

Dass sie dann dennoch am liebsten Syrer oder Palästinenser bleiben und keineswegs die israelische Flagge hissen ist dann nur ein weiterer Beweis für die orientalische Irrationalität und Zerrissenheit.

Er ist schon schwer zu verstehen der Araber.

Sonntag, 21. November 2010

Marokko: Tod des Oppositionellen Abraham Sarfati


Rabat: Insiderquellen in Rabat gaben am Donnerstag den Tod von Abraham Sarfati bekannt, einem erklärten Gegner des Systems des verstorbenen Königs von Marokko Hassan dem Zweiten.

Der Quelle zufolge starb der linke Aktivist Sarfati krankheitsbedingt am Donnerstag in einem Marakescher Krankenhaus im Alter von knapp 84 Jahren. Er litt unter Lungenproblemen und Gedächtsnisstörung.
Seine Frau Kristin Dor erklärte, dass er am Samstag auf dem jüdischen Friedhof in Casablanca neben seinen Eltern beerdigt werde.
Abraham Sarfati stammte aus einer jüdischen Familie, die nach dem Fall von Granada im Jahre 1492 aus Spanien vertrieben wurde.

Sarfati war zuerst ein Mitglied der Kommunistischen Partei Marokkos und später der marxistisch-leninistischen Partei „Ila al-Amam“ („Vorwärts“). Er verbrachte nahezu 17 Jahre in marokkanischen Gefängnissen in der Zeit von 1974 bis 1991.

Das erste Mal verhaftet wurde Sarfati im Jahre 1972, wonach er laut eigenen Angaben massiv gefoltert wurde. Nachdem er Monate lang aus dem Untergrund heraus aktiv war, wurde er 1977 schließlich zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Verschwörung gegen die Staatssicherheit verurteilt.

Sarfati war ein ausgesprochener Unterstützer der palästinensischen Sache und verneinte die Legitimität des zionistischen Systems.
Er war außerdem ein Unterstützer der Volksfront für die Befreiung von Saguia el Hamra und Río de Oro (Gebiete in der Westsahara).

1991 verließ er Marokko und zog für 8 Jahre nach Paris ins Exil. Der Thronfolger König Muhammad der Sechste gestattete ihm 1999 schließlich die Rückkehr nach Marokko.


Quelle:
Al-Safir

Links:
Nachruf der DFLP

Freitag, 19. November 2010

Schrecken aus dem Morgenland

Bereits in Talkrunden als Unsympath bewährt zeigt Berliner Innensenator Erhart Körting einmal mehr, dass er gegen Fremdes am liebsten mit der Staatsgewalt vorgehen möchte.

"Wenn wir in der Nachbarschaft irgendetwas wahrnehmen, dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder ähnlich, und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man glaube ich schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist."


So schürt man Ressentiments.
Es sind vor allem Politiker wie Körting oder Sarrazin, die sich in ihre beschaulichen Parallelgesellschaften zwischen Sektempfang und Tennisclub abgekapselt haben und für die alles verdächtig erscheint was nicht und deutsch spricht und aussieht. Beim Rest bleibt Kopfschütteln.

Louie Gohmert und die "illegalen palästinensischen Siedlungen"

Der texanische Kongressabgeordnete Louie Gohmert hat wieder zugeschlagen. Nachdem er noch im August hysterisch vor einem "Secret Baby Jihad" warnte, widmet er sich nun dem Nahost-Konflikt.
Dass sich der Mann dabei auf die Seite Israels schlägt ist wenig überraschend.

In einer Diskussion mit dem republikanischen Parteikollegen Ted Poe über die Sicherheit an amerikanischen Grenzen, zeigte sich Gohmert bestürtzt angesichts der angeblichen Politik Obamas, "illegale palästinensische Siedlungen" in Israel zu unterstützen.

So dränge die aktuelle US-Regierung Israel "Just let Palestinians build illegal settlements and take over areas that are not theirs. Just let 'em take over."

Davon abgesehen, dass es solche Siedlungen nicht gibt würde mich noch interessieren, welche "areas that are not theirs" das eigentlich sein sollen?

Ein klassischer Gohmert eben.

Und hier gibt es die Szene bei Youtube.

Montag, 15. November 2010

Das fehlende Gegengewicht

Wenn die Kommentare unter Artikeln der Internetpräsenzen von Spiegel, Welt, Zeit, SZ und Co auch nur zu 50% die Meinung der in Deutschland lebenden Menschen widerspiegeln, dann ist Deutschland mindestens ein rechtsextremes, antisemitisches, moslemhassendes Land, in dem es wieder die Todesstrafe gibt, "Ausländer" deportiert werden, man herzhaft über die Pointen von Mario Barth lacht und die Menschen einem Diktator huldigen.

Da dem (noch?) nicht so ist lässt das nur den Schluss zu: Viel zu viele Nazis haben viel zu viel Zeit und einen Internetanschluss.

Aber mal ernsthaft. Wie kommt es, dass die Durchschnittsmeinung die im Internet mittels Foren und Kommentarfunktionen abgesondert wird so unglaublich reaktionär und menschenverachtend ist?
Dort jagt ein Nachwuchsribbentrop den anderen. Aber wo sind die Guten?

Ich hoffe, dass es denen einfach nur genau so zu blöd ist auf den Mist zu reagieren wie mir.

شو حمص؟

"Wenn die bundespolitische Stimmung nicht so schwierig wäre, dann wäre doch niemals der Humus für diesen Protest dagewesen."
Stefan Mappus (CDU) über den Widerstand gegen »Stuttgart 21«

Sonntag, 14. November 2010

Keine Besatzung hält ewig!

"Marokko will keine Zeugen für sein Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung in der besetzten Westsahara. Am Sonnabend verweigerten die Behörden des nordwestafrikanischen Landes der linken Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen die Einreise nach Al-Aaiún, der Hauptstadt des seit 1975 von Rabat besetzten Landes."


Bei Wahlen sehe ich mich regelmäßig gezwungen ungültig zu wählen. Nur im letzten Jahr ging meine Erststimme an Frau Dağdelen. Eine Entscheidung die ich nicht bereue, wie sich immer wieder an den Handlungen der engagierten Politikerin zeigt.

»Sie freuen sich über die Freilassung von Aung San Suu Kyi in Myanmar, schweigen aber zu der seit 35 Jahren andauernden völkerrechtswidrigen Besetzung der Westsahara und zu den massiven Menschenrechtsverletzungen. Das ist empörend.«

Gut gesprochen, Genossin!

Karneval statt Arafat

Israel geht hart gegen Gedenkfeiern zum Todestag von Yasir Arafat vor.

In Qalqiliya (Westbank) drohten israelische Streitkräfte damit eine Schule zu stürmen, sollten die Schüler nicht davon absehen eine Gedenkfeier zum 6. Todestag Yasir Arafats zu veranstalten.
Ähnliches ereignete sich im Dorf Nabi Saleh, welches ebenfalls von der israelischen Armee abgeriegelt wurde um eine Gedenkfeier zu unterbinden.

Ich muss dabei an eine lustige Szene aus einem Film zweier junger, in Deutschland geborener Palästinenserinnen denken, die in einer Szene des Films vor Arafats Grabmal in Ramallah stehen und dabei nachdenklich und betroffen auf den Gedenkstein herab blicken.
Eines der Mädels unterbricht die Stille indem es leise die Inschrift vorliest: "24.08.1929 bis 11.11.2004."
Das andere Mädchen fügt daraufhin grübelnd hinzu: "Aber an irgendwas erinnert mich der 11.11. Ach! Karneval."

Wie wahr.
Es gibt jedenfalls eine ganze Menge anderer Palästinenser die es deutlich mehr verdient hätten betrauert zu werden.

Freitag, 12. November 2010

Unserrr doitsches Rrrrecht

In Berlin beballern sich mal wieder arabische Banden (auch "kriminelle Ethno-Clans" oder "kriminelle arabische Sippen" genannt) und das bietet natürlich für die ganzen Leitkulturschaffenden der sonst beschaulichen BRD den idealen Aufhänger sich etwas zu ereifern.

Auffallend ist, dass bei solchen Meldungen gerne darauf hingewiesen wird, dass die Täter "deutsches Recht" oder auch "unser deutsches Recht" nicht achten.
Seltsamerweise weist man bei blonden Straftätern mit 100% reiner deutscher Herkunft (garantiert CSU geprüft) nicht darauf hin.

Das gebrauchte Vokabular signalisiert den Unterschied: Der "deutsche" Straftäter bricht einfach nur das Gesetz, wohingegen arabische "Ethno-Clans" nicht nur unser deutsches Recht nicht achten, nein sie zeigen sogar ganz frech, "dass ihnen deutsches Recht völlig egal ist".

Beim Araber* wird ein Verstoß gegen das Gesetz auch noch ein direkter Angriff auf das spezifisch "deutsche". Die Formulierung soll ja bewusst zeigen, dass diese Kriminellen eigentlich vor allem deshalb kriminell sind, weil sie eben das deutsche Gesetz (und nur das deutsche!) nicht anerkennen.

Liebe Doitsche**, hier eine vermutlich schwerverdauliche Neuigkeit: Diese Kriminellen pfeifen auf jedes Gesetz ganz egal ob das jetzt das deutsche, türkische oder mikronesische ist.
Und noch ein Hinweis: Auch reinrassige Deutsche pfeifen auf das "deutsche Gesetz", wenn sie Banken überfallen, Menschen ausrauben und ihre GEZ-Gebühren nicht bezahlen.

Na, ob man jetzt noch gut schlafen kann?



*wahlweise auch Kurde, Türke, Berber.... na eben jeder Teppichknüpfer, Kameltreiber und jedes Ölauge.

**diejenigen, die keinen "Mihigru" nachweisen können und selbst im Schlaf noch "Wanderers Nachtlied" auswendig aufsagen können.

Mittwoch, 10. November 2010

Das Problem des "Arabisch (-islamischen) Antisemitismus"

“‘Allmacht und Ohnmacht.’ Zur Theorie und Praxis des arabisch(-islamischen) Antisemitismus.” lautete die Ankündigung einer Veranstaltung, die ich mir - bei diesem Titel - selbstverständlich nicht entgehen lassen konnte.

Natürlich ging ich mit einer Portion Skepsis zum Vortrag. Nicht zuletzt, weil der Referent Malte Gebert auch für die jungleworld als Schreiber tätig war und das antideutsche Spektrum - gelinde gesagt - nicht gerade bekannt ist für seine haarscharfen Analysen der arabischen Welt.

Meinen Befürchtungen zum Trotz war der Vortrag dann aber doch nicht so schlimm wie man vielleicht erwartet hätte. Das lag aber vor allem daran, dass er - möglichweise zeitbedingt - relativ kurz und oberflächlich war.

Dennoch gab es einige Kritikpunkte.

Zwar machte der Titel klar, dass es um arabischen Antisemitismus gehen sollte, doch schränkte der Vortragende den geographischen Rahmen auf Ägypten und die Palästinensischen Autonomiegebiete ein. Die anderen knapp 21 Länder der arabischen Welt sollten also vorerst unter den Tisch fallen.
Außerdem sollte nur der „arabisch-islamische Antisemitismus“ beleuchtet werden was bedeutete, dass nicht nur die Rolle der arabischen Christen bei der Entstehung und Verbreitung antisemitischer Ideen unberücksichtigt blieb, sondern auch der Antisemitismus bei den Arabern ohne große "islamische Ambitionen". Dass trotzdem die antisemitischen Aussagen eines Gamal Abdel Nassers in den Kontext miteinbezogen wurden, zeigte abermals die fragwürdige Abgrenzung die solche Äußerungen in die Schublade des „islamischen“ Antisemitismus steckte, obwohl sie höchstwahrscheinlich aus gänzlich anderen Motivationen heraus entstanden sind.

Nasser war vieles aber kein Mensch der sich in der Öffentlichkeit streng islamisch gab. Islamistische Vordenker wie Rashid Rida wurden, trotz ihrer maßgeblichen Rolle für die Verbreitung antisemitischen Gedankenguts dagegen nicht behandelt. Für eine Analyse des Phänomens wäre dies aber wesentlich sinnvoller gewesen. Warum also diese Auswahl?

Weil es eher um Sensation als um Analyse geht? Wurde die christliche Rolle deswegen ausgelassen, weil sie nicht in das Bild des "arabisch(-islamischen) Antisemitismus" passt?

Denn an der Verbreitung antisemitischer Vorstellungen waren arabische Christen nicht unbeteiligt. Einige der ersten Übersetzungen von „Mein Kampf“ kamen aus dem Umfeld arabischer Christen (z.B. von Yusuf al-Sab'awi).

Warum wurden diese Fakten ausgeblendet?

Gebert erwähnte zwar, dass die unsäglichen Protokolle der Weisen von Zion tatsächlich sehr früh nach ihrem Erscheinen in Europa auch in der arabischen Welt zirkulierten, vergaß aber mitzuteilen, dass die erste arabische Übersetzung vom maronitischen Christen Antun Yammin stammte.

All das passt natürlich nicht so ganz in das Konzept des ausdrücklich „islamischen“ Antisemitismus in der arabischen Welt.
Fraglos ist Judenhass ein Phänomen welches sich auch durch die Geschichte des Islams zieht, aber den Antisemitismus der arabischen Welt vornehmlich mit dem Islam zu erklären ist ein fragwürdiges Unternehmen.

Größter Kritikpunkt, und dieser betrifft nicht wenige der westlichen Autoren die nun plötzlich über die arabische Welt schreiben ist der, dass der Referent offensichtlich des Arabischen nicht mächtig ist.
Ohne gute Sprachkenntnisse ist man jedoch auf Übersetzungen angewiesen die nicht selten aus fragwürdigen Quellen stammen, welche sehr selektiv darüber entscheiden welche antisemitischen Aussagen übersetzt werden und welche nicht. Es ist schon auffällig, dass MEMRI und Co bei den antisemitischen Ausfällen so genannter „pro-westlicher“ Persönlichkeiten gerne mal beide Augen zudrücken.
Die Forschung über die Verankerung von Antisemitismus in den arabischen Gesellschaften erfordert es einfach, dass man sich mit den Angehörigen dieser Gesellschaften auch auf der Landessprache unterhalten kann. Dass man die Medien in der Originalsprache lesen kann und dass man dadurch auch die Gegenbeispiele in den Medien kennen lernt, die nicht übersetzt werden, da sie eben nicht spektakulär genug für eine Übersetzung sind.


Es gibt mittlerweile dutzende Bücher zum Thema Islam und Antisemitismus. Der Großteil davon ist zwar politisch motivierter Schrott von Leuten die kein Arabisch sprechen, sich aber trotzdem zu Experten der arabischen Welt erklären, aber es gibt durchaus das ein oder andere wirklich empfehlenswerte Werk.

Das Buch "The Arabs and the Holocaust" von Gilbert Achcar sticht dabei besonders hervor. Nicht nur weil der Autor als Muttersprachler einen gänzlich anderen Zugang zu den Quellen hat, sondern weil er sich tatsächlich bemüht objektiv das Thema zu beleuchten ohne das Problem kleinzureden oder maßlos zu übertreiben.