al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Freitag, 26. November 2010

Kaum Opfer im Nahost-Konflikt?

Es ist ein wiederkehrendes Phänomen in der Berichterstattung über den Nahost-Konflikt, dass der Tod von Palästinensern weniger beachtenswert erscheint, als der Tod von Israelis.
Der Tod eines Israelis landet auf den Titelseiten westlicher Zeitungen, wohingegen ein ermordeter Palästinenser nur manchen arabischen Medien einen Bericht wert ist.

Diese Tatsache, die selbstverständlich entschieden abgestritten wird, beweist sich selbst in den Aussagen von Journalisten wie Ethan Bronner wenn er in der New York Times sagt, es sei bemerkenswert, dass es in den letzten Jahren kaum tödliche Gewalt im palästinensisch-israelischen Konflikt gegeben habe.

Aus welchen Gründen "vergessen" solche Menschen (die sich als glühende Anhänger Israels verstehen) die 1400 Toten Palästinenser des Gaza-Krieges im Winter 2008/2009? Oder die dutzenden Toten die es in den letzten Jahren in der Westbank gab?

Ein wiederkehrendes Phänomen; auch bei dem tödlichen Anschlag der Hamas auf mehrere Siedler im September in der Westbank hieß es in einigen Zeitungen, dass der Anschlag das Ende einer langen unblutigen Phase des Konflikts markiere.
Unblutig? Nur wenn man "israelisches Blut" zählt und einen die palästinensischen Opfer nicht interessieren.

Zwar hat die New York Times nach dem Hinweis eines Leserbriefschreibers reagiert und mitgeteilt, dass in der Aussage Bronners nur Israel und die Westbank gemeint waren und nicht der Gaza-Streifen, doch auch dann bleibt ein solcher Satz zynisch angesichts der vielen Toten, die es eben auch in der Westbank gab. Ganz abgesehen davon, dass der Satz Bronners unmissverständlicher nicht hätte formuliert werden können und die Rechtfertigung der Zeitung äußerst unglaubwürdig erscheint.


Abermals stellt sich die rhetorische Frage: Wie würde heute die Landkarte des Nahen Ostens aussehen wenn der Leichengeruch hunderter toter Zivilisten, welcher Wochen lang über Nabatäa, Beirut oder Gaza schwebte nicht dort, sondern über Tel Aviv oder Sderot den Bewohnern und Helfern das Atmen schwer gemacht hätte?

Wie würde der Nahe Osten heute aussehen, Herr Bronner?

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