al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Björk goes Dabke

Anfang Oktober hat die Sängerin Björk ihr neues Album Biophilia veröffentlicht.
Überraschenderweise hat die Musikerin ihr Single-Auskopplung Crystalline vom syrischen Elektro-Dabke Sänger Omar Souleyman remixen lassen, den ich, mal abgesehen von seinen (ehemaligen?) Sympathien für Bashshar al-Assad, für eine ziemlich coole Sau halte. Dishdasha plus Lederjacke plus Pilotenbrille, Schnauzbart und Hattah... ein Stylegott.

Omar Souleyman und Mahmoud Harbi

Die Person neben Souleyman (rechts) ist der Dichter Mahmoud Harbi, der ihm bei seinen Auftritten die Texte so zu sagen "freestyle" einflüstert.


Das hier ist der Teaser für das Remix-Projekt Souleymans.



Ein anderes Thema aber ebenfalls interessant ist die Diskussion in den Youtube-Kommentaren über ein Detail im Video, welches mir erst überhaupt nicht aufgefallen war. Bei 00:08 Sekunden hat einer der anwesenden Araber die Hand auf dem Schenkel seines Nebensitzers. Youtube-Nutzer verleitete dies zur Frage, ob die beiden denn ein Pärchen seien und es folgte eine Ressentiment geladene Debatte über Homosexualität, Araber und "Geschlechter-Apartheid" . Man kennt das ja...


Zu guter Letzt gibts noch den Song, der Souleyman in Syrien bekannt gemacht hat, mit einem herrlich trashigen Video.


Samstag, 22. Oktober 2011

"Aussteiger-Hotline für Linksextreme"

SPON berichtet über eine so genannte "Aussteiger-Hotline für Linksextreme".

Pantoffelpunk interviewte nun exklusiv einen Aussteiger über dessen steinigen Weg aus der Szene.
pantoffelpunk.de: “Herr F., sie sind aus der linksextremen Szene ausgestiegen. Wie haben Sie das geschafft?”

Herr F.: “Ich bin sonst jeden Dienstag zum Treffen der Autonomen Antifa meiner Stadt gegangen, an einem Dienstag im November des letzten Jahres allerdings bin ich von einem alten Bekannten, der mit der Szene nichts zu tun hat, zum Spieleabend eingeladen worden. Wir haben nett geklönt, ein paar Bier getrunken und witzige Gesellschaftsspiele gespielt. Das war ein sehr netter Abend.”

pp: “Wie ging es weiter?”

F.: “Am Ende des Abends fragten die mich, ob ich am nächsten Dienstag wieder kommen wolle, einer würde auch eine WII mitnehmen. Ich sagte zu und hielt meine Verabredung ein.”

pp: “Sie fehlten also wieder bei dem Treffen der Antifa? Wie haben ihre Kamer… Mitstreiter reagiert?”

F.: “Ich habe irgendwann S. von der Antifa angerufen und gesagt, dass ich Dienstags jetzt etwas anderes vorhätte und nicht mehr an den Treffen teilnehmen würde. Er war natürlich etwas enttäuscht, schließlich hatten wir davor Jahre lang gemeinsam im rechtsextremen Millieu recherchiert und Daten veröffentlicht, wir haben Aktionen geplant, Demos organisiert und Migranten bei der Suche nach Hilfen unterstützt.”

pp: “Wurden Sie in der Folgezeit unter Druck gesetzt und bedroht?”

F.: “Ja. Man hatte mir massiv damit gedroht, den Termin auf Mittwoch zu verlegen, ich solle doch bitte wieder dabei sein.”

[...]
Weiter geht es hier.

Ein Freund der USA

Saudi-Arabiens Kronprinz ist an einer schweren Krankheit gestorben. Er war ein Befürworter des Bündnisses mit den USA.
So die knappe Einleitung zum Artikel in der Welt. Ein Verbündeter der USA zu sein reicht für einen "Musterdemokraten" schon damit ihm nachgetrauert wird, während man den Tod anderer Diktatoren feiert.
Auch Außenministerin Clinton hat eilig kondoliert und den Prinzen einen "Freund der USA" genannt.

Freitag, 21. Oktober 2011

Sternstunden der Israelsolidarität

Treibt dann seine [gemeint ist Gilad Shalit, Anm. AS.] Wächter zusammen, diese meuchelnden, dem Todeskult verfallenden, unschuldige Menschen schlechtenden, Kinder opfernden Wilden, die ihre Hände in Blut tauchen und ihre Frauen benutzen – falls sie nicht gerade ihre eigene Teufelsbrut an Bomben anschließen und sie losschicken, damit sie auch ja zu ihren 72 Jungfrauen kommen, wenn sie das Leben Schulbus fahrender, Herzen malender, mit Transformers spielender, Hausaufgaben vergessender Kinder anderer und von deren Kindern, die nicht von ihren Müttern abgerichtet worden sind, ihrem Todesgott zu dienen, als Schutzschilde, sich immer versteckt haltend hinter ihren Burkas und ihrer Babywiege - sie sind eben wilde Tiere. Werft sie ja nicht in eure Gefängnisse, wo sie darauf warten können, zu Tausenden eingetauscht zu werden gegen ein einziges Kind Israels, sondern ins Meer, wo sie untergehen können, als Futter für die Haie und andere Fische und fleischfressende Meeresbewohner, die Gott nur zu diesem Zweck geschaffen hat.
Rachel Abrams vom Emergency Committee for Israel.

Via MondoPrinte

Hizbullah - not a progressive party

There is a great minister in Lebanon: his name if Sharbil Nahhas. You won't hear about him because he is a brilliant leftist economist who has been trying to reverse the Hariri-Sanyura capitalist monopolisitc path of Lebanese economy. He now holds the Ministry of Labor and has been ambitious to call for free health care for all Lebanese. Yet, his reform plans encounter stiff opposition from the Lebanese billionaire prime minister. Hizbullah does not want to be bothered and it is even more sympathetic to the opponents of Nahhas's plans. This is yet another example that Hizbullah, contrary to its reputation among some Western leftists, is not a progressive party by any means. In fact, it is pro-capitalism and its former Minister of Energy, Muhammad Fnaysh, prepared a privatization for Lebanon's electric power resources that met with approval from the Haririte establishment.
Via AngryArab, Hervorhebung durch mich.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Die Rettung eines Menschen...

Israel lässt Extremisten frei, es demütigt den Palästinenserpräsidenten – alles nur für die Rettung eines einzelnen Menschen. Doch das war es wert.
Ob der Autor auch der Meinung ist, dass bei diesem Autstausch von 1028 Gefangenen nur ein Mensch gerettet wird? Es ist anzunehmen.

Ein israelischer Soldat der im Kampf gegen Palästinenser gefangengenommen wird, wird zum Helden stilisiert. Ihm gegenüber stehen über tausend namenlose palästinensische Gefangene, deren Geschichten keinen interessiert. Ein namenloses, aber in jedem Falle uninteressantes Kollektiv. "Verbrecher", "Gesinnungsgeschwister" und "Extremisten", andere Worte findet die Journaille nicht für 1027 Individuen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in israelischen Knästen stecken und deren Namen auch diese Journalisten nie gehört haben. Jeder sollte sich an dieser Stelle einmal fragen wie viele Namen palästinensischer Gefangener er selber kennt, und warum einem nur der des israelischen Gefangenen im Gedächtnis haftet.

Und dann wird auch noch der Talmud zitiert um die israelischen Beweggründe zu veranschaulichen:
Wer aber auch Werte in Betracht zieht, die sich einer unmittelbaren Kosten-Nutzen-Analyse entziehen, kann kaum anders, als den Verantwortlichen Respekt zu zollen. Im Jerusalem Talmud (Sanhedrin 23a-b) steht: "Wer eine einzige Seele rettet, rettet die ganze Welt." Das heißt: Die konkrete Nah-Ethik steht über der abstrakten Fern-Ethik, das Reale über dem Potenziellen, der Mensch über der Menschheit. Es ist eine Ethik, die von humaner Größe zeugt.
Bei diesem ekelhaft schnulzigen Geschwurbel schreit keiner Philosemitismus, auch wenn es Antisemitismus ist, wenn Israel eine alttestamentarische "Auge um Auge"-Politik den Palästinensern gegenüber vorgeworfen und dies mittels religiöser Schriften belegt wird.

Nicht vergessen sollte man zudem, und das wird im Artikel selbstverständlich nur angedeutet, dass eine Stärkung der Hamas, wie sie durch diesen Deal entsteht, automatisch zu einer Schwächung von Abbas und der Autonomiebehörde führt. Dies liegt ganz im Interesse Netanjahus und der israelischen Regierung, die mit Argwohn den Sympathiebonus betrachtet, der Abbas für seine Bemühungen um einen eigenen palästinensischen Staat in den letzten Wochen zuteil wurde.

Es geht doch nicht um Talmud und Koran! Hier geht es um Politik. Etwas, was diese ganzen Anti- und Philosemiten, Muslimhasser oder Islamversteher bis heute nicht kapiert haben.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Besatzung

Aber nicht nur der Bürgerkrieg, auch die fast 30-jährige, bis 2005 dauernde Besatzung des Landes durch die syrische Armee habe tiefe Narben in der libanesischen Identität hinterlassen, erklärt Doumit.
Von der blutigen israelischen Besatzung ist im ganzen Artikel natürlich kein Sterbenswörtchen zu lesen. Die war ja eher eine Art humanitärer Hilfseinsatz.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Völkerpsychologie

Kurden seien vom Mars, Araber von der Venus, meint jedenfalls Hiwa Osma. Etwas übetreiben mag er schon in seiner Gegenüberstellung, aber Unrecht hat er ganz sicher nicht, vor allem, wenn er den Arabern vorwirft, manisch auf die Vergangenheit fixiert, ja förmlich in ihr eingeschlossen, zu sein:
Araber sind jedenfalls nicht von dieser Welt, so ewig gestrig und rückständig wie sie eben sind... Mehr vom Völkerpsychologen Osten-Sacken hier.