al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Dienstag, 30. August 2011

Wenn PI-News beinahe klingt wie mancher Antiimp...

Was man die letzten Wochen in der deutschen Presse über Libyen liest, ist nur noch total gaga und sprengt alle Grenzen der Idiotie. Da bombardiert die NATO wochenlang Tripolis, aber sie hat immer nur haarscharf böse Steine getroffen, wie Gaddafis Kasernen, kein einziger Mensch wurde durch NATO-Bomber getötet. Darum sind sämtliche Leichen, die man jetzt in Tripolis findet, brutal Verstümmelte und Ermordete des Gaddafi-Regimes. Bei den bejubelten “Rebellen” kämpfen seit Tagen Elitesoldaten der USA, Frankreichs und Großbritanniens. Auch diese haben natürlich keinen einzigen Libyer erschossen. Nein, nein, alle Toten hat Gaddafi auf dem Gewissen.
[...]
Unter dem Diktator Gaddafi ging es den Libyern materiell nicht schlecht, alle hatten zu essen. Nun herrscht in Tripolis Hungersnot. Na sowas.
Na sowas!

Sonntag, 28. August 2011

Al-Akhbar jetzt endlich auch auf Englisch

Oft wurde eine englische Onlineausgabe der libanesischen Tageszeitung Al-Akhbar ("Die Nachrichten") schon angekündigt und immer wieder wurde der Start verschoben. Jetzt hat es offenbar endlich geklappt und seit ein paar Tagen kann auch der interessierte Leser der des Arabischen nicht mächtig ist auf die Nachrichten dieser umstrittenen, linken Zeitung zugreifen.


Aktuell ist ein Bericht über den Angriff auf den syrischen Karikaturisten Ali Ferzat Titelthema. Ferzat wurde vermutlich für seine regierungskritischen Zeichnungen von Anhängern des Regimes gefoltert. Während Al-Akhbar immer wieder vorgeworfen wird auf der Seite des syrischen Regimes und der Hizbullah zu stehen, scheint die Wirklichkeit also komplexer zu sein. Sicherlich ist auch Al-Akhbar nicht perfekt aber im Vergleich zu den anderen libanesischen und generell arabischen Zeitungen sicherlich eine der interessantesten und mutigsten.

Angebliches Selbstbildnis von Ali Ferzat im Krankenbett

Zu den Autoren zählen unter anderem Rami Zurayk, As'ad AbuKhalil, Max Blumenthal, Fawwaz Traboulsi und viele weitere...

Wer sich als bei einer englischsprachigen arabischen Zeitung informieren will die nicht irgendwie aus den Golfstaaten finanziert wird, dem sei geraten bei Al-Akhbar vorbeizuschauen.

Samstag, 27. August 2011

Unterdrückte Widersprüche

In den wenigen Momenten in denen ich gegenwärtig Zeit fürs Bloggen finde, fehlt mir meist die Motivation irgendetwas zu schreiben. So gebannt wie ich ab Dezember die Ereignisse um den so genannten "Arabischen Frühling" verfolgte, so grau rauscht er jetzt - längst zu einem Arabischen Herbst geworden an mir vorbei. Wo steht Syrien, was treibt die Ägypter, wer ist progressiv, wer reaktionär... vor einem Jahr hatte ich noch Antworten. Wenn ich momentan wenig schreibe, so liegt das sicherlich auch daran, dass ich mich selbst neu orientiere.

Hat sich neben all den Umwerfungen im Nahen Osten auch etwas in mir selbst gewandelt? Die Bilder von demonstrierenden Massen vor der israelischen Botschaft in Kairo erscheinen mir unwirklich und unheimlich. Vor wenigen Monaten hätte ich mir ein solches Szenario nicht auszumalen gewagt. Jetzt aber betrachte ich mit Skepsis die Fahnen-schwingenden Massen, wie sie einstimmig den Kampf gegen Israel fordern.
Und wieder sitze ich zwischen den Fronten. Natürlich waren die letzten Monate enorm wichtig für die Entwicklung der arabischen Staaten. Und natürlich begrüße ich beispielsweise den Druck, den das "neue Ägypten" gegenüber Israel aufbaut. Wann ist es zuletzt vorgekommen, dass sich ein israelischer Politiker bei Arabern entschuldigt hat? Vor einem Jahr wäre so etwas unvorstellbar gewesen.
Auf der anderen Seite trifft ein von ägyptischem Territorium ausgehender Anschlag israelische Zivilisten und damit wieder einmal die Falschen. Die Sinai-Halbinsel scheint zu einem neuen Konfliktherd zu werden. Ein Grund mehr alte Positionen und Standpunkte neu zu überdenken.

Wenig geändert hat sich dagegen bei den üblichen Pappenheimern. Dort sind die Fronten ähnlich klar wie vor einem Jahr und in den Jahren davor. Lediglich die Rhetorik gegenüber Saudi-Arabien und anderen westlichen Verbündeten im Nahen Osten hat sich ein wenig verschärft. Hauptfeind bleiben die Palästinenser und der Iran. Letzterer sei sogar für fast alle(!) Terroranschläge im Nahen Osten verantwortlich; phantasiert zumindest Thomas von der Osten-Sacken, dieser "Nahostexperte", der immer noch nicht den Namen des syrischen Diktators schreiben, geschweige denn aussprechen kann und der offenbar noch nie von den regelmäßigen Selbstmordanschlägen gegen schiitisch-iranische Pilger im Irak gehört zu haben scheint. Doch wenn er von Terroranschlägen im Nahen Osten schreibt, dann meint er eigentlich nur Israel. Alles andere ist für ihn unwichtige Nebensache.
Wer will es diesem ideologisch verblendeten Neocon verübeln, der sein Wissen hauptsächlich von nur wenig komischeren Lachnummern wie Michael J. Totten bezieht?

Richtig peinlich wird es erst, wenn besagter Osten-Sacken auf die "unterdrückten Widersprüche" in der (angeblich einheitlichen) "internationalen Palästina-Solidaritätsbewegung" hinweist. Dies macht er an den unterschiedlichen oder gar gänzlich ausbleibenden Reaktionen auf den Angriff auf ein palästinensisches Flüchtlingslager im syrischen Latakia durch das Assad-Regime fest.
Damit hat der ohnehin schon schwer angeschlagene Assad sich weiter diskreditiert.
Nicht etwa, weil die internationale Palästina-Solidaritätsbewegung jetzt eine Hilfsflotte zu entsenden drohte. Das geschieht nur, wenn man Israel beschuldigen kann.
Und dass sich ein Osten-Sacken für das Schicksal der Palästinenser erwärmt geschieht nur, wenn er damit irgendwie den Staat Israel verteidigen kann. Ich habe jedenfalls noch nie nur ein einziges Wort der Kritik an der Vorgehensweise Israels gegen die Palästinenser aus seinem Munde vernommen. Genau so wie er zwar voller Trauer auf die Opfer des jüngsten Anschlags im Süden Israels hinweist aber natürlich nicht ein einziges Wort des Bedauerns über den Tod der Palästinenser und Ägypter verliert, die im Zuge der israelischen Reaktion ebenfalls ihr Leben lassen mussten.

Nebenbei: Das Assad-Regime hat eine lange Geschichte von Verbrechen gegen die Palästinenser, und stand dabei zumindest politisch schon Seite an Seite mit dem israelischen Staat (so z.B. während des libanesischen Bürgerkriegs als Israel und das syrische Regime im "Harb al-Mukhayyamat" die gleichen Parteien im Kampf gegen die palästinensische Bevölkerung unterstützten.)

Das Leid der Palästinenser dient Osten-Sacken jedenfalls lediglich als Vehikel Hegemonieansprüche zu verteidigen. So wie dem Antisemiten die Palästinenser auch egal sind, so lange er ein Alibi hat seine Hetze zu verbreiten.

Es wird noch offensichtlicher... Auf dem Wadi-Blog (der auch unter der Düngerfraktion der PI-News Leser seine Fanbase hat) pikiert sich der Jungle-World Schreiber wenige Tage nach den israelischen Rachebombardements auf den Gazastreifen darüber, dass ein türkischer Angriff auf kurdische Gebiete im Irak mehreren Zivilisten das Leben gekostet hat. Von Kritik gegenüber Israel liest man dagegen nichts, so verblüffend ähnlich sich dich beiden, fast zeitgleich erfolgten Ereignisse in Türkei/Kurdistan und Israel/Palästina auch sind.

Das ist alles so furchtbar durchschaubar, dass es mir stellvertretend für all die Mitleid heuchelnden Spinner wie Thomas von der Osten-Sacken eiskalt den Rücken runter läuft. Ja, das sollte es ihnen eigentlich selbst, angesichts dieser offensichtlichen Einseitigkeit.

Dienstag, 23. August 2011

Dortmund stellt sich quer!

Aufruf von der Gruppe Dortmund stellt sich quer:

Zum 7. Mal in Folge wollen Neofaschisten anlässlich des Antikriegstages durch Dortmund marschieren. Für den 3. September mobilisieren sie europaweit in die Ruhrgebietsmetropole. Nach dem wieder erfolgreich verhinderten Marsch durch Dresden gilt der so genannte „Nationale Antikriegstag“ in Dortmund als einer der wichtig­sten Aufmärsche der deutschen Neonazis.

Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Hochburg militanter Neonazis entwickelt. Brutale Übergriffe auf MigrantInnen und linke Jugendliche, auf GewerkschafterInnen und politisch aktive Menschen, auf alternative Buchläden und auf Parteibüros, auf Kneipen und Veranstaltungen, auf Wohnungen von AntifaschistInnen gehen weiter und nehmen an Brutalität zu.

Die Nazis sagen, Dortmund sei ihre Stadt. Wir sagen: Niemals!

Polizei, Justiz und lokale Politik haben das Problem seit Jahren verharmlost. Sie tragen Verantwortung für das Erstarken der Neofaschisten in Dortmund. Seit dem Jahr 2000 gehen vier Morde auf das Konto der Neonazis: drei Polizisten wurden von dem Neonazi Michael Berger erschossen, der Punk Thomas Schulz von einem jugendlichen Neofaschisten erstochen. Seit einiger Zeit verändert die Zivilgesellschaft ihre Sicht und entwickelt Protest und Gegenwehr. Aber die Polizei bleibt ihrer Linie treu: Antifaschistisches Engagement wird immer wieder behindert, Neonazis können nahezu ungestört agieren.

Der Antikriegstag erinnert an den faschistischen Überfall der Nazis am 1. September 1939 auf Polen. Es war der Beginn eines Raub- und Vernichtungskrieges, der die Welt in Brand steckte und über 50 Millionen Tote hinterließ. Der Antikriegstag ist der Tag aller DemokratInnen und KriegsgegnerInnen, die die Mahnung aus unserer Geschichte: „Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg!“ wachhalten und für eine Welt des Friedens und der internationalen Solidarität eintreten.

Die deutschen Neonazis stehen in der Tradition der NSDAP. Sie bejubeln den beispiellosen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion mit 17 Millionen toten Zivilisten ebenso wie die barbarische Massenvernichtung der Juden, Sinti und Roma. Sie leugnen die Verbrechen der Wehrmacht und der SS und tragen Slogans wie „Unser Großvater war ein Held!“ vor sich her. Mit antikapitalistischen Phrasen versuchen sie in der sich verschärfenden Krise des Kapitalismus die sozialen Abstiege, Armut und Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Existenzangst der Menschen und besonders der Jugend für ihre rassistische und kriegsverherrlichende Ideologie zu nutzen.

Gemeinsam setzen wir ihnen unseren Widerstand und unsere Politik der Aufklärung und der internationalen Solidarität entgegen! Gemeinsam stehen wir gegen Krieg und fordern seine sofortige Beendigung in Afghanistan – und überall! Wir rufen die Antifaschistinnen und Antifaschisten, die Gegner von Krieg und Besatzung, die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die Jugend dazu auf, den Aufmarsch der Neofaschisten am 3. September durch gewaltfreie Blockaden entschlossen zu verhindern! Von uns wird dabei keine Eskalation ausgehen. Wir sind solidarisch mit allen, die der zunehmenden Kriegspropaganda eine Absage erteilen und den Nazis entgegen treten wollen. Gemeinsam werden wir ihren geplanten Marsch durch Dortmund verhindern!

Der Antikriegstag gehört uns!
Beteiligt Euch an den Demonstrationen und Blockaden!
Wenn Nazis marschieren, ist Widerstand Pflicht!

[...]

Sonntag, 21. August 2011

Aufatmen in Libyen

Es hatte so lange gedauert. Immer wieder wurden Fortschritte gemeldet und oft hieß es kurze Zeit später, dass die Rebellen wieder zurückgedrängt wurden. Jetzt könnte all das wirklich ein Ende haben...

Tripolis ist von den Rebellen erobert worden. Saif al-Islam, der Sohn Gaddafis wurde festgenommen. Auch weitere Familienmitglieder stehen unter Arrest. Gaddafi selbst ist wohl auf der Flucht. Untergetaucht.

Meine Skepsis gegenüber dem Übergangsrat beiseite lassend und optimistisch in die Zukunft blickend, freue ich mich einfach, dass diese Ära zu Ende ist und sage schlicht: Glückwunsch!

Zu hoffen ist auch, dass dieses Ereignis ein Signal nach Damaskus sendet. Auf die Dauer wird sich auch Assad nicht halten können. Wie will er ein Land befrieden, das er ins Chaos gestürzt hat?

Ein Bekannter von mir hat Familie in Misurata, Libyen. In den letzten Monaten hatte er oft über viele Tage keinen Kontakt zu Frau und Familie. Die Telefon- und Internetverbindung war instabil. Neuigkeiten über die Lage bekam er nur über die Nachrichten. Spätestens jetzt wird er etwas aufatmen können.
Ein anderer Bekannter hat Familie im ost-syrischen Deir al-Zur. Das Dorf wurde tagelang von der syrischen Armee beschossen und belagert. Es gab viele Tote; auch in seiner Familie. Ein Ende ist dort noch nicht in Sichtweite...

Donnerstag, 11. August 2011

Antisemitismus statt Hass auf Muslime

Die Fraktion mit einem ausgeprägten Fetisch für (israelische) Flaggen und Militärisches war empört als ein Floris Biskamp in der Jungle World zu behaupten wagte, der norwegische Terrorist Anders B. Breivik sei tatsächlich von Ressentiments gegen Muslime getrieben worden.
In Tweets forderte man zum Kündigen des Jungle-World-Abos auf, so man dies noch nicht getan habe. Grund genug für das Blatt einen Artikel hinterherzuschießen, in welchem man dieser Klientel eingeschüchtert nachläuft.
Und das, obwohl schon der Artikel von Biskamp in Teilen recht fragwürdig anmutete. Zwar bezeichnete er die Tat Breiviks als "Elchtest" (Norwegen halt...) der "Islamkritik", nach welchem sich wohl "echte" von "falscher" Islamkritik zu trennen habe, drückte aber in merkwürdiger Verkennung dieses Anspruches seine tiefe Dankbarkeit gegenüber Henryk M. Broder für dessen "emanzipatorische Kritik" am Islam aus.

Doch der Reihe nach: Die Jungle World schiebt also einen von Gerhard Scheit verfassten Artikel nach, in dem die wahre Motivation Anders B. Breiviks offengelegt werden soll. Während Biskamp noch eingestehen konnte, dass da zumindest in irgendeiner Form antimuslimische Ressentiments im Spiel waren, findet Scheit den Antrieb des Terroristen wo ganz anders.
Doch vorher fasst er die seiner Meinung nach vorherrschende Ansicht einer "verlogenen Öffentlichkeit" zusammen, um sich von ihr abzugrenzen:
"Der Anschlag sei demnach nur die logische Konsequenz des »Feindbilds Muslim«."
Spätestens hier aber muss Gerhard Scheit intervenieren. Denn da er und andere Vertreter einer (post-)"anti"deutschen Linken mit Breivik das "Feindbild Muslim" teilen und somit selbst unter Verdacht geraten würde, darf nicht wahr sein was im zitierten Satz ausgedrückt wird.
Schlimmer noch; G. Scheit und G. Sinnungsgenossen haben in den vergangenen Jahren hartnäckig geleugnet, dass so etwas wie "Islamophobie", anti-muslimischer Rassismus oder generell gegen Muslime gerichtete Ressentiments überhaupt in nennenswerter Form existieren würden.
Der Terrorakt in Norwegen wird somit nicht für die "Islamkritik" zum "Elchtest", sondern für die Argumentation der Post"anti"deutschen.

Was folgt ist ein wirrer, mit Vokabeln der Psychoanalyse und Termini antideutscher Theorie aufgeladener Versuch die Tat Breiviks und dessen 1500 Seiten starke anti-muslimische Philippika umzudeuten.
Scheit schließt, dass der Terrorist Breivik die Muslime eigentlich nicht hasse, sondern verehre. Warum? Weil Breivik eigentlich vielmehr Antisemit sei und Muslime selbst die Juden hassen! Die Muslime seien die "narzisstische Kränkung" des Antisemiten. Schließlich stellen diese (laut Scheit) eine "wachsende", "ausgeprägt judenfeindliche Macht" dar, die gerade deshalb so anziehend auf Antisemiten wirke. Dass das alles mehr über das Muslim- und Islambild Scheits aussagt, als über die "wahren Absichten" Breiviks ist offensichtlich. Der Jungle-World Schreiber ist nämlich kein Unbekannter und fiel schon häufiger durch seine - höflich formuliert - Abneigung gegenüber Muslimen auf.
So verbreitet er unter anderem in einem seiner Bücher das rassistische Märchen, wonach der muslimische Junge bis zu seinem achten Lebensjahr gestillt werde (was die muslimische Gesellschaft zum größten psychopathologischen Kollektiv mache). Inwiefern es sich bei dieser Behauptung um eine schlichte Projektion eigener ödipaler Triebregungen handelt, kann nur vermutet werden.

Dass Breivik in seinem gegen Muslime gerichteten "Manifest" eindeutig antisemitische Sätze stehen hat, kann man kaum bezweifeln. Dass diese zwischen einer Flut von antimuslimischen Aufsätzen stehen ebenso wenig. Genau das sieht der Jungle-World Schreiber aber als Beweis für den Neid Breiviks auf Muslime.

An manchen Stellen lässt Scheit selbst paranoide und fast konspiratologische Züge erkennen. Offenbar hält er die Öffentlichkeit und ihre "Geschichte der Lügen" für durch und durch antisemitisch. Der Begriff "Islamophobie" - so kritikwürdig er tatsächlich ist - sei "erfunden worden". Zum einen, um die berühmte "legitime Islamkritik" zu verbieten und zum anderen um "eben jenen Neid (der Antisemiten auf die antisemitischen Muslime Anm. AS.) als ein ­Derivat des Antisemitismus unkenntlich zu machen."
Hier arbeiten europäische Antisemiten, Muslimhasser Antisemiten und Muslime Antisemiten im Judenhass zusammen. Nach dieser Logik wurde Marwa al-Sharbini also von einem Antisemiten aus purem Neid erstochen. Neid, weil sie, das Opfer, die bessere Antisemitin darstellte.
"Wer hier wie auch sonst von Islamophobie spricht, hat nichts anderes im Sinn, als Antisemitismus zu verschleiern. Es gibt keine Islamophobie."
Scheits pseudo-psychoanalytischer Versuch ist durchschaubar. Er zerredet jede Verbindung zwischen Breivik und den selbst ernannten "Islamkritikern" und kann gleichzeitig selbst seinen Ressentiments gegenüber Muslimen freien Lauf lassen. Am Ende ist irgendwo der Muslim Schuld, weil dieser ein Antisemit ist und damit den Neid anderer auf sich zieht.
Worum es Scheit am wenigsten geht ist Antisemitismus. Er benutzt ihn nur, um selbst weiterhin hassen zu dürfen.

Mittwoch, 3. August 2011

Wenig Zeit... (II)

Neben der Arbeit an Hausarbeiten für diverse Seminare lese ich gerade "Die Kultur der Ambiguität" von Thomas Bauer. Dementsprechend wenig Zeit bleibt fürs Bloggen. Zu dem Buch werde ich allerdings hier noch etwas schreiben, da es bisher das beste ist was ich in diesem Jahr gelesen habe.

Ansonsten sei noch auf ein paar Links hingewiesen.
Darunter Rhizom mit einem wirklich interessanten Fundstück zu "Transgender im Süd-Irak (1956)"
"Während unserer Untersuchung der Ma’dan-Stämme am Unterlauf des Euphrat-Tigris war es möglich, engeren Kontakt zu einer Dichterin lokaler Berühmtheit aufzunehmen. Sie führte ihr Leben als mustergil, d.h. in männlicher Kleidung als Mann. Die Erscheinung der Transvestiten ist z. B. auch von süd- und nordamerikanischen Stämmen berichtet, für die arabische Welt hat sie noch wenig Beachtung gefunden. Da unsere Dichterin kein Einzelfall ist – sie behauptete, daß allein in ihrem eigenen Stamm etwa 50 Frauen als Männer lebten – verdient die Frage nach den Gründen dieser Erscheinung Beachtung."
Außerdem Daeva mit Beiträgen zu "Islamkritik ungleich Islamkritik?" und dem "Freitag der Bigotterie":
Am 29. Juli wurde erneut zu einer großen Kundgebung auf dem Tahrirplatz in Kairo und in vielen anderen Orten aufgerufen um die Revolution zu vollenden. Insbesondere in Kairo kam es zu Vorfällen, die erhebliches Unbehagen auslösten. Egyptian Spring spricht von Millionen Islamisten, die aufmarschiert wären. Die internationale Presse überschlägt sich mit Horrorszenarien. Nun hat sich also endlich gezeigt, was jeder, der Mubarak für den Garanten von Freiheit gehalten hat, befürchtet hat: ein zweiter Iran ist in Reichweite.

Stimmt nur nicht[...]
So weit...